Mogwai - As the love continues
Rock Action / PIAS / Rough TradeVÖ: 19.02.2021
Nachts ist es wärmer als draußen
Mogwai sind sicher nicht die aufregendste Band der Welt. Wo andere zwischen Klassiker und Klogriff beinahe alles in der Diskografie vorweisen können, operieren die Schotten auf einem bemerkenswert hohen Niveau mit bestenfalls kleinen Ausreißern nach oben und unten. Trotz zahlreicher Epigonen erkennt man ihre Alben unmittelbar, auch wenn jedes seine eigene Färbung hat. "As the love continues" ist da allein vom Namen her Programm. Das bewährte dynamische Erfolgsrezept zwischen aufgetürmten Gitarren und dezenter Elektronik wird fortgesetzt, trotzdem kreieren Mogwai in dieser guten Stunde eine eigene Welt. Welche in der Nacht ihr Setting ausbreitet, in einer freundlichen: funkelnde Sterne, seltsame Lichter, manchmal berauschende Feuerwerke. Spaziergänge nach Anbruch der Dunkelheit – private Grüße an dieser Stelle an die beiden musikalischen Chatpartner – bekommen eine neue, passende Untermalung.
Bereits der Opener "To the bin my friend, tonight we vacate Earth", nur einer von vielen umwerfenden Songtiteln, gibt die Blaupause vor. Ein ruhiger Puls aus Nullen und Einsen leitet sanft in den Song, bis dieser in der Mitte den Verzerrer anwirft und majestätisch zu schreiten beginnt. In dieser Klangfülle wird förmlich ein ganzer Planet umarmt. Diese Ausbrüche haben Mogwai schon immer kultiviert, aber auf "As the love continues" stehen sie in besonderem Fokus. Fast jedes Stück durchlebt auf gewisse Weise die Wandlung vom zaghaft tastenden Mucksmäuschen zum selbstbewusst auftretenden Monolithen, jedes Mal mit anderen Kniffen in der Hinterhand. Bei "Here we, here we, here we go forever" ist es das derangierte Fiepen, bei "Supposedly, we were nightmares" das markante, schwere Schlagzeug.
Zwei Stücke stechen hierbei deutlich hervor. "Ceiling granny" lässt die E-Gitarren durchgängig lärmen, ohne jedoch die Brockenhaftigkeit von Brechern wie "Glasgow mega-snake" oder "Old poisons" zu emulieren. Fast schon leichtfüßig und simpel kommt der Track im Verhältnis daher. "Ritchie Sacramento" führt derweil die jüngere Vocal-Tradition fort, die mit "Teenage exorcists" begann – und kann sich auf ein gemachtes Bett fallen lassen. Alles sanfter diesmal? "Drive the nail" hämmert in seinen wortlosen Refrains durchaus noch mit der von Produzent Dave Fridmann unterstützten Ruppigkeit den Nagel rein. Aber ja: "As the love continues" gibt sich geschmeidiger und sphärischer als das sehr erdige "Every country's sun". Es ist allerdings nicht weniger faszinierend.
Besonders fantastisch gerät das wundervolle "Midnight flit", das grazile Melodiebögen spannt und diese auf eine Reise immer tiefer in die nächtliche Ekstase schickt. Einer der schönsten Mogwai-Tracks überhaupt. Einen kleinen Callback zur entmenschlichten Vocoderstimme von "Hunted by a freak" enthält das bedrückende "Fuck off money", ein einsamer Stimmungstiefpunkt in der Mitte der Platte, zumindest bis auch hier die Soundschichten beeindruckend den Raum in der Gefühlswelt einnehmen. Und zu beiden Seiten geht es bergauf in ein kleines Wunderland voller Entdeckungen. Für wen das zu kitschig klingt, der kann sich ja weiter an die früheren, rabiateren Momente halten. Bei "As the love continues" gilt jedoch: reinlegen, wohlfühlen. Die Liebe geht weiter, in der Tat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- To the bin my friend, tonight we vacate Earth
- Drive the nail
- Fuck off money
- Midnight flit
Tracklist
- To the bin my friend, tonight we vacate Earth
- Here we, here we, here we go forever
- Dry fantasy
- Ritchie Sacramento
- Drive the nail
- Fuck off money
- Ceiling granny
- Midnight flit
- Pat stains
- Supposedly, we were nightmares
- It's what I want to do, Mum
Im Forum kommentieren
Leech85
2024-01-12 18:36:08
Die rauen Momente machen dieses Album erst zu was grossem ;) Bin inzwischen bei 8.5/10.
Der Schlusstrack ist so genial und auch Pat Stains und Drive the Nail und natürlich der Opener. Und Ceiling Granny passt als Rocker dazwischen.
Klaus
2024-01-12 12:02:10
Mehr Mogwai hören. 8/10, der Schönklang ist genau das, was ich geraude so brauche. Da "nerven" die rauen Momente zwischendrin fast.
Leech85
2022-05-23 17:13:43
Ne auch live gab mir Remurdered nichts.
Aber 2 rights makes one Wrong ist dafür live eine Offenbarung gegenüber der Version auf Platte. Dass nenn ich ein Paradebeispiel.
musie
2022-05-23 17:09:04
Ich fand sie vor ein paar Tagen live wirklich richtig stark, so gut wie schon lange nicht mehr. Mehr als die Hälfte der Songs kamen vom neuen Album.
The MACHINA of God
2022-05-23 16:13:18
Dann musst du den echt mal live sehen. Fand den auf Platte acuh immer gut (zumindest ein Highlight des Albums), aber live ist das echt nochmal ne andere Hausnummer.
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