Ariel Pink - Ariel archives – Cycle 2

Mexican Summer / Al!ve
VÖ: 24.04.2020
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ganz alte Schule

Auf die Beatles beruft sich ja traditionell alles, was einmal eine Gitarre in der Hand hatte. Kann man manchmal glauben, kann man meistens lassen. Bei Ariel Pink ist der Fall so gelagert, dass auch hier zumindest die Fans sofort nach den Beatles brüllen, obwohl allein ein Ohr zum Hören schon reichen würde, um die Beach Boys als Hausgötter zu identifizieren. Beatles? Beach Boys? Gähn. Da mögen manche mit den Schultern zucken und fragen: Was soll denn diese kleinkarierte Erbsenzählerei bitteschön? Für manche macht diese Unterscheidung eine ganze Welt. Für Ariel Marcus Rosenberg alias Ariel Pink zum Beispiel.

Denn welche Macht süßliche, herzergreifend komplexe Stufenharmonien auf Rosenberg ausüben, das macht einmal mehr diese beeindruckende Werkschau deutlich, die der Kalifornier just aus seinen drei Alben "The doldrums", "Worn copy" und "House arrest" zusammengebastelt hat. Wobei, gebastelt wurde hier gar nix: Die drei Alben gibt es rund 15 Jahre nach Erstveröffentlichung unter dem Titel "Ariel archives – Cycle 2" ab jetzt remastert zu hören. Remastert heißt in diesem Fall: abgespacter LoFi-Sound, Matschgitarren, Blechtrommeln, Lautstärkeschwankungen. Und natürlich ist das auch wie bei Ausgabe Nummer eins in der Hauptsache ein Spaß für Komplettisten, denen die Erstveröffentlichungen zu clean und professionell waren.

Die vormaligen Kassettenrekorder-Aufnahmen wurden zu dem Zwecke der Wiederveröffentlichung entstaubt und nochmals durchs Mischpult gejagt. Und man muss da schon die Luft anhalten, weil man hier sofort hört, was für ein genialischer Songwriter da am Werk ist. Dazu noch imposante Referenzen: Die Melodien stammen aus der alten Brian-Wilson-Schule, die Gitarren wären ohne J Mascis nicht zu denken, die Frisur kommt von Kurt Cobain. Hier ist alles nahezu komplett angelegt, was Ariel Pink, der sich zu diesem Zeitpunkt noch als Ariel Pink's Haunted Graffiti verdingte, bis heute auszeichnet.

Ein bisschen Zeit für Wahnsinn muss man also mitbringen, wenn man sich durch diesen dreistündigen Trip durchs Kalifornien der Jahrtausendwende begeben will. Allein das fantastische "The ballad of Bobby Pyn", das sich über zehn Minuten durch eine überschaubare Soundschleife wummert, findet keinerlei Fokus, ist aber fantastisch anzuhören. Oder der Up-Tempo-Garagen-Spaß "Jules lost his jewels", der heute noch besser klingt, als das, was die meisten The-Bands in jenen Zeiten aus ihren Amps herausquälen konnten. Oder der softe Doors-Spaß "Life in L.A.": großes, bekifftes Vergnügen. Aber, und das macht dieser Zusammenstellung dann leider den Garaus: Die Platten gibt's schon, die Songs gibt's schon, und der "neue Sound" ist keinerlei Gewinn, eher gereicht er zum Nachteil.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The ballad of Bobby Pyn
  • Jules lost his jewels
  • Life in L.A.
  • Gettin high in the morning

Tracklist

  • CD 1
    1. Good kids make bad grown-ups
    2. Strange fires
    3. Among dreams
    4. For Kate I wait
    5. Haunted graffiti
    6. Gray sunset
    7. The doldrums
    8. Envelopes another day
    9. The ballad of Bobby Pyn
    10. Don't think twice (love)
    11. Until the night dies
    12. Crying
    13. Theme from unreleased Claris Gardens
    14. Let's build a campfire there
    15. Young pilot astray
  • CD 2
    1. Trepanated Earth
    2. Immune to emotion
    3. Jules lost his jewels
    4. Artifact
    5. Bloody (bagonias)
    6. Credit
    7. Life in L.A.
    8. The drummer
    9. Cable access follies
    10. Creepshow
    11. One on one
    12. Oblivious peninsula
    13. Somewhere in Europe / Hotpink!
    14. Thespian city
    15. Crybaby
    16. Foilly foibles / Gold
    17. Jagged carnival tours
  • CD 3
    1. Hardcore pops are fun
    2. Interesting results
    3. West coast calamities
    4. Flying circles
    5. Gettin high in the morning
    6. Helen
    7. Every night I die at miyagis
    8. House arrest
    9. Alisa
    10. The people I'm not
    11. Almost waiting
    12. Oceans of weep
    13. Netherlands
    14. Higher and higher
Gesamtspielzeit: 203:12 min

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Analog Kid

2020-05-07 17:44:52

Wie es aussieht, gibts die beiden Archives über die herkömmlichen Wege nur als Vinyl? Ansonsten anscheinend als Download nur via mexicansummer-label. Irgendwie gar nicht so einfach da ranzukommen... turnt mich jetzt doch etwas ab

Nasentasse

2020-05-07 17:38:05

Dort fehlen die Referenzen.. ist das gewollt?

Analog Kid

2020-05-06 21:23:09

Ich glaub ich brauch das. Und den Vorgänger ebenfalls.

Also eigentlich würde der Rezensent mehr geben, wenn es die Alben nicht schon geben würde, oder wie ist das zu verstehen?

Kenne die Sachen vor "Before Today" nämlich leider noch nicht.

Armin

2020-05-06 21:11:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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