New Order - Power, corruption and lies (Definitive)
Rhino / WarnerVÖ: 02.10.2020
You're not going to regret
Als New Order im Mai 1983 ihr zweites Album "Power, corruption and lies" veröffentlichten, war das möglicherweise auch eine Art Befreiungsschlag. Der Vorgänger, das gut eineinhalb Jahre vorher veröffentlichte Band-Debüt "Movement", war noch derart vom Sound Joy Divisions und dem Geist des tragisch verstorbenen Sängers Ian Curtis durchzogen, dass man fast meinen konnte, es handele sich hier lediglich um eine Light-Version der vorherigen Band. Mit dem zweiten Album und dem verstärkten Einsatz von Synthesizern, aber auch mit solchen glasklaren Hits wie "Blue Monday" oder "Age of consent", die beide mittlerweile längst zu eigenständigen Klassikern geworden sind, fand man nicht nur die eigene Mitte, sondern auch eine neue Fanschar. Nicht umsonst ist "Power, corruption and lies" in jenen musikjournalistischen Sphären angekommen, in denen nicht nur von den besten Album einer bestimmten Dekade, sondern gar von den Meisterwerken aller Zeiten gesprochen wird. Aber mit solch plakativen Ausdrücken wollen wir uns hier gar nicht näher beschäftigen.
Nun muss man sagen: Mit der 37 Jahre später erscheinenden "Definitive edition" manifestiert sich die Güte dieses Albums weder in besonders anderer Form noch würde sie daran rütteln. Vielmehr handelt es sich ein zusätzliches Puzzle-Stück. Zu den neu abgemischten Original-Songs gesellen sich auf einer zweiten Disc 17 weitere Titel aus verschiedenen Aufnahmeprozessen. Mal gibt es das rein instrumentelle Gerüst, an anderer Stelle aber auch einen Einblick in die legendären John-Peel-Sessions. Fast auf die dreifache Spielzeit des ursprünglichen Albums kommt man damit, sowie in den Genuss von nicht gleich einer oder zwei, sondern gleich drei verschiedenen Versionen der einstigen Single "Blue Monday". Auch schön: War das Teil auf dem ursprünglichen Vinylrelease gar nicht drauf, bekommt man es hier also gleich mehrfach um die Ohren gehauen.
Da es sich hauptsächlich um bisher unveröffentlichtes Material handelt – einzig die John-Peel-Sessions fanden bereits einen offiziellen Weg zur Außenwelt –, ist die Extra-Disc durchaus spannend, wenngleich es leider keine gänzlich neuen Songs zu hören gibt. Aber so ist der Rohdiamant "Your silent face" dennoch wahnsinnig schön anzuhören, verzaubert auch diese rein instrumentale Ausgabe des hymnischen "Leave me alone" noch einen arg verregneten Sonntagmorgen, wummert sich die Demo von "Thieves like us" von der "Collector's edition" des Albums ihren Weg ins Herz. Und ja, auch jede einzelne Fassung von "Blue Monday" hat ihre Daseinsberechtigung, wenngleich man nach drei Wiederholungen zum Ende der zweiten Disc froh ist, wenn man danach erstmal wieder "Age of consent" hören darf. So ist "Power, corruption and lies (Definitive)" nicht nur ein kleines Schmankerl für eingefleischte New-Order-Fans, die nach jedem kleinen Soundfetzen lechzen, sondern durchaus auch etwas für jene Gruppe von Menschen, die am Schaffensprozess von Musik generell eine Freude haben – und die insbesondere zuhören wollen, wie eines dieser Meisterwerke aller Zeiten entstanden ist. Und da, jetzt wurde es doch plakativ. Geht bei dieser Perle von einem Album ja aber auch gar nicht anders.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Age of consent
- The village
- Your silent face (Writing session recording)
- Leave me alone (Writing session recording)
- We all stand (Peel session)
- Thieves like us (New York demo #1, 1983)
Tracklist
- CD 1
- Age of consent
- We all stand
- The village
- 5 8 6
- Your silent face
- Ultraviolence
- Ecstacy
- Leave me alone
- CD 2
- Age of consent (Writing session recording)
- The village (Writing session recording)
- 5 8 6 (Writing session recording)
- Your silent face (Writing session recording)
- 5 8 6 (Writing session recording)
- Your silent face (Writing session recording)
- Ecstacy (Writing session recording)
- Leave me alone (Writing session recording)
- Turn the heater on (Peel session)
- We all stand (Peel session)
- Too late (Peel session)
- 5 8 6 (Peel session)
- Too late (Instrumental rough mix; John Peel session outtake, June 1982)
- Thieves like us (New York demo #1, 1983)
- Thieves like us (1983 writing session recording)
- Murder (Writing session recording)
- Blue Monday (Writing session recording)
- Blue Monday (1982 Writing session recording)
- Blue Monday (Intrumental outtake; Album session recording, January 1983)
Im Forum kommentieren
Mann 50 Wampe
2021-05-29 09:05:39
Genau
oldschool
2021-05-29 00:09:40
wenn du das sagst ist es so
Mann 50 Wampe
2021-05-28 17:39:13
Die ersten vier New Order sind Essentiell, über alles was danach kam, kann man diskutieren.
oldschool
2021-05-28 09:11:25
8/10
hör ich immer noch gerne
Croefield
2021-05-27 12:30:13
Ja, kann ich nicht mehr viel zu sagen. Highlights: "Age Of Consent", "The Village", "5 8 6", "Your Silent Face", "Leave Me Alone".
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