Caleb Landry Jones - The mother stone

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 29.05.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

There's a starman

Es gibt sie, diese Alleskönner und -woller, diese Rampensäue, diese fotogenen Kamerasuchenden, diese Bühnenmenschen. Für die es gefühlt nix Schöneres gibt als Aufmerksamkeit für ihre Person, ihre Kunst, ihre Meinung. Robbie Williams flehte sein Publikum schon 1997 an, dass es ihn es doch bitte entertainen lassen möge. Caleb Landry Jones ist auch so ein Tausendsassa: Eigentlich schauspielert der Gute hauptberuflich, aber auch als Sänger macht er eine überraschend gute Figur. Wer hätte dem Milchbubi, der noch vor einigen Jahren in "Breaking bad" Louis darstellte, den besten Freund von Walter Whites Sohn Walt Jr. – pardon, Flynn –, so etwas wirklich zugetraut? Nach Rollen in oscarprämierten Filmen wie "Get out" und "Three billboards outside Ebbing, Missouri" zieht es Jones nun vorerst auf andere Bretter, die nichtsdestotrotz die Welt bedeuten.

Mit "The mother stone" gibt es zwar das Debütalbum des 30-Jährigen, gut möglich aber, dass da sehr bald noch mehr folgen wird. Laut eigener Aussage schlummern nämlich über 700 Songs in der Schublade des Texaners, der nach einem Treffen mit Regisseur Jim Jarmusch den Kontakt zu Sacred-Bones-Gründer Caleb Braaten fand. Weitere Alben hin oder her: Jones setzt mit "The mother stone" alles auf eine Karte. Zwischen Glam-Rock und Psychedelic-Pop bewegen sich die 15 Stücke, die stellenweise gewaltig-episch an der Acht-Minuten-Marke kratzen oder auch verträumt-zurückhaltend durch nebelige Parallelwelten wandern. Über eine Stunde Zeit nimmt sich Jones für die Vorstellung seines musikalischen Talents, und was zunächst lang klingen mag, ist immerhin nicht erschöpfend – sondern tatsächlich ziemlich beeindruckend.

Bowie, Beatles, Bolan – schwer zu sagen, mit wem sich Jones noch am ehesten vergleichen ließe. Vielleicht sollte man stattdessen die Songs selbst sprechen lassen. Dann nämlich kann der imposante Opener "Flag day / The mother stone" mit viel Theatralik den Vorhang öffnen für die Caleb-Landry-Jones-Show und "You're so wonderfull" für ein paar knallbunte Farbspritzer auf dem Cover des weißen Albums der Pilzköpfe sorgen. An dessen avantgardistischen Ideen bedient sich "The mother stone" an so mancher Stelle recht großzügig, doch immerhin nie stümperhaft: "For the longest time" entführt auf einen albtraumartigen Trip, wie man ihn sich höchstens mit Walter Whites blauem Crystal Meth vorstellen könnte, während "I want to love you" die Liebe mal lauter, mal leiser zu erzwingen versucht. Aggressiv klingt das, aber auch verzweifelt. Und am Ende vermischen sich Blut, Schweiß und Tränen auf dem Bühnenboden.

Es gibt aber auch durchaus etwas weniger aufdringlichen Momente auf "The mother stone", so etwa in der ersten Variante des in zweifacher Ausführung vorhandenen "No where's where nothing's died" und dem direkt darauffolgenden "Licking the days". Oder auch im passenderweise "Lullabbey" betitelten Anti-Wiegensong, der natürlich alles andere als ermüdet. Gegen Ende trumpft Jones mit dem wunderbar dramatischen "Thanks for staying" und "Little planet pig" mitsamt völlig irrer Instrumentierung noch mal so richtig auf, ehe er den Vorhang recht plötzlich und fast schon schmucklos wieder fallen lässt. Muss man halt auch mal bringen: Hier wartet einer gar nicht auf den Applaus, sondern setzt ihn einfach voraus. Kann er sich abschminken? Das wäre nach einer solchen Show unbedingt empfehlenswert.

(Jennifer Depner)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • You're so wonderfull
  • Licking the days
  • I want to love you
  • Thanks for staying

Tracklist

  1. Flag day / The mother stone
  2. You're so wonderfull
  3. I dig your dog
  4. Katya
  5. All I am in you / The big worm
  6. No where's where nothing's died
  7. Licking the days
  8. For the longest time
  9. The hodge-podge porridge poke
  10. I want to love you
  11. The great I am
  12. Lullabbey
  13. No where's where nothing's died (A marvelous pain)
  14. Thanks for staying
  15. Little planet pig
Gesamtspielzeit: 65:28 min

Im Forum kommentieren

Armin

2020-05-20 22:30:39- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum