
Matthias Schweighöfer - Hobby
Airforce1 / UniversalVÖ: 04.09.2020
Aber echt jetzt
Ausnahmsweise soll es um Kimi Räikkönen gehen. Der finnische Formel-1-Fahrer antwortete unlängst auf die Frage, was der Rennsport ihm bedeute, dass er primär ein Hobby für ihn sei. Der Mann ist Weltmeister und mehrfacher Grand-Prix-Sieger. Matthias Schweighöfer hat seit einigen Jahren ebenfalls ein zweites Steckenpferd: Neben der Schauspielerei singt er. Viel gewonnen hat er dabei bisher nicht. Obwohl sich sein Debüt "Lachen Weinen Tanzen" anständig verkaufte, musste er von vielen Seiten Häme einstecken. Umso konsequenter natürlich, dass er seinem Zweitwerk "Hobby" eine Meditation über das bisher Geschehene voranstellt. Dabei bekommen freilich auch die ahnungslosen Kritiker ihr Fett weg. Die waren aber auch sehr gemein zu ihm. Ob sich das in Zukunft ändern wird, sei dahingestellt.
"Eigentlich bin ich ja Schauspieler / Und jetzt werd' ich MTV-Star", verkündet Schweighöfer in "Melodie" und offenbart so in nur zwei Versen, wie ahnungslos er letzten Endes ist. Vielleicht sind die Zeilen aber auch als Witz zu verstehen, genau lässt sich das nicht sagen. Für Präzision sind andere zuständig, Schweighöfer sucht sein Heil im Ungefähren. Das wird schon alles irgendwie zusammenpassen. Müssen. Singen kann der Mann noch immer nur passabel, wobei seine Stimme das geringste Übel auf "Hobby" darstellt. Das Werk ächzt unter schiefen sprachlichen Bildern und maximal käsigen Melodien. Dem Hörer wird die Authentizität förmlich um die Ohren gehauen. "Ins Licht" ist beispielweise so unerträglich nah dran, dass nur die Flucht bleibt. Für wen ist diese Musik? Wer hört sich das freiwillig an? Fragen, die besser unbeantwortet bleiben.
Musikalisch dominieren balladeske Elemente. Das Klavier tupft in Moll, die Beats bleiben zurückhaltend. Gerne dürfen auch mal ein paar Geigen für noch mehr Einfühlsamkeit sorgen. Dabei wären Songs wie "Ping pong" an sich gar nicht mal schlimm. In erster Linie sind sie schlicht egal. Auch "Türkis" dudelt dank Lagerfeuerakkorden gefällig vorbei, ohne Spuren zu hinterlassen. Früher hätten Konzertbesucher dazu vielleicht Feuerzeuge geschwenkt. Aber wer hat schon noch ein Feuerzeug. Stattdessen gibt es Phrasen. Gern auch in schneller Abfolge. Den Höhepunkt stellt diesbezüglich "Lass uns gehen" dar. Wer angesichts einer solchen Verdichtung von Nichtigkeiten nicht ins Wanken gerät, steht mit beiden Beinen fest im Leben. Herzlichen Glückwunsch.
Wobei lyrische Banalität eine Grundbedingung für praktisch jeden Song darstellt. Selbst nette Ideen, wie die Aufzählung von Tieren und Dingen in "Motten", verpuffen sofort. Natürlich geht es wieder um dieses allgegenwärtige "Du", ohne das fast kein Song auf "Hobby" auskommt. Es wirkt aber auch einfach viel einfühlsamer, wenn der Hörer direkt angesprochen wird. Auch "Eifersucht", "Lass uns gehen" und "Du fehlst" schlagen in dieselbe Kerbe. Im Gedächtnis bleibt maximal die peinliche Sprechgesangseinlage in "Eifersucht", einem Song, der frappierend an Oli.P erinnert. Und das nicht nur, weil tatsächlich "Flugzeuge im Bauch" erwähnt werden. Peinlich und unnötig ist das alles. Eigentlich reicht ein Blick auf das Cover. Das sieht – pardon – wie hingeschissen aus. Wahrscheinlich soll das auch so sein. Die Kunst im Kleinen, die Tiefe des Raums. Der Charme des Unperfekten und so. Ekelhaft ist das.
Highlights & Tracklist
Highlights
- -
Tracklist
- Anfang
- BEEM
- Lauf
- Melodie
- Sonnenberg
- Motten
- Ping pong
- Eifersucht
- Türkis
- Lass uns gehen
- Schatten
- Du fehlst
- Ins Licht
- Zeit
- Ende
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Mr. Orange
2020-09-03 16:15:10
Find das tatsächlich auch NOCH ein Stück schlechter als die ganzen anderen vergleichbaren Schmalzlerchen. Tim Bendzko ist schon ganz weit unten, aber Schweighöfer unterbietet das fast noch. Mark Forster ragt da fast schon positiv aus der ganzen Schose, dessen aktueller Hit „Übermorgen“ ist sogar ganz nett. Insgesamt aber die derzeit wohl schlimmste Musikrichtung in Deutschland, selbst Schlager und der ganze uninspirierte Autotune-Deutschrap sind noch sympathischer.
ExplodingHead
2020-09-03 15:55:12
Deutscher Radiopop... wo selbsternannte "Revolverhelden" mit Schaumgummi schiessen. Lasst uns "übermorgen" drüber weiterreden, reicht mir schon für zwei Tage jetze.
Christopher
2020-09-03 15:41:19
Schon klar. Meine Bemerkung dazu, wie auch diejenige, du würdest häufig sieben Punkte zu niedrig bewerten, und überhaupt der ganze Beitrag war nicht ernst gemeint.
War mir schon auch klar, aber ich musste da einfach die Wahrheit posten.
@Radiopop/Texte:
Es gibt einfach nen Haufen Leute, die mit dem Müll zufrieden sind. Bisschen Gedudel, schöne Message (vgl. Jim Pandzko), fertig. Ist ja auch nicht so, dass das ne neue Sache wäre. Für die Plattenfirmen ist das noch immer ne stabile Einnahmequelle. Songs lassen sich am Fließband produzieren, Airplay, Streams und Verkäufe sind stabil. In Zeiten, in denen die althergebrachte Musikindustrie den Bach runtergeht, nachvollziehbar.
Wobei das alles natürlich nix daran ändert, dass ich das Zeug unerträglich finde. Befindlichkeitsgedusel.
Marküs
2020-09-03 15:18:21
Er ist so scheiße, dass es sich nicht lohnt weiter darüber zu sprechen :-) Deutscher Radiopop ist so ziemlich das übelste, was es überhaupt gibt
Mann 50 Wampe
2020-09-03 15:14:33
Was mich irritiert: Schweighöfer hat doch schon genug Geld verdient – der könnte doch etwas Ehrliches machen, etwas, das nicht so brutal auf Massengeschmack und Radioeinsatz hinproduziert ist. Nicht auszudenken, wenn sein tiefstes Inneres diesem aalglatten Quatsch entspräche.
Ehrlich scheint bei Schweighöfer tatsächlich Aalglatten Radiopop mit Strunzdummen Texten zu bedeuten und eben nicht lupenreinen Deathmetal oder sowas. Bezeichnend !
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