Tomahawk - Tonic immobility

Ipecac / PIAS / Rough Trade
VÖ: 26.03.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein rastloser Geist

Wer in Zeiten des Stillstands zumindest kreativ tätig sein kann, muss ein glücklicher Mensch sein. Statt die Decke, Tapete, Tischdekoration oder Kaffeemaschine anzustarren, können ungenutzte Energien freigesetzt werden, um etwas Geistreiches von möglicherweise bleibendem Wert zu schaffen. Dürfen wir uns also Mike Patton als glücklichen Menschen vorstellen? Nun, die Indizien sprechen dafür: Mitten im weltweiten Gefühl der Ausbremsung meldet sich der beispiellos Umtriebige mit seinem Bandprojekt Tomahawk und einem neuen Album zurück. Und das wiederum dürfte uns für eine ganze Weile vom allgemeinen Wahnsinn ablenken.

Aus einer nahezu unüberschaubaren Vielfalt an Bands, Solo-Ausflügen, Projekten, Experimenten und Beteiligungen ragt Tomahawk seit jeher ein bisschen heraus. Die Sperrigkeit manch anderer Veröffentlichungen war hier zumeist nur Teil des Programms und nicht dessen Kern. Auf "Tonic immobility" liefern Patton und seine Mitstreiter Duane Denison von The Jesus Lizard, Helmet-Drummer John Stanier und Bassist Trevor Dunn, der unter anderem auch bei Mr. Bungle und Fantômas den Sechssaiter bearbeitet, dafür einen weiteren klangvollen Beweis. Dass sie sich zum Auftakt in "Shhh!" mit Tönen an die Sache heranschleichen, die an "New noise" von Refused erinnern, darf als ebenso geglückt bezeichnet werden wie die Songs, die das Ganze bis zur Albummitte tragen. Von da an geht der Spaß allerdings erst richtig los.

Tomahawk steigern sich ab "Tattoo zero", wo Mike Patton plötzlich für einen Moment wie Nick Cave klingt, von Stück zu Stück. Das liegt vor allem daran, dass die Stärken der einzelnen Mitglieder des Quartetts nahezu gleichberechtigt zum Tragen kommen. Insbesondere Sänger Patton lebt einmal mehr das ganze Spektrum seiner Kunst aus, kehrt sein Innerstes nach außen und reißt so die anderen mit. Der Bass von Dunn ist sehr präsent, die Gitarre von Denison verleiht die dezidiert rockige Note, Stanier bearbeitet mit Verve seine Schlagzeugfelle. Das alles, garniert mit allerlei emotionalen Ausbrüchen wie im famosen "Howlie", verdichtet sich zu einer der besseren Veröffentlichungen in der umfassenden Diskographie des gebürtigen Kaliforniers.

Bei allem Respekt vor Pattons offenkundig unerschöpflichem Willen, immer wieder etwas Neues auszuprobieren und sich auf nichts festzulegen: Wer ihm zuhört, bekommt doch in schöner Regelmäßigkeit das Gefühl, dass seine Stammband Faith No More trotz einiger wahrer Klassiker noch immer zu einem ganz großen Wurf fähig sein dürfte. Das Warten darauf lässt sich aber auch diesmal wieder mit dem neuesten Werk von Tomahawk, dem fünften in mittlerweile 20 Jahren, vortrefflich überbrücken.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tattoo zero
  • Howlie

Tracklist

  1. Shhh!
  2. Valentine shine
  3. Predators and scavengers
  4. Doomsday fatigue
  5. Business casual
  6. Tattoo zero
  7. Fatback
  8. Howlie
  9. Eureka
  10. Sidewinder
  11. Recoil
  12. Dog eat dog
Gesamtspielzeit: 39:22 min

Im Forum kommentieren

Watchful_Eye

2021-03-26 13:11:44

Ich tippe nach den Vorabsongs und dem Review auf eine Mischung zwischen "Oddfellows" und straighterem Alternative Rock.

Was jetzt nun nicht ultraspannend wäre, aber im besseren Fall auf ein Album hinausliefe, was für eine Weile den Alltag begleiten könnte.

fuzzmyass

2021-03-26 11:21:28

neuer Song Predators & Scavangers:
https://www.youtube.com/watch?v=XKHWC8GLJq0

Armin

2021-03-24 22:04:23- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Eurodance Commando

2021-03-24 21:33:45

Typische, wenig aussagekräftige 7/10-Review, mit der ich so gar nix anfangen kann, aber okay. Ich erhoffe ich mir hier ein neues gutes Patton-Release mit Langzeitwirkung.

noise

2021-03-23 23:03:03

Schau an. Platte des Monats in der VISIONS.

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