
In Extremo - 7
Motor / UniversalVÖ: 01.09.2003
Schmerzen
Versucht da etwa jemand, mich zu beeinflussen? Oder zumindest einen klitzekleinen Tip zu geben, wie denn dieses Album zu bewerten sei? Aber nein, liebe Herren. Für sieben Punkte müßt Ihr schon etwas mehr bieten als das hier. Mehr bieten als ein albumgewordenes Klischee. Mehr als ärgerlichen Mittelalter-Metal, die 8078ste.
Aber alles von vorne: "7" heißt das neue Album von In Extremo und ist das - aha! - siebte Album ihrer Karriere. Und mehr denn je wird es die Geschnitten-Brot-Charts toppen. Wieso das Ganze? Gibt es tatsächlich Menschen, die nach Songtiteln wie "Erdbeermund", "König Nimrod", "Ave Maria" oder "Mein Kind" verlangen? Und denen sich bei einem gerollten "r" nicht automatisch ein Jucken in der Kehle-Magen-Gegend einstellt? Gibt es. Wie sonst wäre es zu erklären, daß die Vorab-Auskopplung "Küss mich" die Top Ten der Single-Charts gestürmt hat. Und den armen Händlern auch diese Platte hier garantiert aus den Händen gerissen wird.
Wie bitte? Ich soll voreingenommen sein? War ich, zugegeben. Aber wie sich das gehört, wurden die Einwände vorm Einlegen von "7" beiseite geschoben. Schließlich hatte die Band auf "Sünder ohne Ziegel" ihre lichten oder zumindest unfreiwillig komischen Momente. Schließlich ließ jene, durchaus okaye Vorab-Single "Küss mich" hoffen, daß In Extremo inzwsichen mehr auf dem Kasten haben als plumpe Mittelalter-Effekte und Dumpfbacken-Lyrics. Oder vielleicht gar das Songschreiben gelernt haben. Aber dann das hier. Uff! Innerhalb von Sekunden ist alle angestrengte Objektivität durch den Wind. Holzhammer-Riffs, aufgeblähte Dudelsäcke. Dann geht das Krakeele los: "Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund!" Mund ist gut. Mund verbieten wäre besser.
Aber es kommt noch schlechter: "König Nimrod" beginnt mit einem gebrummten Mittelalter-Intro, für das In Extremo vor ein paarhundert Jahren gevierteilt worden wären. Und mündet in einen Song, für den man sie hinterher locker gesechzehnteilt hätte. Der "Davert-Tanz" animiert zu willkürlichen Zuckungen, die aber eher von einem bevorstehenden Anfall künden als von ausgelassenem Tanzen. Doch dann, unglaublich aber wahr: "Ave Maria" und "Mein Kind" wären durchaus nette Songs. Vorausgesetzt, jemand hätte vorher die Mikrofone mit Bier übergossen, den Sänger sicherheitshalber mit ein paar Schlägen niedergestreckt und die Dudelsäcke mit Stecknadeln durchlöchert. Jedesmal denkt, ja hofft man, In Extremo würden vielleicht doch die Kurve zu einem guten Song kriegen. Aber sobald die Dudelsäcke und das, was man bei anderen Bands vielleicht Gesang nennen würde, einsetzt, ist alles zu spät. Und zappenduster.
Sieben Punkte also? Mal nachrechnen: Ein halber Punkt für ein paar potentiell brauchbare Instrumental-Songs. Ein halber für "Küss mich". Und ein Punkt für die aufdringlichen Piepser, mit dem die Promo-Version des Albums aus Kopierschutzgründen durchsetzt ist. Denn die sind verglichen mit dem Rest eine wahre Wohltat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Küss mich
Tracklist
- Erdbeermund
- König Nimrod
- Ave Maria
- Mein Kind
- Sagrada Trobar
- Küss mich
- Davert-Tanz
- Melancholie
- Albtraum
- Pferdesegen
- Nymphenzeit
- Madre Deus
- Segel setzen
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iwo
2009-07-15 13:55:04
das einzig wahre ist ohnehin die leserwertung
adieu
2009-07-15 13:53:01
plattentest.de ist für mich gestorben.
und das, obwohl in extremo ebenfalls nicht mein geschmack ist.
mögliche alternative: www.dorfdisco.de
Obrac
2005-11-07 12:18:04
Tja, eben. Mir persönich gefallen nicht alle bands, die ihre Instrumente selbst spielen.
tjadamn
2005-11-07 11:28:40
"gut" ist relativ ;) entweder es gefällt, oder nicht...
Obrac
2005-11-07 10:46:46
so und WARUM ist sie scheiße? Weil sie noch Musik selber machen und nich wie US5 einfach nur zu playbacks rumhopsen???
Damit wird die hirnrissige These aufgestellt, dass alle Bands, die ihre Instrumente selbst bedienen und live spielen, gut sind. Schwachsinn.
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