A.A. Williams - Forever blue

Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 03.07.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hello darkness my old friend

Anfang 2019 war A.A. Williams noch ziemlich unbekannt. Eine EP und Dauertour später, unter anderem mit The Sisters Of Mercy, Cult Of Luna, Explosions In The Sky oder Russian Circles, und einem Auftritt beim Roadburn Festival gilt "Forever blue" in bestimmten Kreisen als so vielerwartetes wie vielversprechendes Debüt. Wo die Reise hingeht, dürfte angesichts der Live-Referenzen und der im Februar 2020 erschienenen EP "Exit in darkness" mit Mono klar sein: ausladender Postrock mit einer guten Portion Schwere. Williams spielt dabei Gitarre, Cello und Piano und singt dazu, könnte quasi einen ausufernden Bandsound allein gestalten und platziert sich musikalisch irgendwo zwischen PJ Harvey, Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle. Mit einer warmen Gesangsstimme, seichten Klaviertupfern und einem flatternden Cello eröffnet "All I asked for (was to end it all)" dieses Album elegisch. Zurücklehnen, genießen, schwelgend lauschen bietet sich hier an, denn dieser Opener gibt die Richtung vor und stolziert in gemächlichen Schritten vorwärts.

Ein Zustand, der jedoch trügen kann und hier nicht lange Bestand haben wird. "Melt" bietet zwar eingangs eine fast stillstehende Atmosphäre, bei dem jedes der Worte Williams‘ in Zeitlupe zu schweben scheint, baut jedoch im Laufe der über sechs Minuten eine massive Soundwand auf, die schlussendlich – wie könnte es anders sein – in ein episches Finale mündet. Ein einziges kleines Manko trägt "Forever blue" jedoch in sich: Ähnlich wie bei Kollegin Wolfe ist Williams‘ Stimmlage auf Dauer recht monoton und gerade die balladesken Stücke sind für sich genommen toll, in ihrer Ansammlung und Länge jedoch bisweilen ein wenig zu viel des Guten – gerade im letzten Drittel des Albums. Die instrumentalen Ausbrüche begleitet sie dabei, bleibt aber jeweils in ihrer Stimmlage und Geschwindigkeit.

Etwas Abwechslung schafft Williams mit Hilfe von Gastsängern. Mit Tom Fleming von Wild Beasts geht sie in "Dirt" ins Duett – der Brite klingt dabei überraschend wie David Bowie. "Fearless" hingegen hat Johannes Persson von Cult Of Luna zu Gast, der einen Gegenpol schafft und einige für ihn typisch heisere Growls vom Stapel lässt. Bandkollege Fredrick Kihlberg hingegen verpasst dem reduzierten "Glimmer" ein paar sanfte Töne. Ob nun Perssons Geschrei, welches den Sound trotz Post-Rock-Aufbauten ziemlich durchbricht, oder der eher zu Williams passende, cleane Gesang von Kihlberg hier besser wirkt, mag individuelle Vorliebe des Publikums sein.

Und allen, die von "Forever blue" noch nicht genug haben, sei A.A.Williams' YouTube-Kanal empfohlen, für den sie während der Corona-Pause einige sehr schöne Coverversionen einspielte – unter anderem von Nick Cave, Radiohead, Nine Inch Nails oder Deftones und mit letzteren schließt sich ein Kreis: Als A.A. Williams in jungen Jahren die Deftones für sich entdeckte, beeinflusste dies ihre musikalischen Entwicklung massiv. Das Resultat dieses Weges lässt sich nun mit "Forever Blue" hören.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Melt
  • Dirt
  • Love and pain

Tracklist

  1. All I asked for (was to end it all)
  2. Melt
  3. Dirt
  4. Fearless
  5. Glimmer
  6. Love and pain
  7. Wait
  8. I'm fine
Gesamtspielzeit: 42:30 min

Im Forum kommentieren

Pierre Baguette

2020-07-10 09:57:29

Wow, tolle Musik. Düster, langsam, und wunderschön. Ich habe bei der Gelegenheit die EP von 2019 entdeckt, die fast noch toller ist. "Control", was für ein großartiges Lied.

Armin

2020-07-01 19:38:34- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

u.x.o.

2020-06-30 18:52:28

Einen dritten Vorboten gibt es auf der Bandcamp-Seite. "Love And Pain", mag ich ebenfalls sehr gerne! Freue mich schon auf die VÖ am Freitag.

https://aawilliams.bandcamp.com/album/forever-blue

doept

2020-06-24 22:08:49

Freue mich schon sehr auf das Album,
in der aktuellen Visions hat es eine starke 10/12 (als Einzelkritik) bekommen.

Und es gibt wohl u.a. Johannes Persson (Cult of Luna) als Gastsänger auf dem Album - was einerseits Sinn macht da sie zusammen getourt sind, ich es mir anderseits musikalisch nicht so ganz vorstellen kann. Mal sehen wie das wird, bin gespannt!

u.x.o.

2020-05-30 14:55:31

Zwei tolle Songs - lässt auf ein starkes Album hoffen!

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