Serpentwithfeet - Deacon

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 26.03.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Bump n' Grindr

Entspannen Sie sich. Begeben Sie sich in eine bequeme Haltung und denken Sie an etwas Schönes. Zum Beispiel an Sex. Sex ist gut. Lassen Sie diese Textzeilen nun auf sich wirken:

Halt, halt. Josiah Wise? Josiah? Ein Kerl singt so unverblümt aus der Perspektive des penetrierten Sexualpartners? Nicht nur das. Unter seinem Alias Serpentwithfeet nimmt er zudem ausgerechnet Gospel-Elemente hinzu, um die fleischliche Ekstase zwischen zwei Männern mit Zeilen wie "Please stack up that wood / Just like you should" und "I'm his little spoon" zu unterstreichen. Das tat er schon auf dem beeindruckenden Debüt "Soil", allerdings nicht so explizit und mit Fokus auf der unerwiderten Zuneigung. Der Nachfolger "Deacon" findet Wise hingegen glücklich und voller Liebe, die Platte besteht quasi nur aus Lobpreisungen – auch wenn es interessanterweise nicht bei einem einzigen Adressaten bleibt, wie die verschiedenen Namen in der Tracklist bezeugen. In den Videos zu den Singles ist Wise in Homevideo-Optik beim Turteln mit seinem Partner zu sehen. Der 32-Jährige hält mit nichts hinterm Berg. Und auf "Deacon" tragen ihn die Wogen der Liebe eben genau dahin, wo es gerade passt.

Vielleicht rutscht diese relativ kurze Sammlung auch deshalb häufiger ins Skizzenhafte ab, was "Soil" trotz vieler innerer Wendungen noch vermeiden konnte. In "Derrick's beard" schraubt sich Wises Sehnsucht im wiederholten "Come over here / Missing your beard" zwar ins Gedächtnis, wirkt aber am Ende wie eine noch nicht vollständige Idee. Auch die fixe Klaviernummer "Malik" lässt nur schnell ein paar Zeilen da und verschwindet: "Oh Malik, oh Malik / Yes, that's the one / Blessed is the man who gambles / Blessed is the man who wears socks in his sandals." Klar, besser knapp halten anstatt zu langweilen, aber da "Deacon" sehr oft zwischen solchen Ideen hin und her springt, erschwert es eine emotionale Verbindung zu diesen spirituell-sexuell aufgeladenen Gospel-Stücken mit Schlafzimmerblick. Nicht nur, weil Socken in Sandalen wirklich schlimm aussehen.

Dabei funktioniert es doch stellenweise astrein. Der Opener "Hyacinth" stimmt wie eine wohlige Synth-Decke auf das weitere Kuscheln ein, am Ende wartet "Fellowship" als liebestoller Ausklang, der sich auch auf platonische Weise lesen lässt: "I'm thankful for the love I share with my friends." Das verspielte Nachäffen einer Fanfare in "Same size shoe" ist ebenso hübsch verspielt wie der hüpfende Beat des schlagfertigen "Sailor's superstition". In "Amir" wird das Verlangen zugleich verschwitzt und unterkühlt dargebracht und auf eine simple Forderung reduziert: "Boy, I want you here." Noch ist "Deacon" in seiner schwulen Explizität in Sachen Sex und Liebe eine Ausnahmeerscheinung. Aber wer weiß, welche Türen es im Kleinen schon öffnet. Denn was Ariana Grande, Beyoncé oder Justin Bieber dürfen, muss man queeren Künstlern ebenso zugestehen.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hyacinth
  • Sailor's superstition
  • Fellowship

Tracklist

  1. Hyacinth
  2. Same size shoe
  3. Malik
  4. Amir
  5. Dawn
  6. Sailor's superstition
  7. Heart storm (feat. NAO)
  8. Wood boy
  9. Derrick's beard
  10. Old & fine
  11. Fellowship
Gesamtspielzeit: 29:09 min

Im Forum kommentieren

Felix H

2021-06-09 22:20:24- Newsbeitrag

humbert humbert

2021-03-28 20:12:49

Das Album klickt leider so gut wie überhaupt nicht bei mir. Mir sind die Produktion und die Lieder zu dünn.

Armin

2021-03-17 19:57:01- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Felix H

2021-02-19 22:51:37- Newsbeitrag

Zweites Album kommt am 26.3.

Zwei Singles sind schon draußen:





Tracklist:
01 “Hyacinth”
02 “Same Size Shoe”
03 “Malik”
04 “Amir”
05 “Dawn”
06 “Sailors’ Superstition”
07 “Heart Storm” (Feat. Nao)
08 “Wood Boy”
09 “Derrick’s Beard”
10 “Old & Fine”
11 “Fellowship” (Feat. Sampha & Lil Silva)

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