Limp Bizkit - Results may vary
Flip / Interscope / UniversalVÖ: 22.09.2003
Der wenig feine Unterschied
"Panty sniffer" sollte es vorübergehend heißen, das neue Album von Limp Bizkit. Am Ende nun aber doch nicht. Jetzt könnte man vielleicht zu der Vermutung neigen, der gute Fred Durst sei plötzlich geläutert, oder zumindest habe ihm jemand erklärt, daß der Titel vielleicht doch keine so gute Idee sei. Und daß das Schlüpferschnüffeln eher ins Private gehört und nicht auf ein Plattencover. Aber weit gefehlt: Ein Geistesblitz habe ihn getroffen, durchzuckt und elektrisiert, ließ Durst so circa sinngemäß verlauten, und zu ganz neuen kreativen Höchstleistungen und sowieso der Form seines Lebens angestachelt. Und berufen, die Rockmusik zu retten. Oder so ähnlich. Sei's drum: Nicht ganz unschuldig an den plötzlichen Höhenflügen soll der neue Gitarrist Mike Smith (Ex-Snot), Ersatzmann für Wes Borland, gewesen sein. Und außerdem auch der Sieg des Heimatlandes über den Irak. Natürlich brauchen neue Horizonte auch einen neuen Titel: "Results may vary" heißt das vierte Album der meistpolarisierenden Band unter der Sonne.
Nun hat man sich eigentlich allmählich schon daran gewöhnt, von einem Limp Bizkit-Song in der Rockdisco von der Tanzfläche verscheucht und beim Fluchtversuch von einem Rudel wildgewordener Sechzehnjähriger totgetrampelt zu werden. Aber so ganz will man die Hoffnung dann doch nicht aufgeben, daß da ganz tief in Fred Durst doch noch der fähige Musikant steckt, den er für "Chocolate starfish and the hot dog flavored water" so gut zu verstecken wußte. Und der mit "Break stuff" oder "Re-arranged" zuvor immerhin erahnen ließ, daß im Hause Durst nicht Hopfen und Malz verloren sei. Auch ein durstiges Huhn findet mal einen Doppelkorn. Die Vorabsingle "Eat you alive" klingt allerdings eher, als ob Fred ordentlich einen über den Durst getrunken hätte und in etwa so billig wie meine Wortspiele. Stumpfe Riffs, stumpfer Sprechgesang, stumpfes Gebrüll und oberstumpfe Lyrics. Klingen so Limp Bizkit 2003? Also quasi genau wie Limp Bizkit 2000? "Results may vary"? Wo denn bitte?
Die beruhigende Nachricht vorneweg: Die Platte ist keinesfalls schlechter als ihr Vorgänger. Aber deswegen noch lange nicht gut. Stellenweise hat Produzent Rick Rubin aber durchaus seine positiven Spuren hinterlassen: "Creamer (Radio is dead)" kommt mit wunderbar cremigen Raps daher. Bei "Almost over" zieht man doch glatt in Erwägung, nächstes Mal vielleicht doch bei den Teenie-Affen auf der Tanzfläche stupide mitzuhampeln. "Build a bridge" und "Down another day" gehen als nachdenkliche Halbballaden durchaus okay. Und mit dem erstaunlich unpeinlichen The Who-Cover "Behind blue eyes" schließlich schickt Durst einen Gruß an alle, die ihn nicht ganz so doll mögen: "No one knows what it’s like to be hated", schnüfft er. Und beinahe könnte er einem leid tun.
So viele lichte Momente auf einem einzigen Limp Bizkit-Album? Jaha, liebe Hasser! Ehrlich. Dabei dachte so mancher, daß das einzig lichte an Durst sein rechtes Ohr sei, wenn man ins linke mit der Taschenlampe reinleuchtet. Allerdings findet sich auch auf "Results may vary" genügend Schrott, der alle überzeugten Anti-Fans der Band nur noch mehr überzeugen wird: "Gimme me the mic" wirkt mit seinem Geprügel irgendwie gar nicht fett und sogar so arrogant, daß man Fred Durst am liebsten eine zentrieren möchte. "Head for the barricade" und "Let me down" sind 08/15-Rocksongs, wie man sie nie wieder hören wollte. Und wenn jemand in den Staaten die Band für "Phenomenon" auf 20 Millionen Dollar Schadenersatz verklagen würde, wäre das noch nicht einmal zu hoch gegriffen.
