
Busta Rhymes - Extinction level event 2: The wrath of God
The Conglomerate / Empire / Al!veVÖ: 30.10.2020
Relic 2 the core
22 Tracks. Dadurch Überlänge, natürlich. Gaststars an allen Ecken und Enden. Und diverse Intros und Skits, die zu donnernden Glockenschlägen einen mächtig pathetischen Sermon von Gott und Teufel erzählen – zumindest, bis die Platte anscheinend die Lust daran verliert und nie wieder drauf zurückkommt. Aber genug von Corey Feldmans "Angelic 2 the core". Spaß beiseite, hier geht es natürlich um Busta Rhymes' Comeback-Album "Extinction level event 2: The wrath of God". Darauf treffen lustigerweise alle eingangs genannten Eigenschaften auch zu. Alles an diesem Werk wirkt wie ein Relikt. Die CD-kapazitätsgerechten 77 Minuten Spielzeit, auf welche die gerade mal drei Tage später veröffentlichte "Reloaded"-Edition in einer Viertelstunde noch mal vier Stücke draufsetzte. Die Gästeliste, die mit Q-Tip, Mariah Carey, Mary J. Blige, M.O.P., Rakim oder dem posthum ausgegrabenen Ol' Dirty Bastard zahlreiche alte Weggefährten von Trevor George Smith Jr. versammelt. Und der Name verrät, dass das Werk eine direkte Fortsetzung zum 1998er-Album "Extinction level event: The final world front" darstellen soll.
Er tut natürlich gut an diesem Rückbezug, denn seitdem erschien mit "Genesis" gerade mal ein gelungenes Album – der Rest war durchwachsen bis grauenvoll. "Extinction level event 2" will wieder mehr. Chris Rock – remember Chris Rock? – darf in verschiedenen Skits den Hypeman für Busta spielen, der natürlich mehrfach in seinen Double/Triple/Hibbel-Flow verfällt. Das beeindruckt immer noch, kann aber auch durch die angestrengt laute Produktion über eine solch lange Distanz ermüden. Zwar bemüht sich die Platte durch die Features und einen stilistisch durchdachten Verlauf um Abwechslung. Aber hat man das völlig vergurkte Outro von Rock überstanden, ist man vorher ordentlich durch die Mangel gedreht worden. Die ersten Tracks malen noch fleißig am apokalyptischen Szenario, beschreiben die Wut über den Status Quo in den USA und haben dadurch die härtesten Beats. "Wanna play a little game of death?", fragt Busta im knisternden "Strap yourself down". Mit den alten Kumpanen M.O.P. reißt er in "Czar" stimmungsvoll die Hütte ab und der Beat, der in "Outta my mind" die gerappten Silben perforiert, knallt. So weit, so gut.
Später wird es souliger, elektronischer und poppiger – allein, weil dieses Dauerfeuer so lange kein Hörer durchhalten könnte. Albernheiten wie "True indeed" und "The don & the boss" muss man leider wie immer aushalten. Auch die Single "Yuuuu" mit Anderson Paak gehört mit dem völlig unpassenden Blipp-Beat zu den Lowlights, besser macht es davor das Rick-Ross-Feature "Master Fard Muhammad", das überraschend ein Saxofon inmitten der Gravitas raushaut. Mit Mariah Carey kopiert er den früheren Hit "I know what you want" ganz ungeniert zum belanglosen "Where I belong". Wenn sich Kendrick Lamar als Gast ankündigt, sollte man besser sein schickstes Hemd anziehen und der soulige Beat passt immerhin ideal zu den nostalgischen Erinnerungen, die er mit Busta austauscht. Hier ist "Extinction level event 2" bereits in der nachdenklichen Schlussphase angelangt, die mit dem minimalistischen und starken "Deep thought" beginnt. Mary J. Bliges Vocal-Performance in "You will never find another me" ist ein herausragender Moment, die letzten beiden Tracks schlagen schließlich die Brücke zum düsteren, wütenden Beginn. "What happened to 'Jesus walks'?", will Busta im Closer wissen – nicht das einzige Mal, dass auf "Extinction level event 2" Glaubensfragen verhandelt werden.
