Adulkt Life - Book of curses

What's Your Rupture? / Rough Trade
VÖ: 06.11.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Papa schimpft

Obacht, hier kracht es. Wir reden über Chris Rowley, seines Zeichens 55 Jahre alt und glücklicher Familienvater. Wir reden aber auch über Chris Rowley, Gründungsmitglied der Art-Punk-Ikonen Huggy Bear. Und Bock auf unangepasste Rockmusik hat der Mann auch noch im gehobenen Alter. Nur so richtig hat das nie gepasst mit den neuen Mitstreitern nach der Zeit mit Huggy Bear. Es brauchte einen Ausflug in den lokalen Rough-Trade-Store, wo ihm beim Plattenstöbern John Arthur Webb von Male Bonding über die Schulter schaute. Ein bisschen Small Talk folgte und dann die magische Frage: "Hast Du Bock auf ein bisschen Musik, wir zusammen?" Rowley hatte. Und mit Bassist Kevin Hendrick und Drummer Sonny Barrett fanden sich schnell die passenden Spielgefährten und ein Bandname, in den sich nur scheinbar ein Buchstabendreher eingeschlichen hat. Einige Zeit später liegt das Resultat "Book of curses" vor, und wie gesagt: Altersmilde? Nein danke!

Wobei niemand nach kurzem Kontakt mit dieser Musik die Cleverness in den Kompositionen übersehen würde. Es geht hier nicht um Hits, sondern um gewitzt dargebotene Intensität. Wenn der Noise zu denken anfängt, wird es spannend. Der repetitive, in so manche Schlangengrube stürzende Rhythmus-Ritt "County pride" stößt sich an engen Begrenzungen wie eine angepisste Wespe im umgestülpten Wasserglas. Auch "JNR showtime" scheint in einem knapp bemessenen Raum gefangen zu sein, das Poltern der Drums, die scharfkantigen Riffs und die collagenhaften Shouts laufen förmlich Amok. Und trotzdem steckt unheimlich viel rhythmische und melodische Varianz in diesen Songs. Doch das Rumreiten auf den immer gleichen Lines, das enervierende Wiederholen von einzelnen Melodie-Parts – all das deutet auf einen gewollten Kontrollverlust hin.

Der Witz jedoch: Bei all der Kakophonie und dem haltlosen Scheppern ist dies eine unheimliche präzise, scharf konturierte Musik. "Taking hits" badet scheinbar in angepisster Resignation, doch der Motor läuft zuverlässig. Und auch "Flipper" flirtet mit der Lethargie, zieht aber zwischendurch die Intensität für einige bruchstückhafte Momente an. Wie einen hartnäckigen Schmerz kann man diese Songs nicht abschütteln, da schabt und reibt immer etwas. Unumwunden auf die Fresse gibt es hingegen bei "Stevie K", das seine Kräfte dennoch konzentriert bündelt. Die Weirdo-Extravaganzen des Schlagzeugs folgen dabei nämlich einer hintergründigen, raffinierten Struktur und auch die sägenden Gitarren operieren nach einem festen Plan.

Die beeindruckende Musikalität dieses britischen Quartetts bewahrt die Songs locker davor, ein blinder Hau-Ruck-Rausch zu sein, Widerhaken in der Rhythmik, aber auch ein zwischen Hitzigkeit und nonchalanter Teilnahmslosigkeit vermittelnder Gesang setzen immer wieder ambivalente Schwerpunkte. Dass "Move" sich dabei wie ein verloren gegangenes The-Fall-Stück anhört, bevor es ruppig auf links gedreht wird, passt diesen Jungs wahrscheinlich bestens ins Konzept. Ebenso wie der psychedelisch eingefärbte Grunge-Abfuck "New curfew", der sich den Punk ebenso wenig ausreden lässt. Da bekommt der Song halt seinen Willen, das ist manchmal einfach besser so. Ob Chris Rowley, 55, glücklicher Familienvater, das auch von seinen Kindern kennt?

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Taking hits
  • Flipper
  • New curfew

Tracklist

  1. County pride
  2. JNR showtime
  3. Whistle / country
  4. Taking hits
  5. Flipper
  6. Stevie K
  7. Room context
  8. Move
  9. Clean (but itchy)
  10. New curfew
Gesamtspielzeit: 25:23 min

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Armin

2020-11-24 20:29:04- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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