Hinter "Red light - green light" schließlich verbirgt sich keineswegs ein bedrückendes Manifest über Rot-Grün-Blindheit (die man anhand des scheußlich colorierten Covers schon fast vermutet hätte). Sondern - viel schlimmer! - ein überzeugter, aber alles andere als überzeugender HipHop-Versuch. Mit ganz viel "Freak, baby! Freak, freak, baby!"-Gestammel. Und mit ganz viel "Snoop Dogg in the muthafuckin’ Cadillac". Spätestens dann will man den Fred zum Snoop in den muthafuckin' Cadillac stopfen, meinetwegen noch ein Rudel leicht bekleideter und noch leichter behirnter Damen mit reindrängen, die Kindersicherung aktivieren und ihn wegfahren lassen. Ganz weit weg, bitte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Creamer (Radio is dead)
Tracklist
- Re-entry
- Eat you alive
- Gimme me the mic
- Underneath the gun
- Down another day
- Almost over
- Build a bridge
- Red light - green light
- The only one
- Let me down
- Lonely world
- Phenomenon
- Creamer (Radio is dead)
- Head for the barricade
- Behind blue eyes
- Drown
Im Forum kommentieren
Gomes21
2021-08-11 21:50:05
In den frühen 2000 gabs es richtig gute Musik, viele meiner liebsten Alben sind aus der Zeit. Aber es gab auch zahlreich echten Müll und Peinlichkeiten, einige wurden hier benannt, finde ich auch recht unterhaltsam das rauszukramen. Fand das damals alles nicht so eindeutig Scheiße wie jetzt rückblickend
Eliminator Jr.
2021-08-11 21:39:51
Zahlreiche Klassiker in der Liste vom Meister. Aus dem breiten Raum Gitarrenmusik sollten ATD-I‘s Relationship Of Command, Electric Wizard‘s Dopethrone und Unwound‘s Meisterwerk Leaves Turn Inside You als große Alben ihrer Zeit nicht unerwähnt bleiben.
Watchful_Eye
2021-08-11 21:16:47
@Der Meister
Zustimmung. Das Jahr 2001 ist für mich sogar eines der stärksten Musikjahre überhaupt. Wobei das teils auch meiner Sozialisierung als Millenial geschuldet sein mag.
Eurodance Commando
2021-08-11 20:55:22
Deine Listen sind doch komplett crazy.
DerMeister
2021-08-11 20:27:48
4Lyn finde ich wiederum gar nicht gut.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Limp Bizkit (314 Beiträge / Letzter am 19.02.2024 - 23:12 Uhr)
- Limp Bizkit - Still sucks (38 Beiträge / Letzter am 23.04.2022 - 11:20 Uhr)
- Limp Bizkit - Significant other (27 Beiträge / Letzter am 14.12.2021 - 11:11 Uhr)
- Limp Bizkit - Results may vary (358 Beiträge / Letzter am 11.08.2021 - 21:50 Uhr)
- Limp Bizkit - The unquestionable truth (part 1) (189 Beiträge / Letzter am 05.08.2021 - 18:46 Uhr)
- Limp Bizkit - Gold cobra (273 Beiträge / Letzter am 14.05.2021 - 10:25 Uhr)
- Limp Bizkit - New old songs (46 Beiträge / Letzter am 03.05.2019 - 11:46 Uhr)
- Limp Bizkit - Chocolate starfish and the hot dog flavored water (20 Beiträge / Letzter am 22.12.2018 - 00:56 Uhr)
- Limp Bizkit - Three dollar bill, yall$ (17 Beiträge / Letzter am 18.12.2018 - 19:14 Uhr)
- Limp Bizkit vs Linkin Park (113 Beiträge / Letzter am 12.03.2016 - 19:17 Uhr)
- Limp Bizkit - Stampede of the disco elephants (5 Beiträge / Letzter am 04.09.2015 - 04:06 Uhr)
- Limp Bizkit haben sich aufgelöst (38 Beiträge / Letzter am 20.08.2012 - 18:16 Uhr)
- Limp Bizkit - Greatest hitz (71 Beiträge / Letzter am 23.11.2005 - 19:10 Uhr)
- Limp Bizkit sagen Rock Am Ring / Rock Im Park ab (62 Beiträge / Letzter am 30.08.2005 - 19:34 Uhr)
- Limp Bizkit - Rock am Ring 2001 (7 Beiträge / Letzter am 24.08.2005 - 15:30 Uhr)