
The Pineapple Thief - Versions of the truth
Kscope / EdelVÖ: 04.09.2020
Traurige Wahrheiten
"Von der Wahrheit gibt es keine Version", wie schon Jeff Goldblum im zweiten Teil von "Jurassic Park" wahrheitsgemäß feststellte. Aber natürlich sind Titel und Inhalt des neuen The-Pineapple-Thief-Albums auch nicht als Behauptung, sondern als auf einer Literaturvorlage beruhende Reflexion zum Thema alternative Fakten zu verstehen. Dabei ist wenig überraschend, dass keine besonders erfreulichen Erkenntnisse gewonnen werden, schließlich ist der Künstler Bruce Soord nicht gerade als Frohnatur bekannt. Und so hat er mit Zeilen wie "If we don't stop now there won't be a second chance" wenig Hoffnungsvolles zu berichten. Dass mit "Versions of the truth" ausgerechnet das 13. Album der Band vorliegt, erscheint in diesem Zusammenhang nur folgerichtig.
Folgerichtig würde angesichts des im Vergleich zu früheren Werken recht druckvollen Vorgängers "Dissolution" und des thematisch starken Tobaks auch erscheinen, dass The Pineapple Thief härtetechnisch zulegen. Doch stattdessen gehen die Briten eher wieder ein paar Schritte in ihrer Diskographie zurück, indem sie den Alternative Rock von "Dissolution" ein Stück weit wegrationalisiert und einer entspannten und entspannenden Melancholie Raum gegeben haben, wodurch "Versions of the truth" in engerer Verwandtschaft zu poppigeren Ergüssen sowie dem vielleicht auch nicht zufällig ähnlich betitelten frühen Meisterwerk "Variations on a dream" aus dem Jahr 2003 steht.
Anno 2020 sind damit aber im Wesentlichen zwei Wahrheiten verbunden: Erstens gehen The Pineapple Thief wieder mehr unter die – zudem dicker gewordene – Gänsehaut. Und zweitens lässt es die grundsätzlich begrüßenswerte Rückwendung zu atmosphärisch-verträumter Elegie im Vergleich zur letzten Platte ein wenig an Spannung und Prägnanz vermissen. Nicht, dass es hier an Eingängigkeit mangeln würde – ganz im Gegenteil –, aber "Versions of the truth" ist eher zum Nebenbeihören geeignet, als es "Dissolution" war. Ob das zwangsläufig negativ oder doch eher positiv zu bewerten ist, ist freilich Ansichts- und Auslegungssache. Alteingesessene Fans werden es wahrscheinlich zu schätzen wissen, dass The Pineapple Thief wieder mehr von dem zeigen, womit sie sich ursprünglich einen Namen als Porcupine-Tree-Epigonen machten. Und verzagte Wahrhaftigkeiten wie "Driving like maniacs" oder "Our mire" sollten ohnehin selbst die traurigste Wahrheit vergessen machen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Driving like maniacs
- Our mire
Tracklist
- Versions of the truth
- Break it all
- Demons
- Driving like maniacs
- Leave me be
- Too many voices
- Our mire
- Out of line
- Stop making sense
- The game
Im Forum kommentieren
keenan
2021-11-05 12:32:37
https://www.backstagepro.de/thema/gavin-harrison-the-pineapple-thief-ueber-die-pandemiebedingten-risiken-einer-internationalen-tour-2021-10-26-TjHyRzN7Dq
Leech85
2021-03-16 09:17:35
Werde mit dem Album noch nicht so richtig warm. Aber das dauert bei PT bei mir immer länger. Der Opener ist aber schon mal sehr sehr gut! Was mir nach den ersten 4 Durchgängen aber schon mal fehlt sind die härteren Gitarrenparts.
oldschool
2021-01-06 09:23:12
finde das passt soweit, ich tendiere zu einer guten 7. Es ist eben ein PT-Album , das man zu einer anderen Stimmung anhört als den Vorgänger.
Gomes21
2021-01-05 21:56:03
Gutes Album, musikalisch hab ich da ne Menge spannendes drauf entdeckt und Harrison ist in Bestform. Aber textlich ist Soord hier etwas uninspiriert und generisch unterwegs (die Tendenz hatte er immer schon ein wenig), was mir leider einiges an Faszination für die Songs raubt.
6,5-7/10 (an guten Tagen)
Der Wanderjunge Fridolin
2021-01-05 21:49:59
Für mich ist das Album eine sichere 8. Ich habe aber auch eine grundsätzliche Schwäche für die Melancholie von TPT. Im Vergleich zu den unmittelbaren Vorgängern ist VOTT vielleicht einer Nuance weniger zwingend, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Gavin Harrisons Mitwirken die Band auf ein ganz anderes Level gehoben hat. Sein Schlagzeugspiel verleiht der Musik von TPT eine vorher selten erreichte Tiefe.
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