Trivium - What the dead men say
Roadrunner / WarnerVÖ: 24.04.2020
Totgesagte pogen länger
Nein, man kann ganz und gar nicht sagen, dass die Karriere von Trivium bislang sonderlich geradlinig verlaufen sei. Was noch nicht einmal zwingend daran liegt, dass die Band, deren Gründer sich bereits im Teenager-Alter zusammengefunden hatten, ganz besonders erratisch agierte, sieht man einmal von der Stilfindung auf den ersten drei Alben ab. Hinzu kamen allerdings gesundheitliche Gründe, die Frontmann Matt Heafy fast die Karriere kosteten, viel zu häufige Besetzungswechsel – und naja, der ein oder andere inspirationslose Griff in den Abort wie 2015 beim rotzelangweiligen "Silence in the snow". Insofern ist der Ausblick auf "What the dead men say", das neunte Studioalbum der Band aus Orlando, nicht allein von Vorfreude geprägt. War das sehr starke "The sin and the sentence" nun ein Aufbäumen, ein einsames Highlight, oder doch der Weg dahin, das unbestritten vorhandene Potenzial endlich auszuschöpfen?
Zunächst einmal ist es dem Quartett tatsächlich einmal gelungen, ein Album in der selben Besetzung wie beim Vorgänger einzuspielen. Dass aber der Titeltrack nach kurzem Intro einen derartigen Scheitel zieht, war so nicht unbedingt zu erwarten. Ohrenscheinlich ist bei Heafy nichts mehr von seinen Stimmband-Problemen zu hören, die Shouts sind punktgenau, während seine Gitarrenarbeit gemeinsam mit Corey Beaulieu schon immer über jeden Zweifel erhaben war. Der bockstarke Refrain ist dann nur noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Derart warmgespielt, wird "Catastrophist" von einem lupenreinen Thrash-Riff eröffnet – und mutiert nach der Hälfte der Spielzeit zu einer veritablen Abrissbirne, bei der trotz aller Härte immer wieder kleine Spielereien der Sechssaiter hervorblitzen. Viel besser kann man sowas nicht spielen.
Nun, zumindest bis zum folgenden "Amongst the shadows and the stones", welches die erwähnte Abrissbirne von vorhin direkt einmal zu einem weichen Birnchen degradiert. Weia, lässt es der Vierer hier krachen. Und doch schafft es Beaulieu auch hier im Solo-Part noch ein dezent filigranes Gitarrenlick unterzubringen, als wolle er die Hörer nochmal sanft tätscheln, bevor das nächste Riff zünftig in der Magengrube einschlägt. Es wäre wohl unmenschlich, sollte dieses Feuerwerk so weiterbrennen. Doch auch, wenn zwischendurch nicht jedes Riff zündet und die Single "Bleed into me" allzu aufdringlich Richtung Airplay schielt, reißen sich Trivium zum Ende der Platte nochmal am Riemen. Und feuern insbesondere mit den letzten beiden Songs nochmal zwei feinste Granaten ab, bei denen man sich fragt, von welcher Muse Hauptsongwriter Heafy denn bitte geküsst worden ist.
Nach längerer Zeit gelingt es Trivium endlich wieder, eine Platte zu produzieren, die ihr ganzes Können widerspiegelt. Selten haben es die Amerikaner geschafft, Aggressionen so kunstvoll mit Melodien zu verweben. Dass insbesondere die Gitarrenarbeit zu den technisch höchstwertigen des Genres zählt, darüber gibt es schon lange keine zwei Meinungen mehr. Wäre da nicht diese kleine Kunstpause im Mittelteil des Albums, die Elogen fielen wohl noch euphorischer aus. Und wollte man den Vergleich zu den ähnlich gelagerten Heaven Shall Burn und ihrem großartigen "Of truth and sacrifice" ziehen, behielten die Thüringer wohl die Nase vorn. Doch wer weiß – vielleicht schaffen es auch Trivium, die Spitzenposition der hiesigen Charts zu erklimmen. Die Qualität dafür hat "What the dead men say" allemal.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Catastrophist
- Amongst the shadows and the stones
- Bending the arc to fear
Tracklist
- IX
- What the dead men say
- Catastrophist
- Amongst the shadows and the stones
- Bleed into me
- The defiant
- Sickness unto you
- Scattering the ashes
- Bending the arc to fear
- The ones we leave behind
Im Forum kommentieren
Armin
2020-04-22 15:48:13- Newsbeitrag
tjsifi
2020-04-22 10:15:17
Matt's Stimme hört sich immer noch irgendwie flach und gedrückt an.
Ansonsten sind die Songs bisher leider wieder eher generisch und solide, da ist nichts was mich wirklich umhaut bzw. mitreisst.
Armin
2020-04-16 20:08:20- Newsbeitrag
Trivium haben einen neuen Song ihres kommenden Albums "What The Dead Men Say" veröffentlicht, das kommende Woche Freitag (24. April) erscheint. "Amongst The Shadows & The Stones" lautet der poetische Titel des gewohnt wuchtigen Tracks, den ihr unten unten hört.
"Die Inspiration zu dem Song entstand, als eine Kriegsgeschichten-Website, der ich folge, die Story eines Soldaten postete, der die Gräber seiner gefallenen Kameraden besucht und dazu sagte, er laufe 'amongst the shadows and the stones’", so Trivium-Gitarrist Corey Beaulieu. "Die erste Sache, die mir kam, war 'The ghosts of war will haunt my bones, amongst the shadows and the stones', was dann die Musik zum Song inspirierte. Der textliche Inhalt veränderte sich komplett, als wir tiefer ins Songwriting einstiegen, doch das war der erste Funke. In seiner schlussendlichen Form fängt 'Amongst The Shadows & The Stones' einige der wuchtigsten Elemente ein, die der Trivium-Katalog je zu bieten hatte."
Vor "Amongst The Shadows & The Stones" hatten Trivium vom kommenden Album bereits die erste Single "Catastrophist" und den Titeltrack veröffentlicht. "What The Dead Men Say" ist das neunte Album von Trivium und wurde von der Band gemeinsam mit Josh Wilbur produziert.
Armin
2020-04-15 20:31:10- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2020-03-26 19:01:28- Newsbeitrag
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