Oneohtrix Point Never - Magic Oneohtrix Point Never
Warp / Rough TradeVÖ: 30.10.2020
Kam grad im Radio
Da geht ja mal wieder viel. Daniel Lopatin, der Macher hinter Oneohtrix Point Never, war nie für Stillstand oder stilistische Monotonie zu haben. Ganz weit draußen war er mit Electronic-Experimenten, andernorts legte er seine Musik nahbar poppig aus – fast irrwitzig dabei, wie gekonnt er die diversen Sounds und Fragmente handhabte. Jetzt kommt mit "Magic Oneohtrix Point Never" quasi ein selbstbetiteltes Album und wenig überraschend fasst es die Attribute von Oneohtrix Point Never schlüssig, aber gewagt zusammen. Eingebunden in den imaginären Tagesablauf eines Radiosenders begegnet dem Publikum Nahbar-Verspieltes bis hin zu absurden Schrägheiten. Und wieder behält Lopatin die ordnende Hand über den Dingen, auch wenn diese manchmal gehörig zittern mag.
Ein verwaschener, nicht minder treibender Popsong wie "I don't love me anymore" gehört zu den offenbaren Signalpunkten dieser Platte. Klar, es glitscht und scheppert zwischendurch gehörig, auch unbequemes Rauschen funkt dazwischen, doch die Gesangsmelodie und der Rhythmus sind klar ausgerichtet. Das vordergründig orientierungslose Sprudeln im folgenden "Bow ecco" mit seinen Klangumwälzungen gibt sich da deutlich weniger entschlussfreudig, passt aber in seiner freigeistigen Schwebehaltung gut als Kontrapunkt zum vorherigen Stück. Zupacken und laufen lassen, untereinander im fruchtbaren Austausch, sind die Pole dieser Platte. Es klöppelt und pluckert mancherorts vor sich hin, doch immer scheint ein übergeordnetes Arrangement getroffen zu werden.
"The whether channel" changiert zwischen weichem Klang und schroffen Sound-Einschüben, entschließt sich letzlich zu einem songorientierten Finale mit Breakbeats und kommt so zu einer umfassenden, ambivalenten Stimmungsarchitektur, die sich erst nach mehrmaligem Hören richtig erschließt. Die Auto-Tune-Ballade "No nightmares" betont den schlichten Schönklang, warm, weich und harmonisch. Dem entgegen steht ein Stück wie "Tales from the trash stratum", welches in liebliches Plingern ätzende Noise-Schlieren eingraviert. Unwidersprochene Lieblichkeit also an der einen Stelle, sabotierte und derangierte Zuckeridylle andernorts.
Dabei bleibt dieses Album immer irgendwie im Fluss, ob mal mit untergründiger Hektik, wie in "Answering machine" oder als windschiefe, nebelige Klangcollage "Imago". Es bewegt sich stetig etwas, tritt in Kontrast zu anderen Elementen, vereint sich harmonisch oder probt den offenen Bruch. Und doch sind es nicht die eingestreuten Radio-Jingles und Ansagen aus dem Rundfunkarchiv, die diese Platte zusammenhalten. Es ist eher so, dass dem Spröden und Schroffen an anderer Stelle etwas Schöngeistiges entspricht. Die zwischenzeitliche Brachialität findet Linderung in weichen Melodien und verspielten Klängen. Und damit wird so ziemlich alles abgedeckt, für das Oneohtrix Point Never immer stand.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I don't love me anymore
- The whether channel
- Tales from the trash stratum
- Imago
Tracklist
- Cross talk I
- Auto & allo
- Long road home
- Cross talk II
- I don't love me anymore
- Bow ecco
- The whether channel
- No nightmares
- Cross talk III
- Tales from the trash stratum
- Answering machine
- Imago
- Cross talk IV / Radio lonelys
- Lost but never alone
- Shifting
- Wave idea
- Nothing's special
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Lateralis84skleinerBruder
2021-10-15 22:06:17
Killer Scheibe. Nur einmal bisschen „gruselig“ :D *isch *isch *isch *isch *isch *isch *isch *isch…
Fiep
2020-11-15 21:45:46
Trippy.
So nahe war er seiner vaporwave vergangenheit schon lange nicht mehr.
Analog Kid
2020-11-14 18:58:56
Neues Video, ziemlich cool diesmal, VHS-Head lässt grüßen. Ominös-lyncheske 80ies-Hommage, Ehrensache, dass mich sowas wieder kriegt:
https://youtu.be/6iKPkxfljBY
Analog Kid
2020-11-04 21:33:55
"es glitscht und scheppert"
"Es klöppelt und pluckert"
"liebliches Plingern"
:D
Aber kein Ding, manchmal gehts halt einfach nicht ohne bei so ner Musik, ich versteh das :)
Armin
2020-11-04 21:17:28- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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