AK/DK - Shared particles

Little Miss Echo
VÖ: 27.11.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Knall im All

Willkommen zu unserem beliebten Pop-Quiz. Heute: Welche Band ist das? John & Paul & Ringo & George. Okay, das war einfach. Schon etwas kniffliger zu erraten hingegen, wer wohl hiermit gemeint ist: "Synths + drums + noise + space". Der Herr mit den nervösen Zuckungen und dem nebulösen Blick in der letzten Reihe hat's natürlich gewusst. Schließlich sieht man ihm förmlich an, dass er das gleichnamige 2014er-Debüt des britischen Duos AK/DK offenbar in Dauerschleife hört. Vielen Dank, Sie können sich wieder setzen. Ach so, geht nicht. Dann bitte weiterzappeln, Sie kennen das ja schon alles. Für die anderen: Die zwei Herren aus Brighton hören auf die schlichten Pseudonyme Ed und G, "Shared particles" ist ihr dritter Longplayer – und zu ihren Platten gibt es außer "Synths + drums + noise + space" eigentlich auch gar nichts weiter zu sagen.

Außer vielleicht, dass der Bezug zu einer australischen Hardrock-Band ähnlichen Namens nur scherzhaft gemeint sein kann, denn von AC/DC trennt AK/DK weitaus mehr als nur zwei Buchstaben. Nämlich ein ganzer Maschinenpark, zwei Schlagzeuge und eine musikalische Offenheit, die ständig hyperaktiv zwischen den Tanzflächen von Elektro-Bums, Krautrock und Post-Punk hin- und herhüpft. Und anscheinend gibt es zu diesem Album doch das eine oder andere zu sagen. Zum Beispiel, wie blitzsauber es mit "Feeds" und seinen brutzelnden Synthies und dicken Trommelwirbeln vom Start wegkommt, wobei sogar Platz für verhallt dazwischengespuckte Vocals bleibt. Selbst Public Service Broadcastings Cheflaborant J. Willgoose, Esq. guckt planetarisch interessiert: Von diesem brodelnden Gebräu würde er vermutlich auch gern einen guten Schluck nehmen.

Doch keine Sorge: Es ist genug für alle da, denn "Shared particles" blubbert in der folgenden Dreiviertelstunde fröhlich weiter. Vor allem zur so simplen wie zwingenden Sequenz des vorzüglich abzischenden Titelstücks, das aufgekratzte Sirenen heulen lässt und zusammen mit der durch die Vocoder-Mangel gedrehten Stimme die nahende Ankunft der Aliens mit einem frohgemuten "We are not alone" erwartet. Was so eintreffen mag oder auch nicht – zumindest im Club bleibt man mit dieser fett auftrumpfenden Wuchtbrumme ganz sicher nicht alleine. Genauso wenig am "Data beach", wo dem straighten elektronischen Uptempo-Gemenschel eine zauberhafte kleine Kometenmelodie Gesellschaft leistet – wie zur Einstimmung auf "Kosmische #1", das seinem Namen alle Ehre macht, aber auch eine ungemütliche Fuzz-Gitarre ins Feld führt. Hier knallt's nicht nur im All.

Allzu viele Verschnaufpausen gönnen AK/DK einem während ihres wilden Ritts durch synthetische Echtzeit und zwirbelnden Space-Rock nämlich nicht. Allenfalls "Casio beguine" schunkelt sich einen gemütlichen Elektro-Boogie aus der Hüfte, und "Hot mist" tarnt sich erst als androider Groove-Karton, bis das Stück nach eindrucksvollen siebeneinhalb Minuten plötzlich gleichzeitig Kraftwerk, Tangerine Dream und einen futuristischen Spaghetti-Western im Sack hat. Reife Leistung mit reduzierten, aber effektiven Mitteln – und gegen Ende geben Ed und G uns in einem eskalierenden Roboter-Veitstanz noch einen guten Rat mit auf den Flug, wo andere "Keep it simple, stupid" sagen würden: "Defragment to survive" – immer schön Ballast abwerfen und sich wie dieses Album aufs Wesentliche konzentrieren. Fänden sicher auch Ralf & Florian & Edgar & Deine Mudder.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Feeds
  • Shared particles
  • Data beach
  • Hot mist

Tracklist

  1. Feeds
  2. Wait...
  3. Shared particles
  4. Return to zero
  5. Data beach
  6. Casio beguine
  7. Kosmische #1
  8. Heliotrap
  9. Hot mist
  10. Astroturf
  11. Defragment to survive
  12. Draggin'
Gesamtspielzeit: 50:52 min

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Armin

2020-11-24 20:29:34- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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