Damien Rice - O

14th Floor / Eastwest / Warner
VÖ: 25.08.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Way to blue

Wir kennen die gewöhnliche Award-Show. Ein reichlich deplazierter Host führt durch die Sendung, Madonna knutscht mit Britney Spears rum, und Justin Timberlake erzählt jedem, wie sehr er doch dessen Arbeit bewundere. Anders verhält es sich da schon mit dem Shortlist Music Prize. Hier wird nicht die Tittendichte pro Videominute ausgezeichnet, bei diesem Preisausschreiben wählen renommierte Künstler ihre Lieblingsmusikanten. Und so liest sich dann auch die Liste der diesjährigen Finalisten: Interpol, Sigur Rós, Bright Eyes, Cat Power, Damien Rice, The Streets... Moment mal. Damien wer? Ja, nun passen Sie aber mal auf!

Damien Rice ist einer dieser Songwriter, die man eigentlich nur gut finden kann. Einer, der sich mit nicht mehr als einer alten Akustikgitarre und ein paar schlauen Worten vor Dich hinsetzt und Dir ein Lied vorsingt, das Du nie mehr vergißt. Er schätzt die leisen Töne, weiß aber auch um die Kraft der lauten. Und mit anderthalb Jahren Verspätung gibt es nun auch in Deutschland sein erstes Album \"O\" zu kaufen. Überfällig, natürlich. Denn auch wenn das hier jetzt ein bißchen sehr nach NME klingen mag: Da sind Sachen drauf, die hat man seit Nick Drake oder zumindest seit Jeff Buckley nicht mehr gehört.

Wer \"O\" erklären will, sollte sagen, was es nicht ist. Trocken nämlich. Während sich andere Liedermacher nur zu gerne hinter zynischen Floskeln verstecken, gibt es von Damien Rice das Komplettpaket der Gefühle. In Szene gesetzt durch seine unverwüstliche Gitarre, einen Schlagzeuger, der es eher gemächlich angehen läßt und dramatisch arrangierte Streicher mit unfehlbarem Gespür für den richtigen Auftritt. Mehr braucht das nicht, möchte man schon fast sagen. Aber dann fängt auch noch Damiens wahrhaft bezaubernde Freundin Lisa Hannigan zu singen an. Und die hat es wirklich noch gebraucht. Eins steht mal fest: Ein handelsübliches Songwriter-Album geht anders.

Während der Zustand des Hauptdarstellers stetig zwischen zu Tode betrübter Verbitterung und aufblitzenden Hoffnungsfunken pendelt, sind es vor allem seine absonderlichen Einfälle, die \"O\" auf die Stimmung drücken. Wenn dem Hauptdarsteller am Ende von \"Cold water\" die Worte fehlen, übernimmt ein Männerchor der dunklen Seelen für ihn. Und wenn er mit einem halben Orchester im Rücken die mysteriöse \"Amie\" bekniet, können bestenfalls Glasaugen trocken bleiben. \"Amie come sit on my wall / And read me the story of O.\"

Das Album steigert sich rein in seinen Kummer, bis es nicht mehr geht, bis alles zuviel wird. \"I remember\" heißt der Song, in dem alle Stricke reißen. Rice schreit, strampelt, schlägt um sich und findet im Wutausbruch schließlich den Schlüssel zur Erlösung. Feierlich, beinahe versöhnlich läßt eine Opernsängerin die Platte mit \"Eskimo\" ausklingen. Der Song legt sich über das Album wie eine wärmende Decke über einen ausgekühlten Körper. Damien Rice hat eine Stunde lang um sein Leben gesungen, und er hat den Kampf gewonnen. Jetzt gebt ihm bitte diesen Preis. Das ist das Mindeste, was wir für ihn tun können.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Delicate
  • Amie
  • I remember
  • Eskimo

Tracklist

  1. Delicate
  2. Volcano
  3. The blower's daughter
  4. Cannonball
  5. Older chests
  6. Amie
  7. Cheers darlin'
  8. Cold water
  9. I remember
  10. Eskimo
Gesamtspielzeit: 61:26 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2019-12-02 00:51:24

Mal wieder gehört: hat nichts von seiner Schönheit und Wucht verloren in all den Jahren.

Stephan

2018-02-15 08:01:41- Newsbeitrag

Erscheint am 30. März auf Vinyl

https://www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-/art/damien-rice-o/hnum/7924229

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Hinweiser

2017-10-12 19:49:13

Da ist aber kein guter Tonabnehmer.

eric

2017-10-12 12:51:45- Newsbeitrag

@Dr. Reineke: Hier tut sich tatsächlich etwas!

Dr. Reineke

2016-11-22 15:04:04

Hat jemand eine Idee, ob hier mal eine Vinyl-Version zu erwarten ist?

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