The Wannadies - Before & after

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 18.08.2003
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Back for good

The Wannadies - da war doch mal was? Ach ja, wir erinnern uns! Damals, 1996: Das gesamte britische Empire wird von den Lokalmatadoren Blur, Oasis, Pulp und Suede beherrscht. Ganz Britannien? Nein, eine kleine Band aus Schweden leistet erbitterten Widerstand und besetzt mit charmanten Singles wie \"Hit\" oder \"Someone somewhere\" regelmäßig die oberen Plätze der UK-Charts. Und als dann noch der zuckersüße \"You and me song\" vom \"Romeo & Julia\"-Soundtrack seinen Siegeszug antritt, gibt es keinen, der die Wannadies auf der Stardom-Treppe nicht ganz weit oben sieht. Drei Jahre Pause zwischen dem 97er-Megaseller \"Bagsy me\" und dem etwas enttäuschenden 2000er-Album \"Yeah\" waren dann aber doch zuviel, um dem Quintett einen Platz an der Sonne zu erhalten. Zum kommerziellen Mißerfolg gesellten sich private Querelen und Ärger mit der Plattenfirma - die Folge war der einstweilige Rückzug in die Heimat.

Von dort, wo 1989 alles begonnen hat, geht es für Sänger Pär Wiksten & Co. mit neuem Label und neuem Produzenten nun wieder los. und doch genau da weiter, wo sie vorher aufgehört haben. Das heißt, Pop und Punk werden mit Singalong-Refrains gekreuzt und zwischendurch leicht bekömmliche Balladen serviert. Im Vergleich zum rauhen \"Yeah\" klingt das neue Material zwar deutlich besonnener und verspielter, der Wiedererkennungseffekt stellt sich aber schon beim Opener \"Little by little\" ein. Pär Wikstens markantes Organ und die liebliche Stimme von Christina Bergmark ergänzen sich gewohnt perfekt, und auch sonst hält man sich musikalisch eng an die bekannten Vorbilder. Wo Wannadies draufsteht, ist auch Wannadies drin. Und warum auch nicht, früher hat das Ganze ja gut funktioniert. Oder ist das altbewährte Konzept mittlerweile doch ausgelutscht?

Tatsächlich kann das mittlerweile sechte Album der Schweden trotz aller Nettigkeit nur selten Höhepunkte setzen. Klar unterteilt in den \"Before\"-Part mit flotten Nummern und dem \"After\"-Part mit soften Balladen, gelingt es der Band kaum echte Spannung zu erzeugen. So schnell, wie sich die Songs im Ohr niederlassen, rutschen sie auch wieder heraus. Tiefgehendes Songwriting und clevere Texte würde man von den Wannadies ja gar nicht erwarten, aber eine derart penetrant vorgetragene Fröhlichkeit, wie sie hier praktiziert wird, wirkt irgendwann auch zu aufgesetzt.

Ab und an klappt es mit den Hits dann aber doch so, wie man es aus \"Bagsy me\"-Zeiten kennt. \"Skin\" oder \"Uri Geller\" sind Popsongs aus dem Lehrbuch, die trotz aller Belanglosigkeit nichts anderes wollen und tun, als gute Laune zu verbreiten. Und auch als Trauerkloß macht Pär Wiksten gelegentlich eine gute Figur. Wenn er im melancholischen \"Can\'t stop you\" oder \"Love letter\" seine Angebetene anschmachtet, scheint die Welt schon fast wieder in Ordung zu sein. \"Bang goes the nation, a big celebration / The water\'s clear, summer\'s here\" geben die Wannadies in \"Uri Geller\" als Motto aus. Ja, doch, als Soundtrack für einen unbeschwerten Sommer geht \"Before & after\" gerade noch in Ordnung. Im Herbst kann man ja dann wieder die Coldplay-Platten aus dem Regal ziehen.

(Christof Nikolai)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Skin
  • Uri Geller
  • Can\'t stop you

Tracklist

  1. Little by little
  2. Nothing wrong
  3. Piss on you
  4. Skin
  5. Uri Geller
  6. All over me
  7. Disko
  8. Singalong son
  9. Come with me (till things get better)
  10. Happy
  11. Can't stop you
  12. Love letter
Gesamtspielzeit: 36:49 min

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