Iron Maiden - Nights of the dead, legacy of the beast – Live in Mexico City
Parlophone / WarnerVÖ: 20.11.2020
Scream for me
Man muss schon auf einer einsamen Insel gelebt haben oder völliger Musik-Abstinenzler sein, um nicht wenigstens zu wissen, dass es eine Band mit dem Namen Iron Maiden gibt. Und wohl so ziemlich jeder Metal-Fan dürfte mindestens eine Platte im Schrank oder auf der Playlist des bevorzugten Streaming-Dienstes stehen haben. Kurz: Iron Maiden sind eine Legende, eine Institution. Ein wesentlicher Grund für diesen Mythos sind ihre Live-Performances, antrainiert in den Jahren vor dem ersten Plattenvertrag, als Gründer Steve Harris die Band von Pub zu Pub scheuchte, um sich endlich ein solches Arbeitspapier zu sichern. Ganze 2.230 Konzerte sind seit 1980 verbürgt, besagte Pub-Shows also noch nicht einmal eingeschlossen. Und wenn diese Band dann mit "Nights of the dead, legacy of the beast – Live in Mexico City" bereits ihr 13. Live-Album auf den Markt bringt, fragt man sich: Was soll da eigentlich schiefgehen? Zumal die Setlist der wie so viele wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen letzten Tour ein wohl kuratiertes Best-Of-Set verspricht.
Nun, zum Beispiel kann es passieren, dass Bruce Dickinson den Opener "Aces high" tüchtig versemmelt. Also nicht etwa einen kleinen Patzer einbaut, sondern allen Regeln der Kunst verkackt. So dermaßen neben der Band hat der so erfahrene Frontmann dieses Stück vermutlich zuletzt bei den Proben zum zugehörigen Album "Powerslave" im Jahr 1984 gesungen. Schieben wir's einfach einmal auf die Technik in Form von unzureichendem Monitor-Sound, denn nach einigen Songs ist die Performance wieder so, wie man sie von der "Air Raid Siren" Dickinson kennt. Zudem, und das macht diesen Umstand so sympathisch, die Band ganz offensichtlich im Sinne der Authentizität davon abgesehen hat, die entsprechenden Parts im Studio nachzubearbeiten. Musiker und Soundtechniker sind eben auch nur Menschen.
Ganz und gar unmenschlich ist allerdings die geballte Ansammlung an Klassikern, die dieser Mitschnitt zu bieten hat – wer keine aktuelle Platte promoten muss, kann eben aus dem Vollen schöpfen. So lässt der erste richtige Gänsehautmoment nicht lange auf sich warten. "The clansman" stammt vom Album "Virtual XI", also aus der ach so ungeliebten Phase mit Blaze Bayley am Mikrofon. Doch wenn zehntausende Mexikaner völlig ausrasten und den Refrain samt dem Ausruf "Freedom!" inbrünstig mitsingen, möchte man im heimischen Wohnzimmer die Faust gleich mit in die Höhe recken. Und mit "The sign of the cross", einem weiteren Song aus der Bayley-Ära, sowie dem viel zu selten live gespielten "Flight of Icarus" stehen gleich noch weitere Überraschungsmomente parat.
Klar ist aber auch, dass es einen Schwung an Klassikern gibt, die die Briten wohl bis ans Ende ihrer Karriere spielen müssen, wollten sie die Bühne lebend verlassen. Natürlich halten sich die Aha-Erlebnisse bei "The number of the beast", "The trooper" oder "Run to the hills" in äußerst engen Grenzen, dafür werden solche Songs nach wie vor einer Band performt, die sich naturgemäß perfekt aufeinander eingespielt präsentiert. Von Lustlosigkeit keine Spur, und so erfährt beispielsweise "2 minutes to midnight" ein paar sehr dezente Änderungen im Arrangement, um auch diejenigen bei der Stange zu halten, die zusammen mit der Band ergraut sind. "Nights of the dead, legacy of the beast – Live in Mexico City" in eine Rangfolge der zahlreichen Live-Alben der Metal-Veteranen zu pressen, ist dennoch müßig. Doch Iron Maiden gelingt es, alleine schon auf der CD eine so dichte Atmosphäre zu erzeugen, dass man sich direkt mit in die durchdrehende Meute der mexikanischen Fans stürzen möchte. Ach, wenn man es doch nur wieder dürfte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- 2 minutes to midnight
- The clansman
- Flight of Icarus
- Fear of the dark
- The number of the beast
- Hallowed be thy name
Tracklist
- CD 1
- Churchill's speech
- Aces high
- Where eagles dare
- 2 minutes to midnight
- The clansman
- The trooper
- Revelations
- For the greater good of God
- The wicker man
- CD 2
- The sign of the cross
- Flight of Icarus
- Fear of the dark
- The number of the beast
- Iron Maiden
- The evil that men do
- Hallowed by thy name
- Run to the hills
Im Forum kommentieren
MM13
2020-12-11 19:05:48
finde das ganze album soundtechnisch recht mies.
cargo
2020-12-11 11:50:38
Das Publikum ist ganz seltsam abgemischt. Tracklist aber natürlich top.
Armin
2020-12-10 20:57:48- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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