Tim Vantol - Better days
EminorSeven / Uncle M / CargoVÖ: 22.05.2020
Geerdet auf der Alm
Ein Flachländer, musikalisch sozialisiert in der Punkrock-Szene der liberalen Metropole Amsterdam, erklärt ein bayerisches Dorf auf der Höhenmeter-Skala 800 im spießigen Umland von Berchtesgarden zu seiner Wunsch-Heimat? Manche Dinge hätte man kaum für möglich gehalten, dazu braucht nicht mal eine Pandemie. Einer gewissen Logik folgt der Schritt: Vantol ist mit einer Bayerin verheiratet, recht frisch sogar. Jedoch scheint es so, als sei der neue Wohnort des Vagabunden mit Gitarre inmitten alpiner Natur besonders auf Vantols Bestreben zurückzuführen. Es scheint so, als hätte der rastlose Folk-Punker, der Mann, der am liebsten mit all den Kumpels und Bands aus der Szene auf Tournee ist, der immer für alle da ist, ein Bedürfnis nach Ruhe entwickelt.
Vantol selbst sagt zur Veröffentlichung seines neuen Albums "Better days": "Ich hatte nie das, was man eine 'bucket list' nennt, trotzdem fühlt es sich so an, als hätte ich in meiner Karriere eine Menge Punkte davon abgestrichen. Ab hier ist alles ein Bonus." Ja, da schwingt eine gewisse Demut, eine Wertschätzung der tollen Momente des Musikerlebens, aber auch eine gewisse Adoleszenz mit. Die hört man seinem neuen Album auch an. Natürlich ist das Leben immer auch ein Prozess, eine Reihe von Erfahrungen, die man analysiert. Es ist gut, wenn man liebe Menschen um sich hat und das realisiert, zu schätzen weiß. Ob gute Freunde oder Familie, Vantol gibt ihnen mit "Tell them" einfach mal einen blumigen Wort-Strauß an Wertschätzung zurück. Das intensive "A river full of reasons" verbindet dann all das, was Vantols Genre so erdig, so publikumsaffin macht und lässt Melodien, Gitarren und (lyrische) Kanten zur bestmöglichen Folk-Punk-Form vollenden.
Selbst wenn nicht alle Songs auf "Better days" diese Qualität oder die Wucht des umtriebigen Titelstücks besitzen, ist zu spüren, dass der Songwriter musikalisch und künstlerisch nicht stagniert. So klang seine Stimme, die besonders live recht weit unter die Haut geht, auf Tonträger selten so ergreifend wie im Opener "No more". Das entschlackte "It's gonna hurt" erdet und macht impulsiv klar, dass es ohne Trennung, Trauer und schmerzhafte Scheißtage leider auch nicht geht. Grundsätzlich hält "Better days" jedoch an der optimistisch-musikalischen Grundjustierung Vantols fest. Und sollte die nächste Tour des Holländers anstehen, werden sich die 'Vantol Ultras' spontan überlegen, ob man zum ohrwurmigen "5 inch screen" nun singt, schunkelt und hüpft (oder alles zugleich), oder zum schnellen "You will never" gleich den Pogo zündet. Vantol bleibt einer, der kommt und geht, trotz neuer Sesshaftigkeit. Denn sein Zuhause ist vor allem da, wo die Musik ist.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Better days
- A river full of reasons
- It's gonna hurt
Tracklist
- No more
- Tell them
- Better days
- A river full of reasons
- Haven't you learned
- Forgiveness
- Not today
- 5 inch screen
- You will never
- It's gonna hurt
Im Forum kommentieren
Armin
2020-05-13 20:41:26- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2020-04-14 18:44:54- Newsbeitrag
Der niederländische Singer/Songwriter TIM VANTOL hat sich als umtriebiger Dauertourer in den vergangenen Jahren einen festen Platz in der europäischen Musiklandschaft erspielt. Ob im Vorprogramm von Royal Republic, Donots, Chuck Ragan und Itchy oder wochenlang auf eigener Faust. Nach aktueller Planung wird er im Sommer 2020 acht Konzerte der Die Toten Hosen supporten.
Nun ist Tim mit seiner neuen Single "5 Inch Screen“ und seinem gewohnt mitreißenden, Country/Folk getränkten Punkrock-Americana zurück. „Everything looks better on a 5 inch screen where the skies are blue and the grass is green“, holt Tim gleich zu Anfang mit markiger Reibeisenstimme aus. Mit ironisch-charmanter Note persifliert er das Phänomen, dass reale Erlebnisse zunehmend zur Vorlage von Social-Media-Posts verkommen.
Video:
Promo cover art TIM VANTOL
5 Inch Screen (Single)
EminorSeven Records / Uncle M / Cargo Records
10 April 2020
Der technologische Fortschritt erleichtert unseren Alltag zunehmend – und verändert gleichzeitig nicht immer alles zum Guten. Dass Musiker mittlerweile auf ihren Konzerten teilweise mehr Smartphones als Besucher sehen, ist nur ein kleiner Aspekt einer neuen Gesellschaftshaltung, in der reale Erlebnisse zunehmend zur Vorlage von Social-Media-Posts verkommen. Tim Vantol persifliert dieses Phänomen mit ironisch-charmanter Note in seiner neuen Single „5 Inch Screen“. Mit mitreißendem Americana-Songwriter-Sound beschreibt der Sänger eine Welt, in der personalisierte Filterblasen das Maß aller Dinge sind. Begleitend dazu veröffentlicht Vantol auch ein Musikvideo, in dem der Text sehr bildhaft wiedergegeben wird. „5 Inch Screen“ ist der erste Vorbote auf Tim Vantols kommendes Album „Better Days“, für das der Sänger nach zwischenzeitlicher Abstinenz erneut Uncle M als Label gewählt hat.
Am 22. Mai 2020 erscheint Tim Vantols neues Album „Better Days“. Diese Platte beinhaltet Songs, die so klingen, als würde man sie schon ewig kennen. Wenn man den Niederländer privat besuchen möchte, muss man bis zum Alpensaum in Berchtesgaden reisen: 800 Meter über Null und eine wohltuende Dimension entfernt vom stressigen Trubel der Großstadt. Berchtesgaden, das sei „Next Level Bayern“, sagt der Sänger. Drei Meter Schnee vor der Haustür gab es letzten Winter, Vantol fühlt sich hier wohl und das hört man in seinen Songs. Der Ort mit seinen netten und zugänglichen Einwohnern trägt wohl auch seinen Teil dazu bei.
Die Musik des Albums „Better Days“ lässt sich ebenfalls als „Next Level“ bezeichnen: wie die letzte Perle auf der Schnur muskulöser Rockalben, die dem Niederländer in den letzten elf Jahren eine treue Fanbase sichern konnte. „Better Days“ ist vermutlich das mit Abstand persönlichste Werk des Musikers. „Meine Songs sind immer aus der Perspektive meines Lebens geschrieben, aber sie sollen gleichzeitig so offen wie möglich bleiben“, sagt der Sänger. Gleich der erste Song „No More“ enthält eine dieser typischen Tim-Vantol-Zeilen, die klingen, als wären sie frisch auf die Seele tätowiert worden: „Brand new directions are waiting for you“ heißt es da, aber es kommt einmal mehr auf die Stimme an, die diese Zeilen singt.
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Referenzen
Spotify
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