Rolling Blackouts Coastal Fever - Sideways to New Italy

Sub Pop / Cargo
VÖ: 05.06.2020
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Mehr Gurken!

Dafür, dass der alte Onkel Indierock angeblich schon lange tot ist, schaut er 2020 doch recht vital aus. Neben aufstrebenden Newcomern wie Sorry oder Porridge Radio konnten auch die, pardon, Genre-Großväter The Strokes dieses Jahr mit ihrem Comeback-Album "The new abnormal" überzeugen. Und nun gehen Rolling Blackouts Coastal Fever an den Start, um dem laufenden Seuchenjahr ein weiteres formidables Indierock-Album zu schenken. Die australische Formation agiert dabei, wie gewohnt, ohne besondere Kniffe, ohne Netz oder doppelten Boden: Ihre Musik schießt unmittelbar ins Blut, ihre Melodien riechen nach frisch gemähter Frühlingswiese, wie die geneigte Synästhetikerin vielleicht behaupten würde. Das ist alles herrlich unprätentiös und perlt beschwingt-beschwichtigend dahin. Ein Album also, wie eine Gurkenmaske auf dem faltigen Antlitz eines Genres, das schon so manchen Tod gestorben ist.

"Sideways to New Italy" heißt also die neue Platte der Gruppe aus Melbourne, es ist der Nachfolger zum gefeierten Debüt "Hope downs" von 2018, sowie der nicht weniger verehrten EP "The french press" ein Jahr zuvor. Und so richtig viel macht die Band auch hier nicht anders: Rolling Blackouts Coastal Fever bleiben ihrem 80s- und 90s-verliebten Songwriting treu, schreiben weiterhin Hymnen fürs leiernde Kassettendeck im rostigen Polo. Ähnlich wie die geschätzten Kollegen von Real Estate kultivieren die Australier dabei einen unaufgeregten, aber durchaus hübschen Slacker-Sound, der die meisten Kurven mit Dynamik und Spaß an der Fliehkraft nimmt, aber auch weiß, wann es clever ist, das Tempo zu drosseln. Die luftige Single "She's there" beispielsweise spendet in ihrer janglenden Lässigkeit auch an sonnigsten Tagen noch den nötigen Schatten, während die Gitarren den Hörer schwindelig spielen.

Der Opener "The second of the first" quengelt sich mit brummendem Bass und Uptempo-Energie ins Bewusstsein und gibt dabei direkt die unmissverständliche Marschrichtung vor: Rolling Blackouts Coastal Fever werfen hier wie wilde Derwische mit Melodien um sich, für die andere Bands ihre letzten Flanellhemden geben würden. Das bereits vorab veröffentlichte "Cars in space" ist noch so ein kleiner Zappelphilipp von Song, der das Wörtchen Power in der Genrebezeichnung Power-Pop nicht nur großschreibt, sondern auch noch dick und fett unterstreicht. Und das melancholische "Cameo" führt zunächst auf eine falsche Fährte, entfaltet dann aber relativ schnell eine euphorische Wucht und mausert sich in der Folge zum vielleicht stärksten Song dieser Platte. Im sympathischen Closer "The cool change" klingen die Australier dann wie eine britische Band der mittleren Neunzigerjahre, die man auf einem obskuren Sampler wiederentdeckt hat. Oder einfach wie Belle & Sebastian auf einer Überdosis Espresso. Tja: Mit einer ordentlich Portion Koffein hat man doch schon so manchen Totgeglaubten wieder zum Leben erweckt, nicht?

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • She's there
  • Cars in space
  • Cameo

Tracklist

  1. The second of the first
  2. Falling thunder
  3. She's there
  4. Beautiful Steven
  5. The only one
  6. Cars in space
  7. Cameo
  8. Not tonight
  9. Sunglasses at the wedding
  10. The cool change
Gesamtspielzeit: 39:44 min

Im Forum kommentieren

saihttam

2020-10-14 11:47:33

Das Album kommt für mich nicht ganz an die alten Sachen ran. Dennoch sehr gute sommerliche Unterhaltung, von der man nie genug bekommen kann.

Armin

2020-10-13 12:27:26- Newsbeitrag

Rolling Blackouts Coastal Fever
07.09. - 08.09.2021

Die letzte Tour von Rolling Blackouts Coastal Fever ist schon zwei Jahre her. Nun haben die Indie-Rocker aus Melbourne bestätigt, dass sie im September 2021 mit ihrem neuen Album „Sideways To New Italy“ endlich wieder nach Deutschland kommen und Konzerte spielen werden.

Nachdem Rolling Blackouts Coastal Fever seit ihrer Gründung im Jahr 2013 einige Songs und auch zwei EP‘s veröffentlichten, gaben sie vor zwei Jahren ihr Debüt mit dem Werk „Hope Downs“, welches den Australiern zum Durchbruch in der Heimat verhalf und auch in Europa sowie Amerika schnell Fans bekam. Im September dürfen wir den Gitarrenpop von Rolling Blackouts Coastal Fever live erleben wenn sie für zwei Konzerte nach Hamburg und Berlin kommen.
Image Label


Präsentiert werden die Konzerte von Musikexpress, piranha und START.



07.09.2021 Berlin - Cassiopeia

08.09.2021 Hamburg - Bahnhof Pauli

nörtz

2020-06-22 10:11:14

Ne solide 7,2 bei mir. "Cars in Space" und "Falling Thunder" stehen bei mir weit über dem Rest.

fakeboy

2020-06-22 08:31:38

Schade dass der Platte am Schluss die Luft ausgeht. Die letzten 2 Songs sind sehr belanglos. Bis und mit Song 8 hätte ich dem Album eine (leicht aufgerundetete) 8 gegeben. Auf die gesamte Länge eine solide 7.

Enrico Palazzo

2020-06-10 16:02:06

Ich würde es auch zwischen 6 und 7 einsortieren wie pitchfork.

Wenn ich die Songs einzeln höre, denke ich: Wie, super. Aber auf Album Länge am Stück ist mir das alles irgendwie zu brav und nett. Da ist nichts, woran ich mich stoßen könnte und denken würde: oh, was war das jetzt spannendes?

Bester Song wegen der Melodei: She's There!

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