Scout Niblett - I am

Secretly Canadian / Too Pure / Beggars / Zomba
VÖ: 01.09.2003

Little drummer girl

\"Was bin ich?\", könnte sich Emma Louise Niblett vor einiger Zeit gefragt haben. Eine lärmbewußte Songwriterin? Eine Schlagzeugerin mit Hang zur dramatischen Geste? Eine verworren krakeelende Kratzbürste? Das häßliche Entlein? Oder doch die verkleidete Prinzessin Tausendschön? Fragen über Fragen. Und vermutlich gab sie sich darauf eine völlig einleuchtende Antwort: Alles und nichts. Denn ich bin Scout Niblett. \"I am\". Dreizehn Tracks, knapp vierzig Minuten Nervenaufreiben.

Mit Schönheit oder gar Wohlklang hat es Niblett nicht wirklich. Und so entfernt Steve Albini in gewohnter Manier jede Verfälschung, jeden Weichzeichner und bannt den nackten Klang auf Platte. Eiskalt geben die Trommeln den Takt an, unbarmherzig gegen den Strich gebürstet, mit laut schallendem Tunnelblick. Niblett träumt derweil von Unnahbarkeit: \"It was fun being a baby / They could never catch me.\"

Meist jedoch entblößt sich die Britin derart, daß nur Stimme und Schlagwerk zwischen dem Zuhörer und ihrer Seele zu stehen scheinen. So viel Nähe kostet ebenso Kraft wie Mut. Viel davon. Da säuselt Niblett \"We\'re all gonna die\", als läge der Sensenmann schon gleich neben ihr. Vor Schreck verstummen sogar die kreischende Gitarren. Nur Musik und Liebe können uns noch retten, meint sie. \"I am\" sei lediglich die Beteuerung des Lebens. \"Es geht darum, Dein Leben zu lieben, wirklich zu lieben, am Leben zu sein. Und dadurch auch um die Feier des Todes.\" Zwiespältig wie ihre Musik.

(Oliver Ding)

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