
Kaitlyn Aurelia Smith - The mosaic of transformation
Ghostly / CargoVÖ: 15.05.2020
Klang und Körper
Eigentlich könnte man ja meinen, dass man es hier mit einer waschechten Primaballerina zu tun hat: Da verknotet sich Kaitlyn Aurelia Smith halb auf dem Cover ihres neuen Albums "The mosaic of transformation" – und überhaupt spielt Bewegung auf der Platte eine große, wenn nicht sogar gewichtige Rolle. Eine eigene Körpersprache habe sie dafür erlernt, ließ Smith vorab verlauten, und mit jedem weiter ausgebildeten Muskel und den damit verbundenen Zuckungen seien auch die neun nun vorliegenden Stücke entstanden. Und manch einer fühlt sich schon sportlich, wenn er mal eine kleine Runde um den Block gelaufen ist. Donnerwetter!
Ach ja, der gute Donner. Zu dem gehört naturgemäß ein ordentlicher Blitz dazu, und das nicht unbedingt im Geiste. Genau dort funkte es bei Smith dennoch aber gewaltig, und in derart aufgeladener Stimmung wurde "The mosaic of transformation" nicht einfach nur irgendein x-beliebiges neues Album, sondern gleichzeitig laut eigener Aussage eine Ode an die Elektrizität. Soll heißen: Hier frickelt und zischt es mitunter beträchtlich, Haare stellen sich auf, und ab und zu gibt es sogar einen kleinen Stromschlag. Nie gefährlich, versteht sich. Jedoch gerade so deutlich, dass das Herz auch was davon merkt.
Und ebendieses wunderbare Organ, das mit "The steady heart" quasi eine kleine persönliche Liebesbotschaft erhalten hat, klopft hier ein ums andere Mal auch mal etwas schneller. Etwa wenn "Remembering" Natur, Klassik-Konzert und Ambient gekonnt miteinander vereint oder "The spine is quiet in the center" jeden Wirbel einzeln begrüßt, sich dramatisch immer wieder aufbäumt und dann doch mit sanften Wellen der Entzückung abschließt. Hach.
Klanglich am stärksten und körperlich am herausforderndsten wird "The mosaic of transformation" gegen Ende. Denn klar spannt es im Nacken mal kurz, wenn nicht nur einer, sondern gleich zwei viel zu kurze 30-Sekünder das Finale einleiten. Ist das noch Kunst oder schon Chuzpe? Irgendwie ja beides. Die Versöhnung erfolgt mit dem epischen "Expanding electricity", das nicht nur an der Elf-Minuten-Marke kratzt, sondern auch ein bisschen an der Haut. Dort kribbelt es insbesondere ab der zweiten Hälfte mächtig, im Brustkorb springt das Herz gefühlt abermals durch die Gegend und kommt kaum hinterher mit der Versorgung des restlichen Leibes. Ein Album wie ein Defibrillator: Manchmal kommt es einfach auf die richtige Menge Strom an. Dann stellt sich der Kick von ganz alleine ein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The steady heart
- Expanding electricity
Tracklist
- Unbraiding boundless energy within boundaries
- Remembering
- Understanding body messages
- The steady heart
- Carrying gravity
- The spine is quiet in the center
- Overflowing
- Deepening the flow of
- Expanding electricity
Im Forum kommentieren
Lateralis84skleinerBruder
2020-05-08 08:41:37
Frage mich gerade, wie das jetzt klingen mag. Kenne nur ein paar Stücke von der Ears (eigentlich nur den Closer so wirklich)
Armin
2020-05-06 21:12:02- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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