Uncle Bard & The Dirty Bastards - The men beyond the glass

CarefulNow! / Distrokid
VÖ: 24.04.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fröhliches Scheitern

Die Suche nach gutem irischen Folk-Rock beginnt in der Regel – wo, sonst? – auf der grünen Insel. Als Genre, das sein im Kern zeitloses Repertoire immer wieder neu interpretiert und aktualisiert, verknüpft es die keltische Lust am Erzählen mit einem ausgeprägten Gemeinsinn, der nicht selten ausdrücklich politisch wird. Auch dadurch erklärt sich das natürliche Interesse des Punk am traditionellen Liedgut des Irish Folk, der mit spielfreudigen Rhythmen und seiner Offenheit für Außenseiter und Experimente weit entfernt davon ist, als bloße Hintergrundbeschallung für Saufgelage auf Mittelaltermärkten zu dienen. Seit 2007 schreiben sich auch Uncle Bard & The Dirty Bastards in die Reihe der Bands ein, die Versatzstücke keltischer Musik mit rockigen Elementen anreichern. Das Besondere dabei: Das Sextett stammt aus Norditalien. Ein misstrauisches "Braucht es das?" beantworten die zwölf auf "The men beyond the glass" versammelten Lieder voller Spaß und ziemlich eindeutig.

Drone-Klänge der Uilleann Pipes (so etwas wie das irische Äquivalent des Dudelsacks) eröffnen das Album und deuten kurz eine unerwartet experimentelle Richtung an, bevor sich "Hey men" als ernste und schwermütige Ballade majestätisch erhebt und den schalkhaften Albumtitel, seiner eigenen Klischees bewusst, mit Tiefe ausstattet. Guido Domingos kratzige Stimme, stets mit einer Prise Melodramatik tönend, bettet die Songs dabei wieder in einer rockigeren Umgebung ein. Schon die erste Single "Back on your feet" wird entsprechend mit anschwellendem Gitarren-Feedback eingeläutet und spielt mit dem Thema eines fröhlichen Scheiterns, das sich ertragen lässt, solange es im sozialen Raum – nicht zuletzt: dem Pub! – aufgefangen ist. "Fail better", ruft Domingo allen entgegen, die um den Abgrund tanzen und sich dabei gegenseitig an den Händen halten. Zwischen freundlicher Selbstironie und Lobgesängen auf die stützende Gemeinschaft spielen sich Uncle Bard & The Dirty Bastards melodieselig und virtuos durch die folgenden Lieder und geben dabei auch längeren instrumentalen Passagen einen Raum. Genannte Uilleann Pipes, Tenor-Banjo und keltische Flöten werden grundiert von einem punkigen Schlagzeug und treibenden Gitarren. So vereinen sich die zwei Pole der Band jederzeit harmonisch. Wenn "Man of the storm" in der Mitte abebbt, um sich dann nochmal beschwingt am eigenen Schopf zu packen, wirkt das, als wäre eine alte Botschaft nochmal zu frischer Form gekommen.

Nicht jeder Song zündet im gleichen Maße, aber nie mindert das die kurzweilige Fröhlichkeit und knackige Energie, die von "The men beyond the glass" ausgeht. Und immer wieder finden sich Momente wie die Hook von "The make-sense-law", die in einem etwas anderen Setting auch als Britpop-Hymne funktionieren könnte. Dass hier Italiener traditionelle keltische Instrumente spielen, verkommt schnell zur kuriosen Randnotiz, die im cleveren "Happily misplaced in this world" aufgegriffen und weitergedeutet wird: Außenseiter aller Länder, vereinigt euch! Respektvoll deuten Uncle Bard & The Dirty Bastards die irische Musiktradition als internationale Freude an der Gemeinsamkeit, ohne das Rad neu erfinden zu wollen. Wenn Du auf die Schnauze fällst, passiert das woanders auf der Welt jemandem mit Sicherheit zum gleichen Zeitpunkt – und manchmal sind es die einfachen Lieder, die am schnellsten wieder auf die Beine helfen.

(Viktor Fritzenkötter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hey men
  • Happily misplaced in this world
  • The make-sense-law

Tracklist

  1. Hey men
  2. Back on your feet
  3. If only he applied himself
  4. Man of the storm
  5. Happily misplaced in this world
  6. Wish
  7. Devils are all here
  8. Life's grand
  9. The count
  10. The make-sense-law
  11. Empty glasses
  12. Get some rest
Gesamtspielzeit: 49:48 min

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Armin

2020-05-13 20:41:07- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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