
Azusa - Loop of yesterdays
Plastic Head / SoulfoodVÖ: 10.04.2020
Ist das noch J-Pop?
Fun-Fact zum Start: Irgendwer hat sich bei last.fm den Spaß erlaubt, Azusa mit "J-Pop", "Anime" und dergleichen Kram mehr zu taggen. Wer also dort an den Referenzen Fefallen finden sollte, wird beim Einlegen von Azusas zweitem Langspieler "Loop of yesterdays" aller Wahrscheinlichkeit nach eine sehr, sehr schmerzhafte Begegnung von Unterkiefer und Tischkante machen müssen. Warum? Nun, zum Beispiel, weil Wikipedia die Band als Progressive-Extreme-Metal-Supergroup – nein, es ging wohl keine Nummer kleiner – ausweist. Und weil hier Ex-Mitglieder von unter anderem The Dillinger Escape Plan und Extol die Instrumente bedienen. Und dazu noch Eleni Zafiriadou am Mikro steht.
Okay, letztere hat sich bei Sea + Air nicht unbedingt verdächtig gemacht, Mitglied einer frickeligen Hartwurst-Combo zu sein. Aber: Wenn die Band mit "Memories of an old emotion" ohne den geringsten Hauch einer Vorwarnung mit voller Wucht und der nötigen Komplexität hinlangt, wird schnell klar, dass die Dame ein bemerkenswertes Organ ihr Eigen nennen darf. Von der Sirene zur Berserkerin und zurück ist es jeweils nur ein Wimpernschlag. Dass der Song dazu in alle Richtungen ausbrechen will und von der Band trotzdem spielerisch unter Kontrolle gehalten wird? Umso besser. Überhaupt muss man auf "Loop of yesterdays" nicht allzu viel Angst vor dem Wort "progressive" haben. Azusa halten es nämlich fast nie überflüssig kompliziert und entscheiden sich immer dann, wenn sie Gefahr laufen, sich im eigenen Tun zu verirren, kurzerhand für die gewitzt vorgetragene Breitseite. So geschieht das beispielsweise in "Rapture boy", das sich zunächst als recht straighter Hardcore-Brecher gibt, zwischenzeitlich mit ein paar psychedelischen Offbeat-Spielereien flirtet und zum Ende über Uffda-Beats und Bratzgitarren soliert.
Ja, das liest sich trotzdem alles ein wenig unhandlich. Und so klingt "Loop of yesterdays" auch die meiste Zeit. Das Quartett gibt sich bei aller Zugänglichkeit eben doch nicht mit unter 17 Ideen pro Song zufrieden, schraubt mitunter wild mitten in den Stücken am Härtegrad herum und ist an den entscheidenden Stellen eben doch nicht ausrechenbar. Aber doch stets nachvollziehbar! Mitunter treiben es Azusa, wie zum Beispiel im stets zwischen fest und flauschig hin- und hergerissenen "Seven demons Mary", dabei bis an den Punkt, an dem der Song fast auseinanderzufallen droht. Und halten die Chose doch irgendwie zusammen. Nur ganz zum Schluss hat die Band ein Einsehen und wuchtet ihren Hörern mit "Ritual aching" zwei Minuten astreines Midtempo-Gekloppe um die Ohren. J-Pop-Afficionados bekommen hier das härteste Album des Genres. Alle anderen eine ganze Menge Krach der versierteren Sorte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Memories of an old emotion
- Rapture boy
- Ritual aching
Tracklist
- Memories of an old emotion
- One too many times
- Detach (feat. Alex Skolnick)
- Seven demons Mary
- Support becomes resistance
- Monument
- Loop of yesterdays
- Rapture boy
- Skull chamber
- Kill / Destroy
- Golden words
- Ritual aching
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Nate
2020-04-21 12:41:49
Bin sehr gespannt drauf. Mag alle Bands der involvierten Mitglieder, inklusive Jumbo Jet und Sea + Air
Armin
2020-04-15 20:27:15- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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