Nick Waterhouse - Promenade blue

Innovative Leisure / Membran
VÖ: 09.04.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Ententanz in Sepia

Es ist manchmal gar nicht so einfach, einen inspirierten Aufhänger für eine Rezension zu finden. Deshalb landet man zuweilen gar bei der uninspiriertesten aller Optionen: die Meta-Reflexion über Rezensionsaufhänger als Rezensionsaufhänger. Nun stellt Nick Waterhouse als Sujet auch nicht gerade eine große Hilfe dabei dar, die Kreativflüsse seines Schreibers aufzufrischen, ist dessen Akte mit Veränderungswillen schließlich ähnlich üppig gefüllt wie Donald Ducks Hosenschublade. Natürlich klingt Waterhouse auf "Promenade blue" immer noch so Vintage, wie es sich für einen ehemaligen Plattenhändler gehört. Natürlich betont er immer noch so stark das erste Teilwort von Rhythm'n'Blues, dass er jeden High-School-Ball der 1950er und 60er im Alleingang hätte unterhalten können. Natürlich ist beim Kalifornier auch auf seinem fünften Album in nicht einmal einer Dekade alles beim Alten geblieben. Oder?

Zumindest der Opener würde für einige Irritation auf der Tanzfläche sorgen. Mit unaufgeregtem Gestus gleitet Waterhouse über das Piano von "Place names", Girlgroup-Vocals unterstützen ihn im Refrain, und die ausladenden Streicher erheben sich zu einem noch ausladenderen Solo. Produzent Paul Butler lebt – zum Glück nur musikalisch – seinen inneren Phil Spector aus, während Waterhouse seinen Charts-Erfolg mit dem Ofenbach-Remix von "Katchi" weiterhin nicht an sich ranlässt. Es ist ein in seiner subtilen Grazie großartiger Eröffnungssong, geboren aus dem gereifteren Selbstverständnis des 35-Jährigen. Doch das Motto "Never really set for the big change" deutet darauf hin, dass die Platte den hier eingeschlagenen Weg gleich wieder verlässt. Den Großteil von "Promenade blue" prägt erneut eine Interpretation von klassischem Soul, Doo-Wop und Rock'n'Roll, die den sofort ins Blut gehenden Rhythmus immer der feinen Melodie vorzieht.

Das muss per se nichts Schlimmes sein. Wie sich das von Surf-Anleihen und Männerchören beseelte "The spanish look" über den Barboden schlängelt oder "Vincentine" mit Schepper-Drums und athletischen Bläsern den Putz von den Wänden kloppt, reißt durchaus mit. Fetischisten des Musikbeschreibungs-Unworts "handgemacht" freuen sich besonders über die gewohnte, komplett analoge Live-Aufnahme des Albums, die tatsächlich verdammt gut klingt und der Retro-Ästhetik angemessen ist. Speziell "Very blue" profitiert von dem knisternden Dialog, in den Gitarre und Streicher im Zusammenspiel eintreten. Jener Track nähert sich darüber hinaus am ehesten der Eleganz des Openers, unterstreicht Waterhouse' Klasse auch in einem auf Engtanz eingegrenzten Bewegungsradius. Nur das Kaffeehaus-Instrumental "Proméne bleu" übertreibt es etwas mit der Lässigkeit und sorgt höchstens für eine Augenliderbewegung nach unten.

Allzu lange währt das Nickerchen allerdings nicht, wenn das gehetzte "Fugitive lover" samt Saxofon-Solo losmarschiert und kurz darauf "B. Santa Ana, 1986" die eigene Geburtsurkunde in die Orgel hämmert. Doch die kleinen Körnchen des Zweifels lassen sich auch nicht mit extra viel Schwung unter den Roadhouse-Teppich kehren. So viel Laune "Promenade blue" auch macht und so geschmackvoll Waterhouse und Band vergangene Popkultur aufleben lassen, so vorhersehbar wirkt das Ganze im inzwischen fünften Aufguss. Bei aller Kurzweiligkeit und technischen Klasse fehlt der Musik schlicht die Tiefe und Eigenständigkeit, um die immer gleichen Sepia-gefärbten Grooves vor der Abnutzung zu bewahren. Nick Waterhouse' Akte mit dem Veränderungswillen bleibt also abgesehen von ein paar Post-It-Skizzen weiterhin leer – und dabei zieht sogar Donald Duck wenigstens zum Schwimmen eine Badehose an.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Place names
  • Vincentine
  • Very blue

Tracklist

  1. Place names
  2. The spanish look
  3. Vincentine
  4. Medicine
  5. Very blue
  6. Silver bracelet
  7. Proméne bleu
  8. Fugitive lover
  9. Minor time
  10. B. Santa Ana, 1986
  11. To tell
Gesamtspielzeit: 34:32 min

Im Forum kommentieren

Hoschi

2021-04-12 13:16:53

Klassischer Waterhouse.
Kein Ausfall, weder nach oben noch nach unten und das schon seit 5 Alben.
Würde mich trotzdem über ein wenig mehr Abwechslung auf Album Nummer 6 freuen.

