Bear's Den & Paul Frith - Fragments

Caroline / Universal
VÖ: 18.09.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Etikettenschwindel

Wenn nicht drin ist, was draufsteht, kann das mitunter folgenschwere Konsequenzen für denjenigen haben, der entschieden hat, was außen draufzustehen hat. Zumindest gilt so etwas in der Lebensmittelindustrie, wo derartige Verstöße gerne mal mit Preisen wie dem "Goldenen Windbeutel" prämiert bzw. zurecht an den Pranger gestellt werden. Im Musikbusiness führen Bear's Den gerade Fans und Zuhörer an der Nase herum, indem sie ihren aktuellen Longplayer irreführenderweise "Fragments" betitelt haben. Was erwartet man also? Rohe, unfertige Songs, experimentelles Geklimper, abstrakte Ideen und schwer verdauliche Demoversionen. Oder? Doch weit gefehlt! Andrew Davie und Kevin Jones haben ein schmackhaftes Etwas zubereitet, das mit Bruchstücken oder Unvollendetem nichts zu tun hat.

Großen Anteil an einer rundum stimmigen und eine Einheit bildenden Dreiviertelstunde hat mit Paul Frith der dritte Koch im Bunde, der als preisgekrönter Komponist den Songs von Bear's Den noch mal einen besonderen Schliff verpasst und sie in einem teilweise anderen Licht präsentiert hat. Nicht, dass es einer Optimierung der an sich schon großartigen Songs des englischen Duos zwangsläufig bedurft hätte, aber ein so persönliches und besonderes Stück wie "Crow", in dem Andrew Davie den Tod seines Quasi-Stiefvaters verarbeitet, mit dezenten Streich- und Blasinstrumenten zu hinterlegen, ist schon erste Sahne und ein emotionaler Wirkungstreffer. Mit "Fuel on the fire" und "Breaker / Keeper" sind übrigens auch zwei weitere Stücke des 2019er-Studioalbums "So that you might hear me" vertreten. Und während der Opener im orchestralen Gewand im Vergleich zum Original eine etwas andere Wirkung erzielt, bleibt "Breaker / Keeper" doch sehr nahe an der Ursprungsversion. Das ist auch vollkommen in Ordnung, da es bei diesem Gemeinschaftsalbum nicht darum ging, um jeden Preis einen Song komplett umzukrempeln.

Vor zwei Jahren haben Bear's Den bereits drei Shows mit Begleitung eines Streich-Ensembles und einem klassischen Pianisten gespielt, was quasi der Auslöser für dieses Album war. Inmitten des Potpourris aus drei Studioalben hat Paul Frith auch eigene Kompositionen in Form von vier Instrumentals eingestreut, die sich passend ins Gesamtwerk einfügen und Übergänge schaffen, aber irgendwie auch entbehrlich sind. Was hingegen wäre so eine Zusammenstellung ohne den wohl bekanntesten Song "Auld wives", ein sich von Sekunde zu Sekunde steigerndes "Broken parable" oder ein über sechs Minuten langes, vor Intensität nur so strotzendes und von voller Kapelle getragenes "Napoleon"? Das ist schon akustische Feinkost, die insbesondere für Herbstabende vor dem Kamin oder in der Natur gemacht ist und für die Kopfhörer erfunden wurden. Da nimmt man den Etikettenschwindel gerne in Kauf.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fuel on the fire
  • Auld wives
  • Crow
  • Napoleon

Tracklist

  1. Fuel on the fire
  2. Auld wives
  3. Can't you hear it in the silence?
  4. Crow
  5. As the clouds began to part
  6. Isaac
  7. Fireworks flashing
  8. When you break
  9. Broken parable
  10. Breaker / Keeper
  11. Lightning trying to put out a spark
  12. Napoleon
Gesamtspielzeit: 43:39 min

Im Forum kommentieren

musie

2020-12-02 08:13:00

...und die neue EP von Bear's Den mit den Songs zur Weihnachtszeit ist auch gleich nochmals klasse

BVBe

2020-12-02 06:52:14

Das Orchestrale an FRAGMENTS mit den instrumentalen Verbindungsstücken von Paul Frith ergibt einen wunderbaren Flow. Das Klischee von Kamin und Rotwein beim Hören trifft absolut (und im positivsten Sinne) zu. Ein richtig hübsches Album zum Jahresausklang.

Michael

2020-12-01 17:15:40

Bear's Den sind nach den letzten tollen Alben tatsächlich mittlerweile zu einer meiner Lieblingsbands geworden. "Fragments" sehe ich da ein bisschen wie eine Art "Best of". Gefällt mir nach dem ersten Hören sehr - ich liebe einfach die Melancholie in ihren Songs, die durch die neue Instrumentierung noch unterstrichen wird.

Armin

2020-11-30 22:44:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Im Rahmen von "Weihnachtsspecial, Teil 1: Best Ofs, Soundtracks, Remixplatten und Weihnachtsalben"

Meinungen?

BVBe

2020-09-22 12:36:10

Andrew Davie hat schon einfach eine großartige, sympathische Stimme. Der hat mir immer gleich meine Aufmerksamkeit.

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