The Reds, Pinks and Purples - Uncommon weather
Tough Love / CargoVÖ: 09.04.2021
Pastel Blues
Oftmals ist ein Plattencover weit mehr als eine schmucke Visualisierung musikalischer Themen und markiert das erste Tor hinein in den Narrativ der sich dahinter versteckenden Sammlung von Songs. Auf "Uncommon weather", dem dritten Album des vom musikalischen Tausendsassa Glenn Donaldson geführten Projekts The Reds, Pinks and Purples, deutet der pastellfarbene Häuserblock auf den ersten Blick bereits an, wohin die Reise geht: Donaldson nimmt Hörerinnen und Hörer mit auf einen Spaziergang durch seine Heimat San Francisco – dabei steht aber bei Weitem nicht das schillernde Touri-Programm auf der Agenda. Vielmehr taucht "Uncommon weather" in das Herz der kalifornischen Musikmetropole ein und fördert die Geschichten zu Tage, die sich unter der ikonischen Oberfläche im "Everyday life" umtriebiger Künstler abspielen.
Eingefangen werden diese in einem musikalischen Rahmen, der sich anfühlt wie ein abendlicher Spaziergang in den Sonnenuntergang hinein – irgendwie melancholisch angehaucht, trotzdem aber mit einem Gespür für die Freude am Leben. "I hope I never fall in love" fasst diesen prägnanten Sound als Blaupause der LP zusammen: Ein luftiges Orgel-Intro, sanft durch den Raum schwebende Gitarren und die hallende Stimme Donaldsons, die über die Windungen des Lebens sinniert. "Everyone goes wild sometimes / Loses their way on a slow decline / And wonders how to get home from a bed that’s not your own / Woke up sober and alone." Auch der Titeltrack führt eine sehnsüchtige Stimmung herbei und gibt sich ausgiebiger Tagträumerei hin. "And the sky shone through / Pink, yellow and blue / Uncommon weather." Dass hier trotz des im fluffigen Indie-Pop angesiedelten Sounds auch die Schattenseiten des Lebens ihren Platz finden, zeigt der Opener "Don't ever pray in the church on my street", in dem Zeilen wie "Everything counts when a panic hits you / The fear grips you" die kleinen Probleme des täglichen Lebens suggerieren – auch im sonnigen Kalifornien.
Obwohl das Soundgewand auf "Uncommon weather" bewusst einheitlich gehalten ist und nicht allzu viele Variationen präsentiert, verzeichnet die Platte erst auf der Zielgeraden vereinzelte Abnutzungserscheinungen. Dass der Spannungsbogen gespannt bleibt, liegt vor allem auch an den mitreißenden Geschichten, die The Reds, Pinks and Purples präsentieren. Herausstechen tut dabei in der zweiten Albumhälfte vor allem das verzweifelte und berührende "Life at parties", das die Chronik einer unruhigen Seele auf der Suche nach Halt im Leben zeichnet: "You still hang on / Waiting for the end to come / Life at parties / You just need someone to throw their arms around you / In the middle of the night / Someone to take the pain out of your life". Besonders in diesen Momenten wird der Ausflug in den Stadtteil Inner Richmond so lohnenswert. Hinter den bunten Fassaden ist das Leben herausfordernd und unperfekt – aber irgendwie auch schön.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I hope I never fall in love
- Uncommon weather
- Life at parties
Tracklist
- Don't ever pray in the church on my street
- I hope I never fall in love
- The biggest fan
- Uncommon weather
- A kick in the face (that's life)
- I wouldn't die for anyone
- I'm sorry about your life
- The record player and the damage done
- Pictures of the world
- Life at parties
- Sing red roses for me
- The songs you used to write
- Sympathetic
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Immermusik
2022-01-11 23:03:16
Die mangelnde Abwechslung ist hier ein Qualitätsmerkmal. „All the songs still sound the same“ nix soll die Indiemelancholie stören. Zwischen 2 Alben haut er nochmal 2 wunderschöne non album tracks raus. Die Alben mit seinen anderen beiden Bands aus dem letzten Jahr haben mir auch gefallen.
https://theredspinksandpurples.bandcamp.com/album/i-still-owe-you-everything
jo
2022-01-05 16:17:59
Habe ich auch wirklich oft gehört - genau wie seine Werke davor wieder sehr schön.
Und bald steht schon das nächste Album an... :)
Der Wanderjunge Fridolin
2022-01-05 15:58:39
Im Endeffekt war dies recht überraschend das Album, das ich 2021 am meisten gehört habe, bezogen auf die Werke, die auch in 2021 veröffentlicht wurden. Herrlicher, recht simpler, manchmal auch repetitiver Jangle Pop, der trotzdem zu keiner Sekunde belanglos daherkommt. Ohrwurmalarm.
Gordon Fraser
2021-04-12 16:25:49
https://daily.bandcamp.com/lifetime-achievement/glenn-donaldson-lifetime-achievement?utm_source=notification
Schöne Hintergrundgeschichte zu Donaldson.
jo
2021-04-12 14:27:04
Das einzige, was man dem Album vorwerfen kann, ist, dass es nicht sehr abwechslungsreich ist (...)
Auch im Vergleich zu den (noch nicht gerade alten) Vorgängern. Aber egal. Dennoch ein sehr schönes Album.
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