Black Rebel Motorcycle Club - Take them on, on your own

Virgin / EMI
VÖ: 25.08.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Widerstand ist zwecklos

Gut, die Herren Turner, Hayes und Jago vom Black Rebel Motorcycle Club stecken in speckigen Lederjacken. Und ja, ihre Frisuren sehen aus, als hätten sie eine zu ordentliche Brise Fahrtwind abgekriegt. Den mühsam zurechtgelegten Klischees von einer verwegenen Bikergang werden sie aber trotzdem keine fünf Minuten lang gerecht. Introvertierte Menschen, so erzählt man sich, sind das. Grübler und Selbstzweifler, darüber hinaus schweigsam wie ein ganzer Friedhof. In Interviews sollen sie kaum zwei zusammenhängende Sätze ohne längere Denkpause zustande bringen. Der Drummer stand bei einer Preisverleihung mal so lange schweigend auf der Bühne, bis er vom Sicherheitsdienst gegangen wurde. Und jetzt machen die das hier.

Das Debüt des B.R.M.C. war in jeder Hinsicht riesengroß. Songs, die kein Ende fanden, ausufernde Klangversuche, hier noch eine Gitarrenspur, da noch ein Soundscheibchen und obendrauf die dicksten psychedelischen Nebelschwaden seit The Jesus & Mary Chain das Geistsein aufgegeben haben. Hätte man trotzdem noch einen Wunsch freigehabt, man hätte wohl um etwas mehr Schnörkellosigkeit, mehr Mut zur Direktheit gebeten. Und genau dort setzt Album Nummer zwei ein gutes Jahr nach dem Blitzstart an. "Take them on, on your own" packt fester zu und kommt schneller zur Sache als sein Vorgänger. "We're not hiding behind anything anymore" meint Bassist Robert Turner dazu. Und seine Band kann plötzlich kaum mehr Laufen vor Selbstbewußtsein.

Im Klartext heißt das: Dauerfeuer aus allen Rohren. Und natürlich auch in alle Richtungen. "Stop" tritt die Lawine hinter einem gewohnt schmutzigen Fuzzbaß los, das knochige "Six barrel shotgun" schiebt geladene Knarren in offenstehende Rachen. "Shut your eyes or they'll show you no mercy." Gitarren heulen, Stimmbänder reißen, Fetzen fliegen. "Take them on, on your own" brennt lichterloh und berauscht sich am eigenen Feuer, bis nicht mal mehr George W. als ebenbürtiger Gegner erscheint. "US government" ist ein ätzendes Etwas von einem Song, dem die krummsten Gitarrendinger gerade wild genug sind. "We are the ones that burn your pride / And you're burning bright."

Mit frischem Selbstverständnis im Gepäck traut sich der Club aber auch an gänzlich neue Spielsachen heran. Akustikgitarren im andersseitigen "And I'm aching", verwackelter Popappeal im hypnotischen "In like the rose", totaler Psycho-Burnout im finalen, kurvenreichen "Heart + soul". Hätte man das ganze jetzt noch in eine strammere Form gebracht, "Take them on, on your own" wäre wohl mehr geworden, als man gemeinhin aushalten kann. Ein monumentales, fulminantes und mutmachendes Album ist es natürlich trotzdem. "Whatever happened to my rock'n'roll?" Eine Frage, die sich erübrigt hat. Hier ist er in guten Händen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Six barrel shotgun
  • In like the rose
  • US government
  • Heart + soul

Tracklist

  1. Stop
  2. Six barrel shotgun
  3. We're all in love
  4. In like the rose
  5. Ha ha high babe
  6. Generation
  7. Shade of blue
  8. US government
  9. And I'm aching
  10. Suddenly
  11. Rise or fall
  12. Going under
  13. Heart + soul
Gesamtspielzeit: 59:09 min

Im Forum kommentieren

Kojiro

2024-01-23 05:28:25

"Heart & Soul" habe ich vor Jahren auch mal in Berlin live hören dürfen. Hat mich völlig weggeblasen. Absolute Wucht, das Ding.

Eiersalat

2024-01-22 23:08:59

Nur bei Heart & Soul geht noch mehr. An guten Tagen fickt mich auch Generation und U.S. Government gut weg. Ja schon geiles Album. Nur Ha Ha High Babe brauch ich irgendwie nicht. Going Under kann auch raus. 8/10

Huhn vom Hof

2024-01-22 23:04:14

Was die Band ab Minute 3:20 bei "In Like The Rose" veranstaltet, ist fantastisch.

Kojiro

2024-01-22 22:45:01

Immer noch ganz viel Liebe für "Shade Of Blue".

kingsuede

2024-01-20 13:14:13

Ich finde auch, dass der Zweitling etwas unterschätzt ist. Muss ich wieder öfter hören.

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