Scarlet - Obey the queen

Arising Empire / Edel
VÖ: 13.11.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Weiblicher Wahnwitz

"Obey the queen", dieses Cover, diese Musik. Feminismus oder schon Männerhass? Vielleicht ja einfach nur Satire oder kalkulierte Provokation. Auf jeden Fall eine Horrorshow in der angenehm abschreckenden Tradition von Marylin Manson, nur eben als weibliche Variante. Doch während Inhalt und Ikonographie eher zum neugierigen Abstandhalten animieren, wäre es verfehlt, die musikalische Ausdrucksform Scarlets ebenfalls mit Ignoranz zu strafen, denn die schwedische Krawallschachtel liefert mit ihrem Debüt ein so überzeugendes wie kompromissloses Industrial-Metal-Album ab.

Sich gemäß des Titels gehorsam zu zeigen, ist daher nicht die schlechteste Empfehlung, wo doch schon der gleichermaßen benannte Opener genau das ist, was der geneigte Sadomasochist bzw. Genrefan hören möchte: hart, unbarmherzig, direkt in die Fresse. Und dabei so einprägsam wie ein gewaltsam durchgeführtes Branding. Womit die das Album charakterisierenden Trademarks auch schon hinreichend beschrieben wären, denn mit Ausnahme halbwegs balladesker Anwandlungen wie "Love heroin" und "Final shot" kommt Scarlet immer direkt zur Sache – manchmal, wie in "Ugly fucker", auch direkter als erwünscht – wobei sie aber genug kompositorische Finesse und Ideenreichtum an den Tag legt, um die Platte stets spannend und zum Beispiel mit dem recht New-Metal-artigen "Krokodil" auch überraschend zu halten. Wie bei "#bossbitch" ist Scarlet aber immer dann am besten, wenn es darum geht, das von ihr bevorzugte Verhältnis zwischen Männlein und Weiblein zu beschreiben. Offenbar eine Herzensangelegenheit.

Natürlich wäre diese sicherlich leicht durchgeknallte Frau nicht weiter beachtenswert, wenn sich hinter der aufgemalten Fratze ein schiefes oder sensibles Stimmchen verbergen würde. Doch die Schwedin wäre kaum zu einer authentisch wirkenden Horrorshow in der Lage, wenn sie sich nur ein Krächzen aus der Kehle würgen könnte. Nein, Scarlet ist eine zwar nicht unbedingt originelle, aber starke Stimme gegen toxische Männlichkeit, und ein positives Beispiel für musikgewordenen weiblichen Wahnwitz. Dass sie dabei gelegentlich übers Ziel hinausschießt, ist angesichts der launigen Morbidität, die in der Schauergeschichte "Devil twins" ihren Höhepunkt findet, leicht zu verschmerzen. Und letztlich will auch Scarlet einfach nur spielen. Mit Deinen Gefühlen und Deinen Eingeweiden.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Obey the queen
  • #bossbitch
  • Krokodil
  • Devil twins

Tracklist

  1. Obey the queen
  2. I spit fire
  3. Ugly fucker
  4. #bossbitch
  5. Love heroin
  6. Zodiac
  7. Krokodil
  8. Beauty & beast
  9. Devil twins
  10. Final shot
Gesamtspielzeit: 34:21 min

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Armin

2020-11-30 22:47:54- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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