Vous Autres - Sel de pierre
Season Of Mist / SoulfoodVÖ: 25.09.2020
Atmosphärische Störungen
Kaum ein Genre wurde im letzten Musikjahrzehnt so sehr ausdifferenziert wie der viele Jahre in sich geschlossene Black Metal. Mehr und mehr Einflüsse ließen dieses Genre an den Rändern ausfasern, sei es durch Acts wie Liturgy, Oathbreaker, Downfall Of Gaia, Alcest oder etwa Sólstafir. Die erst 2017 gegründeten Vous Autres fallen ebenfalls in diese Kategorie Grenzen sprengender Acts. Nach einer EP und dem Debüt "Champ du sang" in 2019 folgt nun ein Jahr später mit "Sel de pierre" bereits der Nachschlag, welcher es in sich hat.
Der Opener "Onde" geht ab der ersten Sekunde in die Vollen. Düsteres Geschrei, Doublebass-Gedonner, schwer schleppende Gitarrenlinien. Ein neun Minuten langes, zähes Gebräu aus Sludge, Doom, Black Metal – aber auch starken Post-Rock-Einflüssen. Sehr ansprechend ist dabei die sehr cleane und druckvolle Produktion. Vous Autres präsentieren sich hier als die wuchtigeren Brüder von Cult Of Luna und Konsorten – beachtlich, da die Franzosen nur aus einem Duo bestehen. Während "ß" für die Vocals zuständig ist, fällt für "₣" der Part aller Instrumente ab.
Nahtlos im Sound ist der Übergang von "Onde" zu "Vesuve", wenngleich Letzteres verhaltener beginnt. Ein verirrtes, einzelnes Gitarrenmotiv trifft eingangs auf viel Hall im Schlagzeug, um nach etwa einem Drittel vom Gekreische von ß geweckt zu werden. Dem hier sehr gut zusammengesetzten Post-Rock-Baukasten folgend baut sich "Vesuve" Stück für Stück zur Wall of Sound auf, um sich in einem heftigen Gewitter zu entladen. Kein neuartiges Handwerk, dafür aber in Meisterqualität. Bis hierhin gilt: So weit, so Metal.
Welchen Dreh Vous Autres allerdings nun nehmen, überrascht dann doch sehr. "Ecueil" ist im Kern ein tiefschwarzer, instrumentaler Ambienttrack, welcher aus Synthieflächen und einigen Industrialbeats besteht. Man ahnt, was kommt: Es kann im Grunde nur ein perfekt platzierter Ruhepol vor dem nächsten Post-irgendwas-Sturm sein, den Vous Autres entfachen werden. Welcher natürlich wenig überraschend auch prompt folgt, "Sans sèves" setzt eindrucksvoll den Weg der ersten beiden Tracks fort. Durchweg auf die Zwölf und durchweg ganz großes Kino. Nachdem auch "In humus" dem typischen Laut-Leise-Schema folgt und in seinen acht Minuten viel Platz zum Ausbreiten einzelner Melodieführungen bekommt, ist "Nitre" als Closer ungewöhnlich versöhnlich. Vogelgezwitscher, Streicher, helle Farben. Ein Erwachen aus alptraumhafter, tiefschwarzer Nacht gewähren die Franzosen hier ihrem Publikum zum Abschluss dieses zwar kurzem, aber durchweg hochklassigen Albums.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Onde
- Vesuve
Tracklist
- Onde
- Vesuve
- Ecueil
- Sans sèves
- In humus
- Nitre
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Armin
2020-10-07 20:28:29- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Vous Autres - Sel de pierre (1 Beiträge / Letzter am 07.10.2020 - 20:28 Uhr)