LNZNDRF - II
LNZNDRF / CargoVÖ: 29.01.2021
Besondere Pilze
Von all den Nebenprojekten im mittlerweile doch sehr weit verzweigten The-National-Kosmos ist LNZNDRF immer noch eines der krudesten. Dieser Eindruck entstand schon vor ziemlich genau fünf Jahren, als die Gruppe um die Brüder Scott und Bryan Devendorf, sowie die beiden Beirut-Musiker Ben Lanz und Aaron Arntz ihr enigmatisches Debütalbum veröffentlichte. Und diese These bestätigt sich nunmehr auch auf dem zweiten Album, für das die Band den kreativen Titel "II" auserkoren hat und das ebenfalls wieder im dichten Morast aus Kraut-, Indie- und Postrock sowie Psychedelia seine Heimstatt sucht. Das Quartett spielt bevorzugt Musik, die blubbert und brodelt und knarrt, die nur in seltenen, ausgesuchten Momenten wirklich Fahrt aufnimmt, meist aber eher im Ungefähren verharrt. LNZNDRF bespielen Zwischenräume, irgendwo zwischen Can und Panda Bear. Eine verwirrende, berauschende, mindestens aber interessante Angelegenheit.
Zeit und Geduld sollte man für dieses Projekt mitbringen, denn LNZNDRF fordern den Hörer schon zu Beginn der zweiten Platte heraus. Der zurückhaltend beginnende Lavalampen-Ambient-Sound des Openers "The xeric steppe" braucht ein paar Minuten, um sich aus seinem Schneckenhaus herauszutrauen. Doch dann rollt der Bass wie ein unheilvolles Naturphänomen durch die Prärie. Im folgenden "Brace yourself" steht auch wieder der Rhythmus im Fokus, der Zugang ist jedoch ein völlig anderer: Auf stimmungsvolles Wabern verzichten LNZNDRF hier, stattdessen stiftet der Song zu ungelenken Bewegungen in der Heimdisko an. Im Gegensatz zum Opener wird hier auch gesungen, Oooh-Chöre sorgen im Hintergrund für eine weitere Stimmungsaufhellung. Oder um im Bild des schönen Cover-Motivs zu bleiben: Hier reflektiert das Mondlicht auf den dunklen Wogen des tiefen Ozeans.
"II" ist eine Platte, die vor Ideen nur so überschäumt: LNZNDRF klingen auf ihrem zweiten Album noch spiel- und experimentierfreudiger. Kein Song gleicht dem anderen, die einzelnen Tracks fächern vielmehr die Möglichkeiten dieser Band auf, ohne in die stilistische Beliebigkeit zu kippen. Die größte Stärke dieses Werks ist also die Binnenspannung, die trotz der soundästhetischen Vielfalt aufrecht erhalten werden kann. Im fesselnden "Cascade" kommen die besten Qualitäten der Band dann so richtig zum Tragen: Die Nummer startet mit atmosphärischem Dröhnen, entwickelt sich dann zu einem dunkel dräuenden Stück mit hell kreischenden Gitarren, bleibt dafür aber so hymnisch wie noch eben möglich. Wer auf The Antlers steht, kommt voll auf seine Kosten. Im hibbeligen Freakfolk-Ausbruch "Ringwoodite" erinnern LNZNDRF dann an Animal Collective. Da waren wohl ein paar "besondere" Pilze in der Rahmsuppe. Doch auch diesen Ausflug in den hyperaktiven Powerpop kriegen Lanz und Co. so sinnvoll in den Gesamtsound der Platte eingebettet, dass "II" letztlich eine echte Alternative darstellt. Für alle, die mit den Platten von Big Red Machine, Taylor Swift oder dem Solowerk Matt Berningers eher weniger anfangen können.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Cascade
- Chicxulub
- Ringwoodite
Tracklist
- The xeric steppe
- Brace yourself
- You still rip
- Cascade
- Chicxulub
- Ringwoodite
- Gaskiers
- Stowaway
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Armin
2021-02-10 20:41:38- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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