Romare - Home

Ninja Tune / GoodToGo
VÖ: 31.07.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Wie soll man sich da fühlen?

"Für mich ist der süße Punkt in der Musik, wenn Glück und Traurigkeit zusammenkommen." Was sich auf den ersten Blick etwas banal liest, bekommt bei Elektro-Musiker Archie Fairhurst, besser bekannt als Romare, lebendige Bedeutung. Seine Musik ist im weitesten Sinne unter House einzuordnen, lebt aber auch vom Wechselspiel zwischen euphorischer Dancefloor-Agitation und nachdenklichen Passagen. Dies wirkt auch auf seinem neuesten Album "Home" weder steif noch verkrampft, sondern drückt sich in feinen Modulationen und Changierungen aus. Niemals erscheinen die Übergänge zwanghaft konstruiert, ein wechselnder Fluss der Stimmungen wallt auf und ab.

Bereits der erste, achtminütige Track "Gone" ist ein guter Indikator. Die Beats wechseln zwischen animierender Dringlichkeit und freiem, voluminösem Schwung. Eine sonderbar verwaschene Klaviermelodie setzt markante Tonakzente, wirkt aber auch nachdenklich und melancholisch. Selbst wenn ein Stück nur behutsam variiert und manipuliert dahinfließt wie das selbstvergessene "Dreams", gewahrt man immer Nuancen gegensätzlicher Stimmungen. Da flirren in neonfarbenem Wabern die Synthies, der Beat jedoch ergibt sich einer kraftvollen Entspannung. Romares Musik bleibt im Grunde immer tanzbar, geht unverbrüchlich voran, nur gönnt sie sich abseits der Dancefloor-Lebendigkeit auch versonnene Seitenblicke.

Recht nah am Anschlag agiert jedoch "The river", dessen tropische Percussions unermüdliche Animatoren zur Bewegung des Körpers sind. Dazu ein paar agile Anschläge vom Piano und eine unzweideutige Dance-Rhythmik – und schon sind der Haltlosigkeit keine Grenzen mehr gesetzt. Dass Romare so einen Crowdpleaser ohne falsche Scheu in ein Album einarbeitet, das öfter den Party-Hedonismus auch verweigert, zeugt von Selbstbewusstsein und dem Wissen um die richtige Mischung. Dass mit "Deliverance" eine Piano-Meditation für die blaue Stunde folgt, belegt diesen Umstand deutlich.

"High" sendet hingegen vollmundige Beats aus einer Warteposition heraus, verzögert den Ausbruch, lässt die Synthies sinister das Feld beackern, bleibt dabei in der Schwebe. Hier spiegelt sich eine Genügsamkeit wider, die dieser Platte sehr gut steht: Nicht jede Möglichkeit zur Entladung wird genutzt, der Lohn dafür ist eine vielschichtige Atmosphäre. Ganz besonders ausgefeilt geschieht dies im schnell getakteten Groove von "Heaven", der sich im Gespann mit einem agilen Klavier zur sorglosen Hymne mausert. Doch wird dieser Eindruck auch durch Ruhephasen und Abzweigungen in rhythmische Nebenschauplätze ergänzt und bereichert. So ist "Home" ein ideales Beispiel für die eingangs zitierte Prämisse geworden. lebhaft im Glück, gedämpft in der Trauer.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gone
  • The river
  • Heaven

Tracklist

  1. Gone
  2. Dreams
  3. Sunshine
  4. The river
  5. Deliverance
  6. High
  7. You see
  8. Heaven
  9. Home
Gesamtspielzeit: 58:28 min

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Armin

2020-07-31 21:42:00- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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  • Romare - Home (1 Beiträge / Letzter am 31.07.2020 - 21:42 Uhr)