I Am The Avalanche - Dive

Big Scary Monsters / Membran
VÖ: 20.11.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Schubladenblues

Die Schublade ist schon offen, I Am The Avalanche sind schon auf dem Weg. Beschwingter Punkrock mit mal wütenden, zumindest aber immer kämpferischen Texten. Musikalische Trostspender mit ein paar wenigen Akkorden, dafür aber umso mehr Uptempo und genug Schmutz im Sound, um nicht konturlos und langweilig daherzukommen. So richtig ablegen lässt sich die Band dort aber trotz der eindeutigen Verortung im Punkrock nicht. Weil der Opener "Better days" zwar so ziemlich alles bestätigt, was bisher geschrieben wurde, aber das Quintett aus Brooklyn lange nicht so erwartbar agiert, wie es auf den ersten Blick scheint.

Kurz nachdem man nämlich mit Schmackes und wahrhaft großartigem Refrain in das vierte Album "Dive" geführt wurde, bemerkt man eine durchaus überraschende Liebe zum Midtempo. "Dive" bewegt sich oft dort, wo es gefährlich ist. Wo die gefürchteten Powerballaden vorbeiziehende Songs auf ihre schmierigen Irrwege führen wollen. Wo mancher erst wieder aufwacht, wenn der September vorbei ist. Aber: I Am The Avalanche haben sich nicht umsonst sechs Jahre Zeit gelassen, um ihr neues Werk aufzunehmen. Entsprechend sicher und unbeeindruckt bewegt sich "Dive" durch das Kitsch-Dickicht. Und hält etwaigen musikalischen Untiefen das furiose Doppel aus dem Titeltrack und "Fake weed" entgegen. Ersterer präsentiert sich dabei agil wie Bolle und schlägt spielende Haken zwischen Hymne und Uffda-Rhythmus und wieder zurück. Letzterer setzt die volle Spielzeit auf den Faktor Langsamkeit und bedient sich deutlicher Worte, um seine bisweilen niedergeschlagene Story zu erzählen und doch zu konstatieren: "You're worth so much more / Than they ever give you credit for." Das geht dann doch ein Stück unter die Haut.

Noch leiser gibt sich "Love song 69", der tatsächlich ein solcher ist und immer noch genug Kanten mitbringt, um fernab jedweder Peinlichkeit eine Zeile wie "The only easy part is loving you" rauszuhauen. Das ist dann schon ziemlich gut. Wer jetzt fürchtet, "Dive" wäre voll von langsam-verträumten Schunklern: keine Angst. "You're no good to me dead" geht die Sache mit einer ordentlichen Portion Geschwindigkeit an, "Tokyo" bringt kraftvolle Melodien voller Melancholie aufs Parkett, und "Concrete mix" boxt sich direkt durch die Wand. Nicht zuletzt deshalb gerät die halbe Stunde, die man mit diesen Stücken zubringt, dann auch entsprechend kurzweilig. Und verlangt nach einer Wiederholung. Und die Schublade bleibt zu.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Better days
  • Dive
  • Fake weed

Tracklist

  1. Better days
  2. You're no good to me dead
  3. Dive
  4. Fake weed
  5. Love song 69
  6. Are you listening?
  7. Tokyo
  8. Concrete
  9. Earthquake weather
  10. The morning
Gesamtspielzeit: 29:11 min

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Armin

2020-11-18 20:44:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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