Richard Von Der Schulenburg - Moods and dances 2021
Bureau B / IndigoVÖ: 29.01.2021
Walkabout
Gediegenheit bedeutet nicht immer Langeweile. Der Hamburger Musiker und ehemalige Die-Sterne-Keyboarder Richard Von Der Schulenburg hat mit "Moods and dances 2021" ein Album erschaffen, bei dem der konstante Flow eine tragende Rolle spielt. Und auch bei der klanglichen Ausgestaltung, markante Sounds bei gleichzeitiger Zurückhaltung in der Menge, ist weniger mehr. Man kann sich direkt vorstellen, wie Von Der Schulenberg wochenlang nach der einen, passenden Textur, Melodie oder dem richtigen Instrument gefahndet hat. Natürlich, diese Form der Musik verführt dazu, im Geiste exotische Landschaftsbilder heraufzubeschwören, doch ist der einfache Fluss, das Stetige mindestens genauso wichtig und beeindruckend.
"Mrs Yamahas summer tune" beginnt mit dezent hohl tönenden Synthies, lässt das Wellenrauschen heranbranden, doch der Star ist diese feingliedrige Percussion-Figur, die für die milden Melodien ein abwechslungsreiches Relief schafft. Direkt ist man in einer tropischen Parallelwelt, wobei nicht irgendein romantisiertes Postkarten-Panorama entsteht, sondern ganz basale Grundformen des Lebens, das Pulsieren durch eine Ader beispielsweise, evoziert werden. Denn trotz seiner organischen Anmutung ist und bleibt diese Musik reduziert und schlicht.
"Caravan of the Pentamatics" vereint vereinsamte Orgelsounds mit zurückgelehnter, arabischer Rhythmik, mit einfachen Mitteln wird mysteriöse Spannung erzeugt. Und trotz der reduzierten Anmutung werden ganz unterschiedliche Emotionen und Stimmungen angepeilt. "Flowers of the Farfisa Sphinx" mit seinen alarmierten Tönen, fast wie grelle Lichttupfer in der Dunkelheit, spinnt ein dezent zudringliches, melodisches Band um den Hörer, welches dazu angetan ist, sogar so etwas wie zunehmende Beklemmung auszulösen. Von Der Schulenburg bleibt dabei immer konzentriert und hartnäckig, deutet seine rhythmischen Wanderschaften nicht nur an, sondern formuliert sie mit großzügig bemessener Zeit konsequent zu Ende. Kontrastierend zum vorhergehenden Stück entsteht mit sehnender Melodie, weich in die nächtliche Luft entlassen, bei "Rolands night walk" ein Gefühl der Ruhe, des Friedens, melancholisch, aber wie ein befreiendes Ausatmen hingehaucht.
Es ist das Mittel der rhythmischen Konstanz, welches hier am eindringlichsten wirkt. Auf der Grundlage eines stetigen Voranschreitens können sich die melodischen Figuren in spannenden Abstufungen entwickeln und entfalten. "Dance of the space pentax" wird so zu einer orientalischen Träumerei im Weltall, "Planet Dragon" verbindet einen nüchternen Drum-Computer mit bräsigen Sounds und aberwitzigen Stimm-Samples, und "The end (La la)" gönnt sich zum Abschluss die knisternd aufgeladene Ruhe einer sinnlichen Schlafzimmer-Szenerie. Dass dabei immer die Zurückhaltung die Oberhand behält, dass trotz phantasievoller Ausgestaltung sparsam mit den Klängen umgegangen wird, führt zu einer Konzentration auf das Wesentliche. Diese Stücke fließen dahin, beladen sich nicht zu schwer mit nur wenigen Elementen, erzählen jedoch reichhaltige Geschichten. Und so achtet man gebannt auf jedes kleine Sound-Detail, taucht immer tiefer ein in diese bunte, aber nicht überladene Welt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Caravan of The Pentamatics
- Flowers of the Farfisa Sphinx
- Dance of the space pentax
Tracklist
- Mrs Yamahas summer tune
- Caravan of the Pentamatics
- Flowers for the Farfisa Sphinx
- Rolands night walk
- DX7s broken hearts
- Dance of the space pentax
- Werismatic space bar
- Planet Dragon
- The end (La la)
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Armin
2021-01-20 20:15:02- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Richard Von Der Schulenburg - Moods and dances 2021 (1 Beiträge / Letzter am 20.01.2021 - 20:15 Uhr)