Two Year Vacation - Laundry day

Clouds Hill / Warner
VÖ: 30.10.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Schleudergang der guten Laune

In Göteborg, der schwedische Hafenstadt im Süden des Landes, wird es im Herbst und allerspätestens zum Winter schon mal richtig ungemütlich. Da kann man sich übler Laune nicht immer gänzlich entziehen, wenn man sich im Alltagsgeschäft, durch mieses Wetter, für einen lästigen Waschgang zum Waschsalon kämpft. Two Year Vacation haben mit ihrem neuem Album "Laundry day" ein Mittel dagegen, welches das Ganze ein gutes Stück erträglicher macht: gut gelaunten Indie-Pop. Die fünf Schweden haben sich eben jener guten Laune verschrieben. Die Musik reißt einen heraus aus dem tristen Alltagstrott und wirft einen zurück vor die Festivalbühnen des Sommers, an denen man mitgerissen wird und unbeschwert unter der Sonne tanzt, lacht und Texte mitsingt, bei denen man immer mal wieder voller Euphorie falsche Worte einsetzt, ohne dass sich irgendjemand oder man selbst daran stört.

Das Quintett macht auf seinem zweiten Studioalbum gleichermaßen gesellschaftsfähigen Indie für das Radio wie auch für die stickigen, verschrobenen Indiekeller aller Länder, in denen sie zwischen Two Door Cinema Club, Kakkmaddafakka und The Royal Concept kaum auffallen werden. Es ist der leichte Sound, der die Melodien im Kopf zirkulieren lässt, wenn man dann leise summend die Wäsche aus der Waschmaschine holt, um sie in den Trockner zu platzieren. Die junge Truppe erzählt in "Don't know anybody else" von einer Verschworenheit untereinander. Sie seien "not the social kind", man mag es nicht so recht glauben, strotzt der Vibe der Hipster doch von einer Extrovertiertheit, die man eben erwartet von einer gut gelaunten Indie-Pop-Band. Dieser Song scheint wie geschaffen, um in den Aftermovies der Sommer-Festivals die Schönheit und Unbeschwertheit der Menschen zu untermalen. Im Titelsong zeigt sich, dass so ein Besuch im Waschsalon auch ganz nett sein kann, wenn es da irgendwie Begegnungen gibt, auf die man sich freut, ohne die Personen so wirklich zu kennen, und in der zweiten Singleauskopplung "Django" will man sich, auch wenn mal schwierige Entscheidungen anstehen – "The boy I've been will always be the same" – treu bleiben.

Die Themen sind nicht sonderlich schwer, die Texte sind nicht sonderlich aufwändig verpackt und würden, nur gelesen, teilweise vielleicht sogar etwas platt wirken. Diese Tatsache stört allerdings, wirklich, überhaupt nicht. Die Schweden schaffen es, einen trotz einfachen Lines mit eingängigen Riffs, herzhaften Drums und allerhand Gedudel, aus Flöten, Vintage-Synthesizer und mehrstimmingen Refrains, abzuholen. Das Ganze ist charmant eingehüllt und wirkt vor allem authentisch. Die Jungs aus Göteborg stecken an mit ihrem Gute-Laune-Indie-Pop. Man möchte pfeifen zu ihren Melodien, wenn man dann die trockene Wäsche faltet oder – je nach Typ – in den Rucksack stopft, um sich aufzumachen, nach Hause, und pfeifend durch Wind und Regen zieht.

(Paul Milde)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Don't know anybody else
  • Tied up
  • You think you're better than me

Tracklist

  1. Gateway
  2. Don't know anybody else
  3. Stop making sense
  4. Tied up
  5. Keep calling
  6. Moving on from yesterday
  7. Laundry days
  8. Django
  9. Never been to Paris
  10. When I'm back alone
  11. You think you're better than me
Gesamtspielzeit: 35:53 min

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Armin

2020-11-04 21:18:11- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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