Pom Poko - Cheater

Bella Union / [PIAS] Cooperative
VÖ: 15.01.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Nordischer Zucker

Der Februar ist grundsätzlich eher ein Monat zum Vergessen. Irgendwie grau, irgendwie kalt, irgendwie öde. Die graue Maus des Kalenderjahres. Anders sah das vor knapp zwei Jahren raus, als Pom Poko aus dem norwegischen Städtchen Trondheim plötzlich mit ihrem Debütalbum "Birthday" die Lethargie aus dem Fenster schmissen. Zuckersüß, schrill und laut, gespickt mit verrückten Ideen und unwiderstehlichen Ohrwürmern. Keine zwei Jahre später steht nun mit "Cheater" der zweite Streich des Quartetts ins Haus. Dieses Mal steht jedoch ein kleiner Elefant im Raum: Haben sich in so kurzer Zeit bereits genügend Ideen angesammelt, oder tritt die berüchtigte Album-Zwei-Müdigkeit ein? Die Antwort liegt, wie so oft, irgendwo in der Mitte.

Denn erfreulicherweise wissen Pom Poko an einigen Stellen mit neuen Ideen und Ansätzen zu überzeugen. Beispielsweise beim wunderbaren "Danger baby“, das fast komplett auf verzerrte Gitarren verzichtet und die Engelsstimme von Sängerin Ragnhild Fangel in den Mittelpunkt stellt. "If you ever come back / Have I not been enough for you?“ fragt sie ins träumerische Klanggewand. Eine lyrische Ernsthaftigkeit, die Pom Poko gut zu Gesicht steht. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch "Andrew“, das ebenfalls dezent auf die Bremse tritt und ein wenig Luft zum Atmen bekommt – ein gestecktes Ziel der Band. Hier und da gesellen sich zur Gitarrenschredderei von Martin Miguel Tonne noch ein paar Elektrofiepsereien. Wenn Pom Poko in Höchstform sind, macht es einfach Spaß, die kleinen, versteckten Details zu entdecken. Spaß macht es auch weiterhin, wenn der Vierer in gewohnt exzentrischer Manier aufdreht und seinen wilden Fantasien freien Lauf lässt. Die beiden Vorab-Singles "Like a lady" und "My candidacy“ setzen mit Soli-Einlagen und Break-Stafetten den auf "Birthday" geprägten Sound dermaßen konsequent fort, dass man über einen Hauch von Berechenbarkeit gerne hinwegsieht. Auch beim eröffnenden Titeltrack "Cheater“ geht dieser Ansatz noch klar – spätestens dann, wenn der Song in ein wildes Gitarrensolo mündet.

Und dennoch gibt es einen Haken: Besonders im Laufe der zweiten Albumhälfte geht Pom Poko auf "Cheater“ spürbar die Puste aus. "Andy go to school" schlägt in eine ähnliche Kerbe wie "If u want me 2 stay", wirkt dabei aber nur wie eine müde Kopie, die es nicht gebraucht hätte. Zudem scheint es, als hätte sich die Band mit ihrem Fokus auf ruhigeren Momenten eine Falle gestellt: Besonders das Trio "Look", "Baroque denial“ und "Curly romance“ versinkt gegen Ende der Platte in einem zaghaften Trott und lässt Struktur, Esprit und Spielfreude vermissen – eine Orientierungslosigkeit, die so gänzlich uncharakteristisch wirkt. So lässt "Cheater“ seine Hörer*innen ein wenig zwiegespalten zurück. Pom Poko sind sympathisch unterwegs wie eh und je und begeistern an vielen Stellen mit tollen Ideen – trotzdem kann man sich nur wünschen, dass sich die Norweger für Streich Nummer drei ein wenig länger in der Idylle ihrer Heimat Zeit lassen.

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Like a lady
  • Andrew
  • Danger baby

Tracklist

  1. Cheater
  2. Like a lady
  3. Andrew
  4. My candidacy
  5. Danger baby
  6. Andy go to school
  7. Look
  8. Baroque denial
  9. Curly romance
  10. Body level
Gesamtspielzeit: 33:02 min

Im Forum kommentieren

Z4

2023-04-06 11:19:48

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/marderhund-corona-ursprung-china-wuhan-markt-100.html

Skinner

2021-01-28 11:08:02

Gehe mit der deutlich stärkeren ersten Häflte mit. Die ist allerdings so stark gewachsen bei mir, dass die ersten 5 Songs locker auf 9er Niveau spielen.

Das schwächere Trio seh ich von "Andy go to school" bis "Baroque denial".
Curly Romance und Body Level sind dann wieder ein versöhnlicher Abschluss.
Insgesamt also ne gute 7 bei mir.

Hoffe serh auf die Tour im Oktober!

keenan

2021-01-28 09:38:58

kenne nur den film von studio ghibli ;-)
naja allerdings auch nur vom namen, gesehen habe ich ihn noch nicht :-D

Armin

2021-01-27 20:48:02- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hoschi

2021-01-16 16:59:38

Ich hab die Bande 2018 auf dem burning eagle Festival gesehen und sie haben mich komplett überrollt (wie ungefähr 99% aller Festivalbesucher ;) ).
Zu dieser Zeit ist das Debütalbum noch nicht erschienen, sonst hätte ich es direkt nach dem Gig am Merch gekauft.

Leider musste ich dann feststellen, dass mich die Band auf Platte kein bisschen abholt, ja sogar etwas nervt.
Ich hab jetzt noch nichts von Album Nr. 2 gehört aber ich glaube kaum, dass es jetzt klappt.
Live aber nachwievor ein absolutes Brett.

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