Megan Thee Stallion - Good news

1501 Certified / 300
VÖ: 20.11.2020
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Nass machen

2020 war das Durchbruchsjahr von Megan Pete alias Megan Thee Stallion. Zwei Mal stand sie in den USA an der Spitze der Billboard Hot 100. Jüngst geschah dies im Tandem mit Cardi B und dem anrüchigen "WAP" – was gleichermaßen aufgeregtes Feuilleton-Rascheln und entsetzte Aufschreie aus erzkonservativen Kreisen provozierte. Zeilen wie "Bring a mop and bucket for this wet ass pussy" mag man(n) zum feministischen Statement hochjazzen oder eben als Untergang aller guten Sitten sehen. Am besten versteht man es als buntes und unterhaltsames, aber harmloses Spektakel. Jedenfalls war Megan Thee Stallion, weder verwandt noch verschwägert mit Bernadette La Hengst, endgültig in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Ihr offizielles Debütalbum "Good news" kurz vor Jahres-Toreschluss ist bei alldem fast nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber einer, der ordentlich platscht.

Im Juli diesen Jahres schoss Rapper Tory Lanez der 25-Jährigen in den Fuß, blamierte sich anschließend mit Dementis und einem grauenvollen Album. Auf "Good news" thematisiert sie dies hauptsächlich im brennenden Opener "Shots fired", einem lupenreinen Rap-Volltreffer. "Should've let them lock your ass up", ruft sie Lanez hinterher, nachdem sie auch im Vorbeigehen andere Themen anreißt: "Now here we are, 2020, eight months later / And we still got no fucking justice for Breonna Taylor." "Shots fired" führt derweil in die Irre, was die restlichen Songs angeht. Megan Thee Stallion geht es auf "Good news" wenig um Politik, sondern um ihren Status im Game und vor allem um sehr, sehr viel Sex. "I ain't coming over 'til I know how big your dick is", gibt sie im synthlastigen "Sugar baby" zu Protokoll. "If my pussy was a beach, he get swept up in the tide", heißt es wenig später. Die Message ist klar, die "Was hat sie gerade gesagt?"-Momente sind dementsprechend zahlreich.

Betrachtet man nur Anfang und Ende von "Good news", wäre es in der Liste der besten HipHop-Alben des Jahres sicher dabei. Dadurch, dass die drei Vorabsingles an den Schluss getackert sind, ist das Album kurios back-loaded (no pun intended). Besonders groß ist der brutale Bohrerbeat in "Don't stop", auch "Girls in the hood" macht mächtig Lärm. Beyoncé hält im Remix zu "Savage" vor allem deshalb mit, weil sie ihre ganze Bandbreite zwischen Flüstern, aggressivem Rap und Gesangsstimme einsetzt. Davor begeistert der verspielte Beat von "Go crazy" und das wohl als eigentlicher Closer zu verstehende "Outside" setzt auch ein Zeichen: "I ain't from the street / Bitch, I am the street." Weiter vorne begibt sich das Lil-Durk-Feature "Movie" derweil schon mal in Position zur Heavy Rotation in den Stripclubs dieser Welt. Die Single "Body" überzeugt zwar in Sachen Beat und Lines, die sehr repetitive "Body-ody-ody-ody"-Hook kann aber schnell auf den Zeiger gehen.

Immer, wenn der Fokus auf Rap liegt, glänzt "Good news". Leider gibt es vor allem in der Albummitte ein paar Pop-Zugeständnisse, die weniger bis gar nicht funktionieren. "Don't rock me to sleep" zeigt, dass Megan Thee Stallions Stimme beim Singen alle Power verliert, der Track passt trotz der stilistischen Spannweite der Platte überhaupt nicht zum Rest. Auch die SZA-Kollaboration "Freaky girls" müht sich an einem lahmen Chorus ab. Und für Popcaan reicht es, beim seit Drakes "One dance" obligatorischen Dancehall-Ausflug "Seeexuaaal iiintercourse" umher zu blöken – im Wording weder originell noch stimulierend. Damit zerhaut sich "Good news" einen sehr guten Gesamteindruck, der mehrfach proklamierte "real hot girl shit" wird von Mäßigkeiten durchzogen. Eine Hengstin sollte sich eben nicht an Subtilitäten versuchen, eine Rap-Königin sollte genau das tun: rappen. Dann gilt: "Invest in this pussy, boy / Support black business."

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shots fired
  • Movie (feat. Lil Durk)
  • Outside
  • Girls in the hood
  • Don't stop (feat. Young Thug)

Tracklist

  1. Shots fired
  2. Circles
  3. Cry baby (feat. DaBaby)
  4. Do it on the tip (feat. City Girls)
  5. Sugar baby
  6. Movie (feat. Lil Durk)
  7. Freaky girls (feat. SZA)
  8. Body
  9. What's new
  10. Work that
  11. Intercourse (feat. Popcaan & Mustard)
  12. Go crazy (feat. Big Sean & 2 Chainz)
  13. Don't rock me to sleep
  14. Outside
  15. Savage remix (feat. Beyoncé)
  16. Girls in the hood
  17. Don't stop (feat. Young Thug)
Gesamtspielzeit: 49:51 min

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Armin

2020-12-21 21:20:14- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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