Deftones - Black stallion
Reprise / WarnerVÖ: 11.12.2020
Stallorder
Zwei Sekunden dauert es in etwa. So lange unterscheidet sich das Remixalbum "Black stallion" praktisch nicht von seinem Mutteralbum "White pony". So lange hört man das seit über 20 Jahren vertraute Intro-Riff von "Feiticeira" – bis es kurzerhand wie ein laufender Motor abgewürgt wird. Herzlich Willkommen im Zerrspiegel der Eitelkeiten, in welchem Deftones das Jubiläum von zwei Jahrzehnten ihres Opus magnum feiern. Die elf Tracks – ohne Beigabe der auf manchen Editionen vorhandenen Bonus-Songs "The boy's republic" und "Back to school (Mini maggit)" – werden in der Originalreihenfolge an höchst unterschiedliche Tüftler gegeben. Die sich mal mehr, mal weniger von der Vorlage entfernen.
Das erwähnte "Feiticeira" hat in der ominös verspulten Version von Clams Casino beispielweise eher den Charakter eines kurzen, stimmigen Intros. Phantogram tauschen die Aggressivität von "Street carp" gegen ein Schweben in der Sphäre, Sarah Barthel steuert sogar neue Vocals für den Refrain bei. Kurioserweise bleibt der Fadeout des Originals auch hier erhalten. Das ohnehin schon große "Knife prty" fährt durch die Lenkung von Purity Ring in eine ähnliche Richtung und versprüht nächtliche Stimmung. Am wenigstens wiederzuerkennen ist konsequenterweise der bekanneste Song. William Phillips alias Tourist führt "Change (in the house of flies)" zunächst in sanfte EDM-Gefilde, um daraus einen gleichermaßen festivaltauglichen wie mitreißenden Beat erwachsen zu lassen. Chino Morenos Vocals sind fast die einzige Verbindung zur Version von "White pony" – wer hier mit Erwartungen an einen reinen Deftones-Song rangeht, wird sich vermutlich mit Gruseln abwenden.
Hat der Hengst also weniger Zähne im Maul als das Pony? In der Summe definitiv. Dennoch kracht es an einigen Stellen noch im Gebälk. Nirgendwo mehr natürlich als im so oder so wahnsinnigen "Elite", zu welchem der White-Noise-Ansatz von Blanck Mass schon auf dem Papier wie Arsch auf Eimer passt. Auch der Industrial-Beat, den Trevor Jackson in "Korea" einpflanzt, wütet mit ordentlich Nachdruck im Ohr – ebenso wie Mike Shinodas rockige Umwandlung von "Passenger", die allerdings dennoch bei weitem nicht die Intensität des Originals erreichen kann. Auch wenn Maynard James Keenan hier ebenfalls sein markantes "ciii-atch my breath again" hinausschmettern darf.
Während einige Auftragnehmer den Tracks eigene Vocal-Spuren hinzufügen, hält sich ausgerechnet The-Cure-Frontmann Robert Smith damit zurück. Stattdessen nimmt er der zarten Ballade "Teenager" auch noch den Beat und lässt den Song vollends schwerelos und gleichzeitig intensiver wirken. Da verschmerzt man locker, dass "Rx queen" und "Pink maggit" etwas zu viel Standard-Geschnipsel bieten oder die Paarung DJ Shadow versus "Digital bath" nicht der erhoffte Übersong ist, sondern hier nur im guten Album-Durchschnitt landet. "Black stallion" geht natürlich auch die Geschlossenheit von "White pony" ab – ähnliche Qualitätsregionen zu erwarten, wäre jedoch ohnehin vermessen gewesen. Eine unterhaltsame und stellenweise erhellende Remixplatte ist für ein verspätetes Geburtstagsgeschenk jedoch absolut passend.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Elite (Blanck Mass remix)
- Teenager (Robert Smith remix)
- Knife prty (Purity Ring remix)
Tracklist
- Feiticeira (Clams Casino remix)
- Digital bath (DJ Shadow remix)
- Elite (Blanck Mass remix)
- Rx queen (Salva remix)
- Street carp (Phantogram remix)
- Teenager (Robert Smith remix)
- Knife prty (Purity Ring remix)
- Korea (Trevor Jackson remix)
- Passenger (Mike Shinoda remix)
- Change (in the house of flies) (Tourist remix)
- Pink maggit (Squarepusher remix)
Im Forum kommentieren
Rote Arme Fraktion
2021-04-16 15:39:53
War auch beim Remix als er klingelte. Original lief vorher auf gleicher Lautstärke und da war es ok :)
Oceantoolhead
2021-04-16 15:26:44
Vielleicht mag er auch einfach die Original Version mehr, als den grausigen Remix ;)
Rote Arme Fraktion
2021-04-16 15:25:34
Nachbar hat eben geklingelt, hab’s wohl etwas übertrieben :D
Rote Arme Fraktion
2021-04-16 15:18:43
Vinyl ist erschienen und rotiert gerade.
Elite ist wirklich stark, mag den Song im Original allerdings nicht so.
Fiep
2021-01-20 19:13:42
Ich mein bei den artists:
Caribou, Nathan Fake, Four Tet, Modselektor, Jamie xx, SBTRKT,...
Man muss halt mit modernem electronica auskommen, sonst ist es sicher müll, aber persönlich find ich es für ein remix album sehr angenehm. Mich würde deine meinung dann dazu interessieren =D
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