David Gray - Skellig

Laugh A Minute / Rough Trade
VÖ: 19.02.2021
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Distinktion und Einbauküche

Früher, in den – zumindest für manche – goldenen Zeiten des Plattentests.de-Forums ohne Registrierungspflicht, als noch jeder mal schnell das Internet hinter einem fast immer unfassbar witzigen Pseudonym um einen charmanten Einzeiler bereichern konnte, hat man oft Sätze gelesen, die mit den unscheinbaren Worten "Musik für" begannen und mit markigen Beschreibungen endeten. Okay, meistens waren es mehr oder weniger clever verpackte Beleidigungen der Hörerschaft von Band xy. Ein Sache also, die zurecht ein Stück weit in Vergessenheit geraten ist. An die man sich aber unweigerlich erinnern muss, hört man "Skellig", das mittlerweile zwölfte Studioalbum von David Gray. Für all diejenigen, die später hinzugekommen sind und denen gerade ein "David who?" ins Gesicht geschrieben steht, die ganz kurze Biographie: 1998, "White ladder", Riesenerfolg. Und eine ganze Menge an Versuchen, selbigen zu wiederholen.

Doch erst mal über einen weiten Bogen zurück zum Thema "Musik für": Es gab vor einiger Zeit mal einen Werbespot, der zwei total coole, hip angehauchte, jung gebliebene Dudes in den 30igern zeigte, die so locker flockig mit einem 0,33er-Fläschen Bier in einer nagelneuen Küche stehen und sich gegenseitig zeigen, wie dermaßen ultramegaaffentittengeil jetzt dieser neue Dampfgarer auf Augenhöhe ist. Oberschichtige Distinktion in der Einbauküche! Dampfgarer auf Augenhöhe ist der Shit, man! Die werbespotgewordene Hölle auf Erden. Warum das hier am Rande zum Rant erwähnt werden muss? Na klar: Weil David Gray auf "Skellig" – und auch auf so ziemlich allen anderen Aufnahmen – wie nicht zuletzt Kollege Sebastian Meißner zu "Mutineers" schon gelungen auf den Punkt gebracht hat – genau für diese zwei coolen, hippen Dampfgarerdudes Musik macht. Das ist natürlich irgendwie fies, weil die Singer-Songwriter-Kiste nun mal eine eingeschränkte Auswahl an Werkzeugen parat hält und sich so hauptsächlich von einer sachte bedienten Akustikgitarre getragenen Songs gerne mal recht ähnlich anhören.

Das ist aber noch lange keine Ausrede, um einfach mal 13 Stücke auf fast eine ganze, nicht enden wollende Stunde auszuwalzen, die so ausdrucks- und konturlos daherkommen, dass sie glatt perfekt als Hintergrundbeschallung für Einbauküchenwerbespots geeignet wären. Die sich sogar dagegen wehren, richtig schlecht zu sein. Nein, "Skellig" kommt vom ersten bis zum letzten Ton so überzeugt mittelmäßig daher, man will fast anerkennend den Hut zücken. Merkt dann aber, dass sich die Graysche Herangehensweise nach exakt zwei Songs, unter denen immerhin das gut gelungene "Dún Laoghaire" zu finden ist, verbraucht hat und ab jetzt nur noch Wiederholung und Langeweile das Bild bestimmen werden. Weil so ein halbwegs gelungener Refrain einfach totgenudelt werden muss, bis er auch im durchschnittlichsten und zugleich unachtsamsten Gehörgang angekommen ist. Dann dauert Durchschnittskost wie "Spiral heart" eben mal fast sieben Minuten. Dann werden aus "Skellig" eben 56 Minuten Dur und Wohlklang ohne jeden Wiedererkennungswert. Eingehüllt in die dickste Luftpolsterfolie, die Lady Redundanz gerade zur Hand hatte. Kommt da noch irgendwas durch?

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Skellig
  2. Dún Laoghaire
  3. Accumulates
  4. Heart and soul
  5. Laughing gas
  6. No false gods
  7. Deep water swim
  8. Spiral arms
  9. The white owl
  10. Dares my heart be free
  11. House with no walls
  12. Can't hurt more like this
  13. All that we asked for
Gesamtspielzeit: 56:13 min

Im Forum kommentieren

MartinS

2021-03-15 20:57:26

Tja, ihr habt natürlich alle irgendwie Recht (außer mit der schlechten Laune) und ich kann auch jede Stimme verstehen, die hier mehr Punkte hört.
Aber mich holt diese Formelhaftigkeit, diese vielen Wiederholungen, dieses immer Gleiche über die volle Spielzeit nun einfach so garnicht ab.

Und ja klar, der Text ist unsachlich und launig, aber ich muss und kann eben auch damit leben, wenn das jemand scheiße findet

Beefy

2021-03-13 15:50:05

Für mich mindestens zwei Punkte mehr verdient, die Rezi, naja. Mochte David Gray aber auch schon immer, mir egal, wenn ich damit zum Einbauküchen-Langweiler werde.

Perfect Day

2021-03-13 15:43:20

Die Punktewertung kann ich in Teilen nachvollziehen, die Rezension an sich ist unsachlich. Das muss nicht immer schlecht sein, wird dem Album aber nicht gerecht. Denn auch hier lassen sich die ein oder anderen Highlights finden, wenn man den Willen hat, das zu tun. Ich persönlich bin bei einer 6/10, verstehe auch, wenn man die Musik nicht besonders spannend findet. Aber David Gray ist natürlich nicht nur auf das „White Ladder“-Album aus dem letzten Jahrtausend zu reduzieren, sondern hat durchaus eine ganze Menge mehr zu bieten. Da hat der Rezensent dann unterm Strich auch keine höhere Wertung verdient, als sein rezensiertes Werk.

Vive

2021-03-13 15:16:55

Da war wohl jemand schlecht gelaunt, als er diese vollkommen willkürliche Rezension geschrieben hat.
Bei dieser Art von Musik geht es darum, ob die Stimme eine gewisse Tiefe und Ausdruckskraft hat (ja, allerdings). Ab da geht es darum, mit einfachen songwriterischen Mitteln aus dem Leben zu erzählen, das Understatement zu pflegen.
Wer das nicht weiß, braucht solche Musik nicht zu besprechen.
Mindestens 7/10

Dunja200099

2021-03-11 14:03:54

wird doch erst Mitte Mai veröffentlicht.

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