David Bowie - ChangesNowBowie

Parlophone / Rhino / Warner
VÖ: 17.04.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein Blick auf das Wesentliche

Veränderung war immer ein grundlegendes Element im Schaffen David Bowies. Vielleicht war es sogar das grundsätzliche, konstituierende Element dieses Künstlers, dessen Musik, Person und Personae sich stets im Wandel befanden. Einen kleinen, aber prägnanten Ausschnitt der Vielseitigkeit des Schaffens des Briten gewährt das BBC-Radio-Special "ChangesNowBowie", das mit reduzierten Arrangements die scheinbare Leichtigkeit, sowie die Stimmigkeit der Kompositionen selbst in den Mittelpunkt stellt. Dass "ChangesNowBowie" einen auffälligen Bogen um die großen Hits macht ist kein Wermutstropfen, denn qualitative Ausfälle sind in Bowies Diskographie ohnehin rar und die Zusammenstellung der Songs auf diesem Album verspricht einen überaus angenehmen Fluss der Musik.

Die Aufnahmen der neun Songs auf "ChangesNowBowie" entstanden im November 1996, während der Proben für Bowies Konzert im Madison Square Garden, anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages. Erstmals zu hören waren diese 1997 auf BBC Radio 1 im Rahmen des Specials "ChangesNowBowie", in welchem die Songs in ein ausführliches Interview von Mary Anne Hobbs mit Bowie eingestreut wurden. Und in genau dieser Version dürfte so mancher Fan die Aufnahmen, wenn auch unerlaubterweise, bereits im Regal stehen haben. Insofern ist es schade, dass der nun offizielle Release das Interview außen vor lässt und so weitaus weniger zu bieten hat, als die seit Jahren kursierende Bootleg-Version.

Nichtsdestotrotz überzeugt Bowie mit seinen Mitmusikern und vor allem seinen Songs restlos. Unterstützt von Gitarrist Reeves Gabrels, Bassistin und Sängerin Gail Ann Dorsey und Keyboarder Mark Plati inszeniert Bowie zurückhaltende, intime Versionen vornehmlich früher Songs seiner Karriere. Etwas aus dem Rahmen fällt das Velvet-Underground-Cover "White light / White heat", das mit verzerrter Gitarre weniger zurückgenommen klingt als die weitestgehend akustischen Versionen der anderen Songs. Hier profitieren vor allem "Aladdin Sane" und "Andy Warhol" von ihrem übersichtlichen Arrangement. Letztlich bringt die Reduktion und das langsame, gemütliche Tempo aber alle Klassiker zum strahlen und rückt Bowies gutes Songwriting ohne viel Bling-Bling in den Vordergrund. "ChangesNowBowie" bietet somit einen klaren Blick auf teilweise verschachtelte Kompositionen, denen die reduzierte Inszenierung nicht schadet, sondern im Gegenteil, dabei unterstützt die Essenz der Songs unverhüllt zu offenbaren.

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Aladdin Sane
  • White light / White heat
  • Andy Warhol

Tracklist

  1. The man who sold the world
  2. Aladdin Sane
  3. White light / white heat
  4. Shopping for girls
  5. Lady Stardust
  6. The supermen
  7. Repetition
  8. Andy Warhol
  9. Quicksand
Gesamtspielzeit: 31:57 min

Im Forum kommentieren

afromme

2020-05-21 13:54:08

...Nachtrag von wegen "Phasen" - das abgefahrene ist ja eigentlich auch, dass Changesnowbowie im November bei den Proben für seine Geburtstagsshow im Januar 1997 entstanden ist... und die Tour, von der die Aufnahmen von liveandwell.com stammen, ging gerade einmal fünf Monate später los. D.h. eigentlich sind ChangesNowBowie und Liveandwell.com aus derselben Bowie-Phase (decken natürlich Material aus anderen Phasen ab), könnten aber kaum unterschiedlicher sein :-D

afromme

2020-05-21 13:43:47

@Machina:
Ich mag diese Bowie-Phase auch sehr. Nach Durchhören der beiden Livealben wäre ich ehrlich gesagt auch viel heißer auf eine physische Variante von liveandwell.com als auf ChangesNowBowie. Letzteres sind halt supersolide und gut gespielte und gesungene Fassungen bekannter Stücke - aber liveandwell.com hat diesen ganzen eher vertrackten Kram aus der 1. Outside/Earthling-Zeit in live - und noch einmal spannender, weil live noch mal mehr mit den Stücken passierte als auf den Studioalben zu finden war. Ein Hallo Spaceboy klingt hier auch noch deutlich rauer und direkter als auf der Reality-Tour (nicht, dass es dort schlecht gewesen wäre).

Ich hoffe ja sehr, dass die Boxsets weitergehen und diese Periode dann wie bisher auch mit den entsprechenden Live-Alben ergänzt wird, inkl. Liveandwell.com

The MACHINA of God

2020-05-17 21:01:10

Liveandwell.com, eine Zusammenstellung von Mitschnitten der 1997er Tour, die frisch auf Spotify zu finden ist

Oh danke für die Info. Das interessiert mich deutlich mehr. Mag diese Phase (95-97) total.

afromme

2020-05-17 20:20:45

Ach, diese Nachverwertung vor allem mit Picture Disks von Singles zu ihrem jeweiligen Erscheinungsjubiläum usw. ging doch schon lange vor Bowies Ableben los, und auch die Boxsets sind grundsätzlich von Bowie mit konzipiert (das erste erschien ja noch 2015).
Die Streitereien bzgl. Wiederveröffentlichung der Tin Machine-Alben haben wohl auch schon vor seinem Tod begonnen - die Position aufseiten Bowie war wohl plötzlich "naja... also 25% an alle... eigentlich ist das ja ein Bowie-Album mit anderen Musikern und kein Bandalbum".
Machen wir uns nichts vor - großer Künstler, aber immer sehr auf Kontrolle bedacht und spätestens seit den 80ern auch ziemlich hart wenn's ums Geschäft ging.
Da steht ihm Iman als hauptberufliche Modegeschäftsfrau allerdings sicherlich in nichts nach.

Man muss da ja auch nicht bei allem mitmachen, aber ist ja nett, wenn auch spannendes veröffentlicht wird - ChangesNowBowie gehört für mich genauso in diese Rubrik wie Liveandwell.com, eine Zusammenstellung von Mitschnitten der 1997er Tour, die frisch auf Spotify zu finden ist (und ein offizielles Release ist obwohl das Cover echt billig bootleggig aussieht).

Annie

2020-05-17 08:06:30

Und gegen Iman ist selbst Yoko Ono sowas wie eine Heilige moralische Instanz...ne Schande überhaupt solche Platten zu rezensieren!

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