Ina Müller - 55
Columbia / SonyVÖ: 20.11.2020
Sie war die
Oha, da war der gestrenge Herr Bremmer offensichtlich nicht amüsiert. Denn der sehr geschätzte Kollege ging vor vier Jahren hart ins Gericht mit Ina Müller und ihrer Platte "Ich bin die", warf ihr gar Selbstgefälligkeit angesichts ihrer doch eher monothematischen Lyrik vor. Inhalt dieser, wie eigentlich schon seit "Weiblich, ledig, 40", dem Album, mit dem die bekennende Köhlenerin (nein, Herr Kollege, eben NICHT aus der Stadt, sondern aus dem Landkreis Cuxhaven, das ist bei uns in Niedersachsen ein wichtiger Unterschied!) im Jahr 2006 ihren Durchbruch schaffte: ihr eigenes chaotisches Wesen und die allgemeinen kleinen Geschichten, die man als Frau mittleren Alters eben vermeintlich so erlebt. Diejenigen, die nun meinen, Müller habe sich diese Kritik für ihr neues Album zu Herzen genommen, dürften sich rasch eines Besseren belehrt sehen. Denn natürlich muss man auf "55" – den kleinen Gruß in Richtung Adele haben wir ebenfalls nicht zum ersten Mal – nun keine radikalen Änderungen im Konzept erwarten. Warum auch? Die Zielgruppe freut's, die anderen sind wahrscheinlich eh maximal genervt.
Sei es, wie sei. Denn "Obwohl Du da bist" eröffnet die Platte zumindest musikalisch ungewöhnlich. Überproduziert, würden wohl manche angesichts des dreifachen Müller-Chores im Refrain sagen, aber diese Beschwingtheit täuscht über den durchaus melancholischen Text hinweg. Der hier nicht kokett ist, sondern dem eine fein beobachtete Melancholie innewohnt. Ebenso wie dem sehr schönen "Wohnung gucken", das weder ein Protestsong über die Wohnungsnot ist noch angesichts der Zeile "Komm, lass uns Leuten in die Wohnung gucken geh'n" eine Stalker-Hymne, sondern eine herbstliche Ode an Vertrautheit, an Liebe, die über die Jahre nicht eingerostet, sondern gereift ist.
In der Tat ein gutes Stichwort, denn gereift oder zumindest aus einem anderen Blickwinkel zeigen sich tatsächlich so einige Texte. Da sinniert Müller in "Laufen" darüber, dass man eben doch nicht jünger wird oder sehnt sich in "Ich halt die Luft an" in die Zeit zurück, als vieles doch noch unbeschwerter war. Dazu gehört auch das vermeintlich politisch unkorrekte "Rauchen", das eben nicht jenem Laster das Wort redet, sondern eben darüber sinniert, wie das Leben denn so gelaufen hätte, wenn man eben nicht in zugigen Raucherecken herumgelungert hätte. Auf der anderen Seite stehen neben den obligatorischen Ballädchen über verflossene Liebhaber die so typischen – für manche typisch nervigen – kleinen beschwingten Nummern wie "Eichhörnchentag", das die eigene Schusseligkeit besingt, oder das augenzwinkernde "Wie Heroin", das nicht nur Frauen, sondern auch Männer nachvollziehen können, denen Begriffe wie "Low-Carb-Migräne" etwas sagen.
Vor vier Jahren musste sich Ina Müller die Kritik gefallen lassen, ihre ewige Konservierung der Midlife-Crisis strahle Nerv-Potenzial aus. Zumindest in diesem Punkt scheint die Krise tatsächlich überwunden zu sein, zeigt sich die Wahl-Hamburgerin mitunter ungewöhnlich in sich gekehrt. Selbst einem Song wie "Das erste halbe Mal" nähert sie sich eher nachdenklich als mit ihrer gefürchteten Kodderschnauze, die mehr Silben pro Minute raushauen kann als ihr komplettes Heimatdorf in Summe. So überwiegen die ruhigen, nachdenklichen Töne, und vielleicht ist das auch ganz gut so. Denn "55" will dem Herbst-Blues gerade eben nicht entkommen, zeigt eine ganz andere Seite der sonst so schrillen, lauten und ja, manchmal auch nervigen Entertainerin. Eine Seite, die ihr durchaus gut steht und vielleicht sogar dem strengen Kollegen gefällt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wohnung gucken
- Rauchen
- Wie Heroin
Tracklist
- Obwohl Du da bist
- Wohnung gucken
- Laufen
- Fast hält länger als fest
- Rauchen
- Ich halt die Luft an
- So hätt' ich also sein soll'n
- Eichhörnchentag
- Die Zeit fliegt Dir davon
- Wie Heroin
- Das erste halbe Mal
- Wenn der liebe Gott will
Im Forum kommentieren
Armin
2020-11-24 20:31:55- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2020-10-07 18:45:46- Newsbeitrag
AUF DIE PLÄTZE, FERTIG: „55“ – INA MÜLLER STARTET VORVERKAUF FÜR NEUES ALBUM, TOUR AB JANUAR 2022 SOWIE ZWEI EXKLUSIVE KONZERTE IN DER HAMBURGER ELBPHILHARMONIE
„55“, das neue Album von INA MÜLLER, ist ihr bereits drittes, das mit einer Zahl im Titel aufwartet – etwas, das sie neben Trinkfestigkeit, Humor und Hang zur Melancholie mit ihrer UK-Kollegin Adele verbindet. Der Nachfolger ihres 2016er Gold-Albums „Ich bin die“ erscheint am 20. November 2020 mit zwölf neuen Songs, die ganz verschieden und doch erstaunlich homogen sind – denn die mit dem Grimme-Preis, mehreren ECHOs sowie dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Musikerin und Moderatorin lässt uns wieder ganz nah an sich heran. „55“ präsentiert eine vertraute und doch neue INA MÜLLER, der das Kunststück gelingt, unverbraucht, fast kindlich verspielt und dabei weise und gewohnt resolut zu klingen.
