NOFX & Frank Turner - West Coast vs. Wessex

Fat Wreck / Edel
VÖ: 31.07.2020
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Rangel-Songs

Die Protagonisten nicht vorstellen zu müssen, ist schon eine ganz angenehme Abwechslung. NOFX sollten schließlich jedem, der schon mal in irgendeiner Form mit Punkrock in Berührung gekommen ist, grundsätzlich etwas sagen. Zumal es um die umtriebigen Herren in letzter Zeit alles andere als ruhig war. Und an Frank Turner, der seit Jahren unermüdlich Konzertbühnen entert und Album um Album veröffentlicht, kommt man auch schwerlich vorbei. Jetzt also die Kombipackung: NOFX spielen Frank Turner, Frank Turner spielt NOFX. Das klingt nach einer ganzen Menge Spaß im Glas, zumal das erklärte Ziel war, den Songs nach all der Zeit nochmal etwas Neues abzuringen. Dass sich die Beteiligten laut Tracklist großteils keineswegs irgendwelche obskuren Nebengeräusche aus der Diskographie gekramt haben, macht die Sache sicherlich nicht schlechter.

Dementsprechend markieren NOFX ganz unbescheiden mit "Substitute" den Anfang. Und sie lassen, um beim Motto des Albums zu bleiben, schon in den ersten drei Minuten kräftig die Muskeln spielen. Die zahlreichen Tempowechsel zwischen relaxtem Offbeat, bandtypischer Höchstgeschwindigkeit und so ziemlich allem dazwischen deuten nicht darauf hin, dass die nächsten runden Geburtstage im Hause NOFX allesamt mit einer sechs beginnen. Schön auch, dass sie den Charakter des – trotzdem nicht im Ansatz erreichten – Originals ein Stück weit erhalten können. Noch besser gelingt Fat Mike & Co. dieses Kunststück im folgenden "Worse things happen at sea". Tatsächlich geht das so weit, dass die Neufassung das im Original stets latent vorhandene Nervpotential streicht, sich die düstere Stimmung zu eigen macht und so zu einem astreinen NOFX-Stück wird. Nur in Ordnung: Wie die Band "Thatcher fucked the kids" in eine Ska-Nummer verwandelt, die – wie in den YouTube-Kommentaren zum Video trefflich festgestellt wurde – offenbart, dass Fat Mike immer mehr wie Fran Drescher klingt und El Hefe einen englischen Akzent auf Lager hat. Danach greift die Band leider bei den Songs daneben: "The ballad of me and my friends" ist im Original so perfekt wie "Glory hallelujah" einfach eine brunzlangweilige Mitgrölnummer ist.

Dann übernimmt Frank Turner das Zepter und dreht erst mal "Scavenger type", das ursprünglich mal eine windschiefe Akustik-Vogelscheuche war, komplett auf links. Da macht das Schlagzeug Druck, da gibt Turner vom ersten Moment an alles am Mikro und ein richtiges Finale ist auch drin. Ähnlich kurzen Prozess macht er mit "Eat the meek", dem er sämtliche Offbeat-Spinnereien austreibt und den Song stattdessen auf ein mächtiges Fundament aus der Rhythmus-Sektion stellt, um sich dort nach Lust und Laune auszutoben. Und auch hier ist zu konstatieren: Das hätte sich auf einen regulären Frank-Turner-Album auch gut gemacht. Die luftige Akustikversion, die Turner aus "Bob" formt, kann sich hingegen bestenfalls im Halbdunkel sehen lassen und würde mit dem Original keine fünf Minuten am Tresen überleben. Ganz ohne sich zu verheben schafft es halt auch der gute Frank nicht. "Perfect government" funktioniert als blitzsauberer, glattpolierter Kneipenschunkler ganz und gar nicht und warum Turner "Falling in love" auf über fünf Minuten zieht und dabei auch noch ziemlich merkwürdige Entscheidungen in Sachen Sound trifft, wird wohl niemals abschließend zu klären sein.

Am Ende gestaltet sich das Duell in etwa so, wie es zu erwarten war. Beide Kontrahenten konzentrieren sich vage auf ihre jeweiligen Stärken, wobei NOFX trotz – oder gerade wegen? – ihres hohen Alters den etwas leichtfüßigeren, flinkeren Auftritt auf die Bretter bringen. Irgendwelche knappen Sieger zu küren, geht aber letztlich am Sinn dieses Albums vorbei. Denn obwohl hier kaum Neues erzählt wird und man kaum abstreiten kann, dass die Welt nicht auf diese zehn Nummern gewartet hat, macht "West Coast vs. Wessex" in seinen guten Momenten Laune. Allein schon, weil man den Songs anmerkt, dass die Beteiligten Spaß hatten. Als solchen sollte man das Ganze dann auch verstehen: 30 zerschossene Minuten spaßigen Rangelns, das nebenher ein paar Songs abwirft. Gute wie schlechte.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Substitute
  • Worse things happen at sea
  • Scavenger type
  • Eat the meek

Tracklist

  • Part 1
    1. Substitute
    2. Worse things happen at sea
    3. Thatcher fucked the kids
    4. The ballad of me and my friends
    5. Glory hallelujah
  • Part 2
    1. Scavenger type
    2. Bob
    3. Eat the meek
    4. Perfect government
    5. Falling in love
Gesamtspielzeit: 30:11 min

Im Forum kommentieren

sizeofanocean

2020-08-25 09:36:31

danke für den Tipp, tatsächlich ein richtig starkes Cover

fakeboy

2020-08-24 22:40:43

Unverständlich, dass nicht zuerst Frank Turners Version von Eat The Meek veröffentlicht wurde. Der Song ist der Wahnsinn. Im Original einer der besten von NOFX. Und was Turner daraus macht, haut mich auch nach dem 10. Mal noch um. Aus dem relaxten Ska-Song wird ein epischer, energetischer Kracher mit unglaublich tightem und treibenden Bass/Drum-Part. Grandios.

Armin

2020-07-24 21:12:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

fakeboy

2020-07-02 17:41:39

Die Idee mag gut sein, die Umsetzung bisher nicht. Keine der Coverversionen vermag mich zu überzeugen...

Armin

2020-06-30 21:02:04- Newsbeitrag

FRANK TURNER

veröffentlicht weitere NOFX Coverversion "Falling in Love“

"West Coast vs Wessex" - Split-Album am 31.07.


Wie bereits erwähnt, kündigen NOFX und FRANK TURNER mit "West Coast VS Wessex“ für den 31.07. ein gemeinsames Split-Album auf Fat Wreck an.

Heute veröffentlicht FRANK TURNER seine ganz eigene Version des NOFX Songs "Falling In Love“, das Original befindet sich auf dem 1997 erschienenen NOFX-Album So Long And Thanks For All The Shoes.

Zu hören gibt es die Version hier:

Frank Turner - Falling in Love (NOFX Cover)


Frank Turner kommentiert:
"When Mike asked me to do a covers split with NOFX, I was blown away, and immediately knew that one of the songs I'd do would be 'Falling In Love.' I've long thought it was one of his best compositions; it's a beautiful lyric and melody, and I wanted to come at the song in a way that would lay that bare and highlight the beauty of the writing. I think it came out pretty good.“

Als ersten Vorgeschmack gab es kürzlich bereits die neu interpretierten Versionen von "Bob“ und "Thatcher Fucked The Kids"

Frank Turner - "Bob" (NOFX Cover) - Video


NOFX - "Thatcher Fucked the Kids" (Frank Turner Cover) - Video

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