Zooanzoo - Another day in the desert

Lagom
VÖ: 06.03.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Zuhause in der Wüste

"Bisschen Trip-Hop, bisschen Post-Punk, bisschen Electronica", schrieb die Spex vor zwei Jahren über das damals gerade erschienene zweite Zooanzoo-Album "Neck Out". Das klang nach einer interessanten Kombination – und das war es dann auch. Dennoch interessieren sich auch heute noch nicht allzu viele Leute für den "experimental producer of organic and synthetic sounds" (Pressetext). Zooanzoo kommt aus Louisiana, wohnt aktuell in Virginia und veröffentlicht auf dem Label Lagom aus Brooklyn. Das neue Album "Another day in the desert" ist noch mal deutlich weiter von jeglichen Formen elektronischer Tanzmusik entfernt, als die bisherigen, sehr samplefreudigen Alben. Wobei Album sowieso relativ zu verstehen ist, die Zooanzoo-Releases sind alle so etwa 25 Minuten lang.

Man könnte Zooanzoos bisherige Entwicklung so darstellen, dass sein erstes Album "Loud mouth" für einen DJ eines für experimentelle Musik aufgeschlossenen Clubs durchaus noch funktioniert hätte, dass spätestens dieses neue Album jedoch definitiv für den privaten Rahmen gemacht ist. Der Rückzug ins Private zeigt sich erstens darin, dass es keine Drumbeats mehr gibt und zweitens, dass "Another day in the desert" ein sehr trauriges Album ist. Der Künstler über diese Negativität: "Viel Tod in meinem Leben und in all unseren Leben in letzter Zeit. Manche Personen, denen man sich im Augenblick nahe fühlte, genauso wie Menschen, die einem früher etwas bedeuteten, und bei vielen wurde man über die digitalen Medien Zeuge." Als Symbol für die Einsamkeit und Stille, die auf diesem Album zu finden sind, würde das Bild einer Wüste recht gut passen.

Dafür sind die wenigen Sachen, die es zu hören gibt, umso toller. Der Minimalismus bringt Zooanzoo eine Fehlerlosigkeit vergleichbar mit dem ersten The-xx-Album, genretechnisch ist es eine Mischung aus Ambient, Post-Rock und Dream-Pop – in dieser Reihenfolge, wobei die Sounds stark an den aktuell äußerst aktiven japanischen Künstler Celer erinnern, dessen Musik ähnlich schön und gleichzeitig beunruhigend klingt. Manche werden vielleicht sagen, dass eine Spielzeit unter 30 Minuten ja gar kein richtiges Album ist, aber das hier ist wirklich ein zusammenhängendes Stück Musik, bei dem es wenig Sinn macht, einzelne Songs für sich zu hören, und das Zeitgenössische an einem kurzen Album haben ja letztens erst Künstler wie Kanye West gezeigt.

Die Abwesenheit des in Zooanzoos Anfangszeit noch zu hörendem Noise-Pop zugunsten eines Fokus auf Klavier, Drone, Field-Recordings und teilweise auch Gesang, bewirken dieses konsistente Album-Gefühl, in dem ein Track in den anderen übergeht. Wenn es eine Single aus "Another day in the desert" geben soll, wäre vielleicht "Tangled" am besten geeignet. Hier ist Zoo Williams' Gesang ein Klagegesang, das Klavier hört sich auch nicht sehr fröhlich an und darüber legt sich noch ein dunkler Synthesizer – man könnte auch einfach sagen: Wer Godspeed You! Black Emperor mag, wird das hier auch mögen, und dass man das über Zooanzoos Musik sagen kann, war vor zwei Jahren nicht unbedingt zu erwarten.

(Theo Flint)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tangled
  • Until Next Time

Tracklist

  1. Scratch eye
  2. Belly full of rocks
  3. Limbo
  4. Apologies
  5. The grazing creature of light
  6. Parachuting
  7. Tangled
  8. Until next time
Gesamtspielzeit: 22:43 min

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Armin

2020-04-01 21:16:30- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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