Muse - Absolution

Motor / Universal
VÖ: 22.09.2003
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das letzte Gefecht

Matthew Bellamy kommt nicht zur Ruhe. Als wir ihn und seine Band vor vier Jahren mit "Showbiz" kennen gelernt haben, war er kaum mehr als ein wandelndes Häufchen Elend. Er jonglierte mit seinen Psychosen und Depressionen, sang sich die Seele buchstäblich aus dem Leib und lief der britischen Presse damit natürlich ins offene Messer. Muse sollten da weitermachen, wo Radiohead im zu Ende gehenden Jahrtausend keine Lust mehr hatten, dann würde schon alles gut werden. Der einzige, der da nicht mitwollte, war Sturkopf Bellamy. Dem schwebten höhere Aufgaben für seine Band vor.

Das zweite Album "Origin of symmetry" war schwieriger und eigensinniger, als sich manche das vorgestellt hatten. Völlig losgelöst begaben Muse sich auf ausgiebige Weltraum-Expeditionen und kamen mit einer ambitionierten, beispiellosen, streckenweise brillanten, aber auch arg zerfahrenen Platte zurück. Man wußte nicht so recht. Mit dem dritten Studioalbum nun sollen aber auch die letzten Zweifel ausgeräumt werden. Bellamy will die endgültige Befreiung von allen Bezugspunkten und Vergleichswerten. "Sing for absolution". Und doch ist er wieder zum Scheitern verurteilt.

"Absolution" ist, das könnte der pfiffigste Politiker nicht schönreden, eine Enttäuschung geworden. Und das, obwohl Muse hörbar bemüht sind, die Schönheitsfehler ihres letzten Albums zu berichtigen. Bellamy fährt seine exaltierten Stimmbanddehnübungen auf ein vernünftiges Maß zurück, die Stücke wurden deutlich gestrafft und nur noch das epochal ausholende Drama "Butterflies & hurricanes" schafft es über die Fünf-Minuten-Marke hinweg. Man begnügt sich auch schon mal mit einer Idee pro Song. Oder - leider viel zu oft - mit gar keiner.

Ursachenforschung: An Matthew Bellamy liegt es schon mal nicht. Der zerreißt sich für sein Album, jagt an Mikrofon, Gitarre und Klavier durch die Tonleitern und hat letzten Endes doch keine Chance gegen die furchtbar einfallslosen Songs. Nur wenn das klaustrophobische "Stockholm syndrome" von seinen eigenen Gitarren überrannt wird oder sich die kraftstrotzende Single "Time is running out" bis zur Selbstzerfleischung quält, möchte man sich mit dem Gedanken anfreunden, der einstmals hoffnungsvollsten Gitarrenband Großbritanniens zuzuhören. "You won't be the death of me", singt ein trotziger Bellamy. Und kämpft einen aussichtslosen Kampf.

Es sind vor allem die Balladen, denen es auf "Absolution" hinten und vorne fehlt. Was einem früher an schlechten Tagen noch das Genick brechen konnte, predigt heute die unheilige Dreifaltigkeit von Saft-, Kraft- und Leblosigkeit. "Blackout" wirkt trotz eines ganzen Orchesters blutleer wie ein Leichenschauhaus, und "Endlessly" verheddert sich in seiner monotonen E-Piano-Linie. "I won't let you down", haucht Bellamy noch, bevor er sich der Länge nach hinlegt und das Unvermeidbare doch passiert: Muse lassen kalt. Völlig. Man hätte es nicht für möglich gehalten.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Time is running out
  • Stockholm syndrome

Tracklist

  1. Intro
  2. Apocalypse please
  3. Time is running out
  4. Sing for absolution
  5. Stockholm syndrome
  6. Falling away with you
  7. Interlude
  8. Hysteria
  9. Blackout
  10. Butterflies & hurricanes
  11. The small print
  12. Endlessly
  13. Thoughts of a dying atheist
  14. Ruled by secrecy
Gesamtspielzeit: 52:10 min

Im Forum kommentieren

boneless

2024-05-17 19:25:52

Wenn es darum geht, dass beste Muse-Album zu wählen, würde ich immer Origin of Symmetry nominieren. Diese Platte bringt all die Wucht und Genialität dieser Band auf den Punkt. Wer allerdings Muse in all ihrer prächtigen Vielfalt erleben will, kommt an Absolution nicht vorbei. Ein Album gleich einer dramatischen Oper, welches auf einer halsbrecherischen Gefühlsklaviatur spielt. Absolution begleitet mich seit seiner Veröffentlichung 2003 und begeistert mich immer noch von vorne bis hinten. Es gibt dutzende Momente, in denen ich Gänsehaut bekomme, dazu zig Melodien, die ich nie wieder vergessen werde.

Letztes Jahr ist ja die XX Anniversary Box erschienen und jene ist ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus, trotzdem ist der reguläre Preis (140 Euro), der überall dafür aufgerufen wird, eine absolute Frechheit und in keinster Weise gerechtfertigt. Daher ein Tipp für jene, die die Sache trotzdem gern hätten: Amazon bietet die Box aktuell für die Hälfte (ca. 72 Euro) an. Ich bestelle dort gar nicht gern, aber da konnte ich nicht widerstehen...

Autotomate

2022-09-01 12:38:30

Die beiden Vorgängeralben haben die noch größeren Highlights, aber "Absolution" ist für mich das qualitativ stabilste Album der Band.

02: Apocalypse Please (9/10)
03: Time Is Running Out (9/10)
04: Sing for Absolution (9/10)
05: Stockholm Syndrome (7/10)
06: Falling Away With You (9/10)
08: Hysteria (7/10)
09: Blackout (8/10)
10: Butterflies & Hurricanes (9/10)
11: The Small Print (6/10)
12: Endlessly (9/10)
13: Thoughts of a Dying Atheist (9/10)
14: Ruled by Secrecy (8/10)

nörtz

2022-08-31 23:43:09

Ich habe das damals öfter als OoS gehört:

Apocalypse Please 8/10
Time Is Running Out 8/10
Sing For Absolution 9/10
Stockholm Syndrome 10/10
Falling Away With You 10/10
Hysteria 10/10
Blackout 6/10
Butterflies & Hurricanes 10/10
The Small Print 7/10
Endlessly 6/10
Thoughts Of A Dying Atheist 8/10
Ruled By Secrecy 10/10

Huhn vom Hof

2019-05-21 13:53:54

Auch schade dass das von mir immer noch hochgelobte "Eternally Missed" fehlt. Vielleicht war der der Band mit 6 Minuten zu lang fürs Album.

Felix H

2019-05-21 09:46:20

Von den ersten 4 Alben mit Abstand am schwächsten. Einzelne Highlights natürlich, aber insgesamt recht inkonsistent. Übertrumpft sonst aber wiederum alles nach "Black Holes".

Absolution Please 8/10
Time Is Running Out 9/10
Sing For Absolution 6/10
Stockholm Syndrome 10/10
Falling Away With You 6/10
Hysteria 9/10
Blackout 7/10
Butterflies & Hurricanes 9/10
The Small Print 7/10
Endlessly 5/10
Thoughts Of A Dying Atheist 5/10
Ruled By Secrecy 7/10

Schade, dass "Fury" nicht drauf ist.

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