Buscabulla - Regresa

Domino / Ribbon / GoodToGo
VÖ: 08.05.2020
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Zwischen den Trümmern

Dann macht man es halt genau anders herum. Als Raquel Berríos und Luis Alfredo Del Valle als Buscabulla zusammenfanden, teilten sie mit sehr vielen Zeitgenossen die Existenz als puerto-ricanische Künstler im Exil, genauer in Brooklyn. Und dort fanden sie sich als musikalisches Duo auch schnell zurecht, veröffentlichten zwei Eps, eine von Dev Hynes produziert, und erfreuten sich eines durchaus bemerkenswerten Zuspruchs seitens der Öffentlichkeit. Dann kam das Jahr 2017, zwei Hurricanes machten Puerto Rico fast dem Erdboden gleich und es setzte ein Exodus gerade junger Einheimischer zum amerikanischen Festland ein. Und was machten Buscabulla? Sie gingen genau den anderen Weg, zogen zurück in die Heimat, richteten sich ein eigenes Studio ein und gründeten eine Organisation zur Unterstützung in Not geratener, einheimischer Künstler. "Regresa", das Debütalbum der Band, ist nun die erste Kostprobe Buscabullas nach ihrer Rückkehr und es ist ein Triumphzug, der anglo-amerikanische Popsensibilität mit lateinamerikanischer Rhythmik kreuzt und damit zu ganz erstaunlichen Ergebnissen gelangt.

"Regresa" ist für all jene, die den Rhythmen der Karibik, Mittel- und Südamerikas verfallen sind, eine wahre Fundgrube. Bachata, Reggaeton, Salsa und Merengue sind die Stichwortgeber für die Percussion und das Schlagzeug. Doch kann man von "Regresa" mit gleichem Recht von einer Bedroom- oder Dream-Pop-Platte sprechen. Dies ist nämlich genau jene Mixtur, die Buscabullla mit so großem Erfolg anrühren. Da wäre zunächst jene unheimlich gewitzte und vielfältige Bewegungsfreiheit, welche die Songs aus ihrer Rhythmik beziehen. Agil und vital geht es vor und zurück, auf und ab, doch verhindert das andere Ende der stilistischen Bandbreite, dass die Stücke aus dem Ruder laufen. Denn ätherische Melodieschleifen von allerart Tasteninstrumenten, sowie der zwar glockenhelle, aber eben auch zurückhaltende Gesang Berríos sorgen für eine weich abgefederte Zügelung des rhythmischen Karnevals.

Das eröffnende "Vámono" fährt scheinbar zunächst eine ganze karibische Marching Band mit satten Percussion auf, doch kaum setzt der Gesang ein, verwandelt sich der angedeutete Aufmarsch in eine lebendige Meditation, gleitet aus, schwebt dahin. Gipfel der Raffinesse ist aber, dass dieses Stück zu einem Refrain findet, der beide Elemente gleichberechtigt vereint. Und dieses "sowohl als auch" findet sich immer wieder, wohlige Trägheit, gesendet von einer bequemen Bettstatt, trifft auf agile Drums. Der in einem genüsslichen Groove fußende Rhythmus von "NTE" verträgt sich aufs Beste mit dem lockenden, in seiner Verspieltheit dennoch unheimlich gutmütigen Gesang. Immer wippt und hüpft etwas, doch das übergeordnete Gefühl bleibt das der weitschweifigen Entspannung.

Mit elektronischen Disco-Synths wartet "Nydia" auf, die Vocals verlieren sich in Umarmungen mit sich selbst und münden in einem einfachen, doch spirituell stark aufgeladenen Refrain. Wieder findet man dieses reizvolle Ausloten der Stimmungen, die Percussion sind vielfältig und kraftvoll, doch scheinen Melodie-Instrumente und Gesang gutmütig und ein wenig distanziert über ihnen zu schweben. "Ta que tiempla" besitzt zum Beispiel ein rhythmisches Vor und Zurück, widerspricht damit jedoch nicht dem fast körperlosen Schwelgen der Synths und des Gesangs. Solche Elemente schlüssig zusammenzufügen, gleichzeitig eine Platte für die Tanzfläche als auch für die Hängematte gemacht zu haben, ist der große Erfolg Buscabullas und lässt nur ein positives Zeugnis für den ersten Arbeitsnachweis in der alten, neuen Heimat zu.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Vámono
  • NTE
  • Nydia
  • Ta que tiembla

Tracklist

  1. Vámono
  2. La fiebre
  3. El aprieto
  4. Club tú y yo
  5. Mío
  6. NTE
  7. Manda fuego
  8. No sabemos
  9. Nydia
  10. Volta
  11. Ta que tiembla
Gesamtspielzeit: 30:54 min

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Armin

2020-05-13 20:39:09- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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