Stereolith - Escape velocity
Barhill / CargoVÖ: 03.07.2020
Druckbetankung in Stereo
Im kleinen Städtchen Koblenz sprechen sich Geheimtipps schnell rum und völlig zurecht fällt im Kneipengespräch über die lokale Musikszene immer öfter der Name Stereolith. Das Quartett hat sich nämlich nicht nur darum bemüht, möglichst jede Bühne im Umkreis zu erklimmen und so ihren Namen in der ganzen Stadt breitzutreten, sondern bereits 2017 eine exzellente Demo rausgehauen, die erfrischend roh und mit ordentlich Druck unterm Sattel die musikalischen Ambitionen skizzierte. Auf ihrem Debüt "Escape velocity" führen Stereolith ihren Stoner- und Fuzz-Rock-Sound nun in die Blüte und knüpfen damit gekonnt an den Stil von Szene-Veteranen des Neunziger-Stoner-Rocks an. Die nötige Expertise in Sachen Klangveredelung hat sich die Gruppe bei Kurt Ebelhäuser geholt, in dessen Tonstudio 45 "Escape velocity" dann auch gleich produziert wurde.
Den wirklich rohen und ungefilterten Sound, den Stereolith live abfeuern und der nicht unwesentlich zum Charme der Band beiträgt, hat die Gruppe im Studio etwas gebändigt und glatt gebügelt. Nicht, dass es "Escape velocity" an Druck fehlen würde, vielmehr klingt das Debüt der Koblenzer für einen Erstling ausgesprochen professionell, geradlinig und in Sound wie Songwriting angenehm ausgewogen. Kennzeichnend für die Musik der Band ist eine gewisse Dampfwalzen-Attitüde, welche sich auch gleich im Opener "Common cause" manifestiert. Hier schieben Stereolith mit fetten Riffing eine Druckwelle vor sich her, die im Refrain durch poppige Melodieführung abgeflacht wird und sich angenehm in der eingängigen Hook auflöst. "Stuffy air" besticht im Anschluss mit seinem flotten Groove und erinnert besonders in der ersten Hälfte stark an Fu Manchu, bevor zum Schluss des Songs der treibende Beat doomigem Psychedelic-Rock weicht. Fokussierter geht es in "Close (to another)" zu, das, zufällig oder nicht, gehörig an Scumbucket denken lässt.
Im instrumentalen "Intrid" geben sich Stereolith dann plötzlich ruhiger und mehr auf atmosphärischen Aufbau bedacht als auf dem Rest der Scheibe. Als willkommene Abwechslung vom Hochgeschwindigkeits-Rock der bis dahin vergangenen fünf Tracks funktioniert das Stück ohnehin, es macht mit Wüsten-Feeling im Stile von Ten East aber auch Lust auf mehr. Leider endet der Highway, den Stereolith mit "Escape velocity" befahren, aber bereits einen Track später mit "Chain right". Dieser fügt sich noch einmal nahtlos an die flotteren Stücke des Albums an und stellt sicher, dass das Album analog zum Opener auch mit einem Knall endet. Aus den Vorbildern für ihren Sound machen Stereolith auf ihrem Debüt ganz sicher kein Geheimnis, trotzdem kommt die Combo auf "Escape velocity" dank gutem Songwriting, fetten Riffs und gekonntem Groove enorm frisch und stilsicher daher. Das Album erinnert somit nicht nur an seine zahlreichen Referenzen, sondern kann sich guten Gewissens selbstbewusst in eine Reihe mit den Vorbildern stellen.
(Christopher Padraig ó Murchadha)
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stuffy air
- Chain right
Tracklist
- Common cause
- Stuffy air
- Close (to another)
- Crossing roads
- I don‘t mind
- Intrid
- Chain right
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Armin
2020-07-08 20:48:15- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Stereolith - Escape velocity (1 Beiträge / Letzter am 08.07.2020 - 20:48 Uhr)