Und das ist neben zahlreichen Fillern, welche die Platte viel, viel zu lang machen, besonders an einer Stelle ein Problem. Im Titeltrack tritt niemand anderes als Louis Farrakhan auf, seines Zeichens Kopf der Nation of Islam und durch antisemitische Äußerungen und Lobpreisungen afrikanischer Dikatoren aufgefallen. Er darf hier unbehelligt seine Rede schwingen und den Song ungenießbar machen. Dass ein Sample von Michael Jacksons "I'll be there" einen Skit namens "The young god speaks" ausfüllt, scheint ebenso eine unglückliche Wahl wie die Inklusion von "Calm down" auf der Deluxe Edition – zwar ist die Single von 2014, aber schon damals war Eminems Part mit einem gewissen homophoben Schimpfwort einfach nur scheiße. Es gibt Sachen, die gehen 2020 nicht mehr unhinterfragt. Nicht nur deshalb wirkt "Extinction level event 2" so hoffnungslos von gestern und zeitgeistfremd, ein Baden im eigenen Saft der Vergangenheit. Etwas eingedampft könnte es als tolles Oldschool-Album durchgehen und sicher ist es sein bestes Werk seit dem erwähnten "Genesis". Für ein topaktuelles Statement ist das Ganze aber zu inkonsequent und zu unbeständig. Vielleicht fragt Busta Rhymes mal bei Corey Feldman nach, wie man mehr Eindruck hinterlässt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Czar (feat. M.O.P.)
- Outta my mind (feat. Bell Biv DeVoe)
- Master Fard Muhammad (feat. Rick Ross)
- Deep thought
- Look over your shoulder (feat. Kendrick Lamar)
- You will never find another me (feat. Mary J. Blige)
Tracklist
- E.L.E. 2 intro (feat. Chris Rock, Rakim & Pete Rock)
- The purge
- Strap yourself down
- Czar (feat. M.O.P.)
- Outta my mind (feat. Bell Biv DeVoe)
- E.L.E. 2 the wrath of God (feat. Minister Louis Farrakhan)
- Slow flow (feat. Ol' Dirty Bastard)
- Don't go (feat. Q-Tip)
- Boomp!
- True indeed
- Master Fard Muhammad (feat. Rick Ross)
- Yuuuu (feat. Anderson Paak)
- Oh no
- The don & the boss (feat. Vybz Kartel)
- Best I can (feat. Rapsody)
- Where I belong (feat. Mariah Carey)
- Deep thought
- The young god speaks
- Look over your shoulder (feat. Kendrick Lamar)
- You will never find another me (feat. Mary J. Blige)
- Freedom? (feat. Nikki Grier)
- Satanic
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Kojiro
2020-11-12 22:29:01
Sind schon ein paar ganz nette Nummern drauf, aber alles in allem völlig überladen und anstrengend. Busta war für mich aber auch immer viel mehr ein großartiger Feauture-Rapper. Auf Albumlänge hat er mir nie was gegeben.
The MACHINA of God
2020-11-12 21:04:35
Haha, musste sehr lachen beim ersten Absatz. geb mir deshalb gerade nochmal die Corey Feldman-Session. Extrem lustig.
Felix H
2020-11-11 19:57:48
so wirklich begeistert war ich von seinen Sachen allerdings noch nie
Für mich hat er auch nie das ganz große Werk abgeliefert, aber die ersten drei und das (deutlich poppigere) "Genesis" sind schon 7/10 für mich.
schlechtestes busta album,ever
Schlechter als "Back On My B.S." und "Year Of The Dragon"? Kann ich mir fast nicht vorstellen.
MM13
2020-11-11 18:40:28
schlechtestes busta album,ever,das hat so gut wie nichts von dem wie ich busta rhymes kenne,schade find es echt langweilig.comeback misslungen!
Affengitarre
2020-11-10 21:23:57
Haha, geiler Einstieg und auch so gelungene Rezension. Stellt sich natürlich die Frage, ob ich im Jahre 2020 noch ein Album von Busta Rhymes brauche, so wirklich begeistert war ich von seinen Sachen allerdings noch nie.
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