7/10

Armin

2021-03-31 21:08:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2021-01-13 18:36:51- Newsbeitrag


Nick Waterhouse

veröffentlicht heute seine neue Single Place Names und kündigt sein
neues Album Promenade Blue an, das am 9. April via Innovative Leisure erscheint




“The combination is entrancing—itching to be listened to live.”
Interview Magazine

“Having tapped garage god Ty Segall and jazz and blues dynamo Mose Allison for his latest

release, Waterhouse straddles the line between rock grit and smooth, sultry R&B”
Esquire

“Nick Waterhouse is a soul man, through and through.”
Rolling Stone

“riffage rooted in rhythm & blues, jazz, and soul”
American Songwriter

“A 'musical talisman’ for our times”
Tower Records PULSE!

“it’s a shot of pure joy”
Pitchfork



F. Scott Fitzgeralds klassisches Werk „The Great Gatsby“ wurde zum Sinnbild für die Roaring Twenties, eine Ära der Dekadenz und geistigen Leere, in der die Farbe Grün für Sehnsucht und Hoffnung auf die Zukunft steht. Ein Jahrhundert später, ebenfalls in den 20er Jahren, wählt Nick Waterhouse die Farbe Blau, um auf seinem neuen Album Promenade Blue, das am 9. April bei Innovative Leisure erscheint, einen spirituellen Blick in die Vergangenheit zu werfen.



Die neue Kollektion funkelt herrlich, mit einem Widerhall von Energie, Herz, Kreativität und Stimmung von Anfang bis Ende. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Eröffnungstrack des Albums, Place Names, der Erinnerungen an seine Teenagerzeit in den Vordergrund rückt und über den Stolz auf seine Heimatstadt und das besondere Leben, das er sich aufgebaut hat (oder vice versa), nachdenkt. Ein gefühlvolles, mitreißendes Arrangement, unterstrichen von den Girl Group Backing Vocals. Place Names würde sich in einem pulsierenden Club in New Orleans oder neben Marlon Williams oder The Budos Band zu Hause fühlen.





In Nicks musikalischer und lyrischer Welt ist Blau eine Brechung seines Lebens und seiner Erinnerungen – ein Schatten auf ein tiefes, spirituelles San Francisco, das sein musikalisches Vokabular mitbestimmte, aber nun unwiderruflich ausgelöscht wurde.



Die Welt von Promenade Blue steht für Wiedergeburt und Wiederbelebung sowie für eine klare Zielsetzung. Sie beschwört die endlosen Tourneen, die Marathon-Aufnahmesessions und die Höhen und Tiefen des Erfolgs herauf, die er in seiner jahrzehntelangen Karriere erlebt hat; sie erinnert an Romanzen, die dem Untergang geweiht waren, an Liebschaften, die andauerten, und an die Hoffnung auf zukünftige Tage der Gleichberechtigung und Partnerschaft; sie beschwört die Geister von Menschen herauf, die nicht mehr da sind, aber für immer seinen Geist durchdringen. Sie ist lebendig und magnetisch, beflügelt von Licht und Dichte durch Nicks neue Zusammenarbeit mit dem Produzenten Paul Butler (Michael Kiwanuka, Devendra Banhart). Es ist nicht Gatsbys New York in den 1920er Jahren, es ist Waterhouses Kalifornien in den 2020er Jahren.





Artist: Nick Waterhouse

Title: Place Names

Written & composed by: Nick Waterhouse

Cat. No: IL1313

ISRC: USD8D2178001
UPC: 0810874024596

P&C: 2021 Innovative Leisure
Photo credit: Zach Lewis


Lyrics:

I’ve been out walking as I have many times
Sky’s the shade of slate

Coming through Lombard gate

Nobody around for talking

beside the wood-line
I watch the boats rise
gettin' high on place names

Never cry on cold days
I never mind a trip on the freeway

because it’s what I know
I never cry on cold days
Never really set for the big change

learnt to let things go
And say blow wind, blow

Strangers talkin’,

drifting voices between rails
In the alley
by the book shop
I heard a sound,

my heart it stopped

Soft and grey days,
somewhere on the 400 block
– Never cry on cold days

And I wonder who’s changed

And what’s the same

I never cry on cold days
never mind a trip on the freeway

because it’s what I know
I never cry on cold days
Never really set for the big change;

learn to let things go
And say ‘blow wind, blow’


Promenade Blue tracklist

1.Place Names
2. The Spanish Look
3. Vincentine
4. Medicine
5. Very Blue
6. Silver Bracelet
7. Proméne Bleu
8. Fugitive Lover
9. Minor Time
10. Santa Ana, 1986
11. To Tell

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