Valley Maker - When the day leaves

Frenchkiss / Membran
VÖ: 19.02.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Einkehr im Ausschreiten

Austin Crane aus South Carolina erzeugt keinen Eklat, keinen Aufruhr. Bewegte doch seine letzte Platte als Valley Maker, "Rhododendron , den Kollegen Conrads zu einer Erörterung des Begriffes "schön". Da waren keine Dissonanzen, keine garstigen Ausbrüche, sondern ein Folk-Rock, der sich in Anmut und Gemächlichkeit sonnte. Und auch sein neues Album "When the day leaves" ergibt sich den weichen Strukturen und Klängen. Eine Auseinandersetzung damit, was es bedeutet, die humanen Werte und das Zwischenmenschliche in diesen harschen Zeiten aufrecht zu halten, mehr, aber auch nicht weniger stellt dieses Album dar. Damit erhält man vielleicht keine Auszeichnungen fürs Spektakuläre oder Innovation, aber darum geht es Crane auch nicht. Seine Musik zielt aufs Allgemeingültige hinter der tagesaktuellen Schillerfassade.

Die zart verschleierten Flöten, konstant warmes Gitarren- und Schlagzeugspiel, dazu ein von kurzfristigen Irritationen befreiter Gesang: Bereits der Opener "Branch I bend" schielt auf das Langfristige, ewig Währende. Dabei findet Crane die Wahrheit im Gegenüber, "Everything I know / Is in your shade." Das beruhigt und erweckt Zuversicht, nicht jede Wahrheit wird von plötzlichen Erschütterungen weggewischt. Das mag in seiner Einfachheit nach banaler Philosophie klingen, doch hinter den stetigen Rhythmen, dem melodischen Fluss steckt ein großes Zutrauen ins Basale.

Die Songs schreiten voran, schlingern ein wenig aus, bleiben aber auf Kurs. "No one is missing" strahlt mit dem fest gefassten Rhythmus, den weichen Schlagzeug-Beats und dem nahbaren Gesang eine warme Stabilität aus, und "Pine trees" gönnt seiner Verlässlichkeit sogar eine etwas verspielte Marching-Drum-Unterlage. Man mag die Vocals vordergründig als traurig, mindestens melancholisch bezeichnen, doch liegt in ihnen ein großes Zutrauen in die heilende Wirkung des Zeitenlaufs. Wie auf diesem Album in so manchem Song die Flöten als Heilpflaster, als milderndes Mittel eingesetzt werden, wie über einen locker aufgehängten Rhythmus allmählich auf unspektakuläre, aber lichte Höhepunkte zugesteuert wird, all dies erzeugt Vertrauen.

Auch das etwa drängendere "Voice inside the well" läuft in weiten Melodieflächen aus, auch wenn hier die Drums etwas kräftiger zupacken. Doch der – auch in vielen anderen Songs sehr präsente und besondere – weibliche Background-Chor entlässt die etwas markanteren Melodiekonturen in Richtung offener Nachthimmel. Und wenn "On a revelation" eine dezent kernige Instrumentierung wählt, bleibt dennoch der Modus des gleichmäßigen Voranschreitens gewahrt. Also auch bei kratzigerem Sound befindet sich alles im Fluss, gibt es keinen Affront. Da jedoch die Melodien betörende Schlangenlinien gehen, folgt man diesen allzu gerne, vermisst keine Brüche oder Störfaktoren. Der zufrieden ermattete Titelsong entlässt den Hörer abschließend mit Zuversicht und Zutrauen zurück in den Alltag, eine wohltuende Ausszeit von aufschreienden Tweets und grellen Insta-Strories. Lass der Zeit ihren Lauf.

(Martin Makolies)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Branch I bend
  • No one is missing
  • Instrument
  • On a revelation

Tracklist

  1. Branch I bend
  2. No one is missing
  3. Pine trees
  4. Instrument
  5. Mockingbird
  6. Aberration
  7. Voice inside the well
  8. On a revelation
  9. Freedom
  10. Line erasing
  11. When the day leaves
Gesamtspielzeit: 45:18 min

Im Forum kommentieren

Armin

2021-02-10 20:43:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum