Animal Collective - Crestone (Original score)

Domino / GoodToGo
VÖ: 19.02.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Kein Netz

Ein Ort in der Abgeschiedenheit Colorados, "Crestone". Hierhin gelangen kaum Errungenschaften der digitalisierten Zivilisation, die fast erschreckende Weite der Landschaft lässt den Menschen demütig werden. Im gleichnamigen Film von Marnie Ellen Hertzler wird diese Wüstenstadt von einer Gruppe Soundcloud-Rapper bewohnt, das Digitale trifft auf eine endlose Physis. Brian Weitz und Josh Dibb von Animal Collective liefern dazu den Score, und eins wird schnell klar und ist auch logisch: Dass die Amerikaner ausgerechnet bei diesem Projekt zu gängigeren Song-Strukturen zurückkehren, dies kann man schnell abhaken.

Stattdessen: hohle Percussions im Auftakt "Dome yard", ein fast schamanisches Trommeln, weiche, meditative Melodieabläufe. Hier soll über den Umweg einer gemächlichen Wanderung die Seele in Einklang gebracht werden. Auch die etwas härteren Töne von "Eye in the sky" werden von hellen Melodietropfen weichgespült. Das Sound-Arsenal dieses Soundtracks ist durchaus reichhaltig, ihm wird aber viel Platz zur sinnierenden Entfaltung gelassen. Ganz oft fühlt man sich als Hörer in eine innere Einsamkeit zurückgeworfen, in einen basalen Zustand gesetzt. Denn trotz der üppigen Palette an Klangerzeugern ist diese Platte nicht eklektisch. Jedes Instrument hat seine Spiel- und Projektionsfläche.

Dabei klöppelt und plingert es oft isoliert, umgarnt von einem friedlichen Rauschen. Dies erweckt oft den Eindruck von Ambient in Orchesterstärke. Doch jeder Ton bleibt nachvollziehbar als Schritt zu einem phantasievoll inszenierten Ganzen. "Scavengers" orientiert sich dabei an den tiefen, "Benz's dream" eher an den leichten, luftigen Tönen. Geeint werden die unterschiedlichen Stücke durch das Gefühl, von unnötigen Schutzschichten befreit zu werden, reduziert auf den im Gleichgewicht befindlichen Kern.

"Sand that moves" arbeitet dabei sogar zum Auftakt mit einem aufschreckenden Signalton, doch schnell greift liebliches Saitenspiel um sich, schnell findet sich wieder eine behütete Balance. Korrespondierend zur Landschaft im Film geht der Blick oft ins endlos Weite, den beruhigten Gedankengängen sind keine Grenzen gesetzt, eine Weltumspannung im Kopf. "Zapata Falls" erreicht dies mit gemächlichen Drones, auf deren Mutterboden dubbige Grooves lustwandeln. Ausatmen, einen Schritt zur Seite machen, selbst wenn die klangliche Umgebung durchaus üppig ausgestaltet ist, dieses Erlebnis vermittelt der Score von Animal Collective. Da reicht dann auch zum Abschluss in "Cotton candy sky (Dead god theme) entferntes Tönen, ein wenig Struktur vom Klavier und ein helles Klangflirren, um den Raum zur entspannten Einkehr genügend einzurichten.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Eye in the sky
  • Benz's dream
  • Sand that moves
  • Cotton candy sky (Dead god theme)

Tracklist

  1. Dome yard
  2. Eye in the sky
  3. Boxing & breathing
  4. Scavengers
  5. Wake up Ryan
  6. Benz's dream
  7. Sloppy's dream
  8. Sand that moves
  9. Over the Sangre de Christo
  10. EBS
  11. Sad boy sleeping
  12. Ramshack
  13. Smoke & broken mirror
  14. Zapata Falls
  15. Oh California
  16. Cotton candy sky (Dead god theme)
Gesamtspielzeit: 34:54 min

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Armin

2021-02-10 20:40:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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