Der Vorverkaufsstart ihres siebten Studio-Albums wird von zwei Vorab-Veröffentlichungen flankiert: Die neuen Lieder „Wohnung gucken“ und „Wenn der liebe Gott will“ werden am 08.10. in ihrer Sendung „Inas Nacht“ zu hören sein und parallel als Stream/Download zur Verfügung stehen. Das Album „55“ wird in drei Konfigurationen erhältlich sein: Als Standard-CD, limitierte 2CD Premium-Edition mit einer Bonus-CD, die neun Duette mit Gästen der TV-Show (u.a. Gregory Porter, Johannes Oerding und Beth Hart) bietet sowie als limitiertes Doppelvinyl in Form eines 40-seitigen „Coffee Table“-Buchs mit farbigem 180g-Vinyl.
Passend dazu startet am 07.10. der Vorverkauf für ihre Tour, die, entsprechend des Albumtitels, 55 Shows in Deutschland, Österreich und der Schweiz umfasst und vorab zwei ganz besondere Shows anbietet: Noch vor dem regulären Tourstart können Fans INA MÜLLER live bei zwei Konzerten in der Hamburger Elbphilharmonie erleben, die am 02.01.2022 um 16:00 Uhr und 20:00 Uhr stattfinden. Tickets für die beiden „NeuNeujahr Konzerte“ sind exklusiv auf Eventim und in Kombination mit dem Erwerb der Premium-Edition von „55“ erhältlich. Karten für die am 08.01.2022 offiziell startende Tour gibt es ab dem 7. Oktober ebenfalls via Eventim, und eine Woche später dann an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
INA MÜLLER – NEUNEUJAHR KONZERTE
02.01.2022 Hamburg, Elbphilharmonie – 16:00 Uhr und 20:00 Uhr
INA MÜLLER – LIVE 2022
08.01.2022 Siegen, Siegerlandhalle
09.01.2022 Heilbronn, Harmonie
13.01.2022 Lübeck, MuK
14.01.2022 Bielefeld, Stadthalle
15.01.2022 Aurich, Sparkassen Arena
21.01.2022 Bamberg, Brose Arena
22.01.2022 Regensburg, Donau Arena
23.01.2022 Hof, Freiheitshalle
27.01.2022 Zwickau, Stadthalle
28.01.2022 Chemnitz, Stadthalle
29.01.2022 Chemnitz, Stadthalle
04.02.2022 Cottbus, Stadthalle
05.02.2022 Münster, Halle Münsterland
06.02.2022 Lingen, Emsland Arena
10.02.2022 Kassel, Stadthalle
11.02.2022 Kassel, Stadthalle
12.02.2022 Bremerhaven, Stadthalle
15.02.2022 Frankfurt, Jahrhunderthalle
16.02.2022 Frankfurt, Jahrhunderthalle
18.02.2022 Rostock, Stadthalle
19.02.2022 Neubrandenburg, Jahn Sport Forum
20.02.2022 Schwerin, Sport & Kongresshalle
04.03.2022 Hannover, ZAG Arena
05.03.2022 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
06.03.2022 Riesa, Sachsen Arena
18.03.2022 Freiburg, Sick Arena
19.03.2022 München, Olympiahalle
20.03.2022 Magdeburg, Getec Arena
24.03.2022 Saarbrücken, Saarlandhalle
25.03.2022 Zürich, Volkshaus
26.03.2022 Zürich, Volkshaus
27.03.2022 Trier, Arena
07.04.2022 Göttingen, Lokhalle
08.04.2022 Dortmund, Westfalenhalle
09.04.2022 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
07.10.2022 Essen, Grugahalle
08.10.2022 Braunschweig, Volkswagen Halle
20.10.2022 Erfurt, Messehalle
21.10.2022 Leipzig, Arena
22.10.2022 Bremen, ÖVB Arena
28.10.2022 Stuttgart, Porsche Arena
29.10.2022 Mannheim, SAP Arena
30.10.2022 Kempten, Big Box Allgäu
04.11.2022 Kiel, Wunderino Arena
05.11.2022 Hamburg, Barclaycard Arena
12.11.2022 Wien, Stadthalle
13.11.2022 Wien, Stadthalle
18.11.2022 Oldenburg, EWE Arena
19.11.2022 Köln, Lanxess Arena
25.11.2022 Flensburg, Flens Arena
26.11.2022 Berlin, Mercedes-Benz Arena
02.12.2022 Wetzlar, Rittal Arena
03.12.2022 Dresden, Messehalle
04.12.2022 Fulda, Esperantohalle
http://www.inamueller.de
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