Little Dragon - New me, same us
Ninja Tune / Rough TradeVÖ: 27.03.2020
Fühlt Ihr den Puls?
Erinnern Sie sich an die Rezension zum letzten Little-Dragon-Album "Season high"? Vermutlich schon! Für all jene, die länger brauchen: Bereits vor drei Jahren war unser aller Lieblingschefredakteur Armin L. aus M. nicht davon überzeugt, dass die schwedische Electro-Pop-Band relevant genug für unser kleines Familienmagazin ist. Hat er aus der Geschichte gelernt? Mitnichten! Schon wieder wollte er dem Autoren dieser Zeilen den Text ausquatschen, doch Hartnäckigkeit wird belohnt und darum gibt es nun auch zur sechsten Platte der Gruppe aus Göteborg, "New me, same us" eine kleine Rezension. Verdient haben sie es allemal: Ihre Vermählung von zeitgemäßem Electro-Pop und zartschmelzendem Neunzigerjahre-R'n'B bleibt weiterhin ein spannendes musikalisches Projekt, wenngleich die letzten Alben nicht mehr an das Band-Meisterwerk "Ritual union" aus dem Jahre 2011 heranreichten. Alles jedoch Jammern auf hohem Niveau.
"New me, same us" lebt natürlich von den gleichen Zutaten wie die Vorgänger, experimentelle Neuerungen hält das neue Album nicht bereit. Die Stimme der japanischstämmigen Sängerin Yukimi Nagano trägt weiterhin jede Menge Schmelz, links und rechts davon pulsiert der Rhythmus, Beats sorgen abwechselnd mal für entspannte Relaxtheit, mal für schummrige Club-Stimmung. Thematisch erkunden Little Dragon auch keine neuen Randbereiche der menschlichen Existenz: Liebe, Verlust, Sehnsucht, Herzschmerz und Tod bleiben die zentralen Sujets, um die herum sich die Melodien in Schale werfen. Im starken Opener "Hold on" darf der Bass funky Pirouetten drehen, Nagano liefert mit ihren Vocals jene Menge Soul, während freidrehende Synthies den Song am Ende ins All schießen. Fast nahtlos gestalten Little Dragon den Übergang zum folgenden "Rush", das sich tribalistisch aufbäumt und amerikanische, afrikanische und asiatische Einflüsse zu einem zähflüssigen Electro-Amalgam verschmelzt.
Little Dragon finden auf "New me, same us" zur alten Form zurück, so viel wird bereits in den ersten zwingenden Songs deutlich: Die Strukturen sind wieder klarer, weniger nebulös, ihre Songs denken größer als zuletzt, erlauben maximalen Eingang wie beispielsweise das eindringlich-atmosphärische "Another lover", dessen Zauber man sich kaum entziehen kann. "Every rain" schält sich in der Folge aus einem ebenfalls hochinfektiösen Beat, eine frühlingswarme Komposition, die ihre pulsierende TripHop-Ader ebenso wenig versteckt wie ihre Liebe zum reinen Pop. Im sechsminütigen "Stay right here" wird es gegen Ende dann regelrecht sphärisch: Was zunächst wie ein Wiegenlied beginnt, mutiert rasch zur karamelligen Soundinstallation, Nagano sehnt und fleht mit Nachdruck, der Bass rollt in tiefsten Tiefen. Little Dragon finden hier ihre etwas abhanden gekommene, emotionale Wucht wieder. Und das, bei allem offen zur Schau gestellten Schönklang. Eine positive Entwicklung, die man, und so schließt sich der Kreis, besser nicht verpassen sollte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hold on
- Another lover
- Every rain
Tracklist
- Hold on
- Rush
- Another lover
- Kids
- Every rain
- New fiction
- Sadness
- Are you feeling sad?
- Where you belong
- Stay right here
- Water
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Armin
2020-04-01 21:14:06- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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